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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. September 2014; 23:30
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Krieg und Frieden/Wien:

> Deserteursdenkmal noch österreichischer

Im Wiener rot-grünen Regierungsabkommen 2010 war als Vorhaben "Errichtung
eines Mahnmals für Deserteure" ausgemacht worden. Dann verging einige Zeit.
Letztes Jahr hieß es -- bei der Präsentation des Denkmalentwurfs -- nur mehr
"Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz". Deserteure wollte man dann
wohl doch nicht belobigen -- da könnten ja vielleicht auch Fahnenflüchtige
des Ersten Weltkriegs mitgemeint sein. Oder sogar solche Männer, die dem
österreichischen Bundesheer unerlaubt ferngeblieben sind.

Im hiesigen Kriegsministerium tut man ja überhaupt alles, um ein
Deserteursgedenken nur ja nicht in die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Als
2012 am Nationalfeiertag am geplanten Standort des Denkmals am Ballhausplatz
ein Gedenken stattfinden sollte, wurde das mit der Argumentation
unterbunden, das Bundesheer bräuchte den Platz, um seine LKWs zu parken. Das
Personenkomittee "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz"
akzeptierte das und verzupfte sich zu einer Gedenktafel im Grünen in Kagran.
Ebenso war das 2013 der Fall.

Aber heuer! Heuer soll das Denkmal fertig werden. Spätestens am
Nationalfeiertag. Die Eröffnung wird aber trotzdem nicht an diesem Tag
stattfinden, sondern geplant ist der 24.Oktober, ein Werktag -- um 11 Uhr
vormittags. Die Argumentation sei, so angeblich das Personenkomitee, daß am
26.Oktober das Gedenken im Bundesheergewimmel untergehen würde.

Direkte Nachfragen der akin beim Personenkomitee waren bislang nicht von
Erfolg gekrönt. Auch ob es die 2013 versprochene Zusatztafel, auf der
erklärt wird, was das Gebilde überhaupt darstellen soll, geben wird, ist
unklar. Angeblich, so hieß es jetzt von den Grünen, sei der Text für diese
Tafel immer noch nicht fertig. Wahrscheinlich wird also am 24.Oktober in
aller Stille und unter nicht sehr reger Beteiligung ein völlig
unverständliches Denkmal, das Uninformierten wie eine sinnlose Treppe ins
Nichts erscheinen muß, eröffnet, damit am 26.Oktober der Militarismus wieder
ungestört sein großes Fest feiern darf.

Irgendwann wird man sich dann auf einen Text für die Zusatztafel einigen, in
dem das Wort "Deserteure" nicht vorkommt und der statt antimiltaristischem
Gedenken hauptsächlich Österreich-Patriotismus transportiert.

Das ist aber egal, denn die Aufstellung dieser Tafel wird nach der Eröffnung
sowieso auf den St.Nimmerleinstag verschoben, weil schließlich ist mit der
Aufstellung des Denkmals dem Regierungsabkommen ja eh schon Genüge getan
worden. Ein österreichisches Schicksal...
*Bernhard Redl*

Link zum Personenkomitee: http://www.pk-deserteure.at
Inoffizielle Facebook-Seite: https://www.facebook.com/1458409617775252
Zur Präsentation des Entwurfs 2013: http://wp.me/p2EDLB-e9

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Update 17.9.2014: Siehe auch nachfolgende Debatte in akin 19/2014:
Stellungnahme Personenkomitee
Stellungnahme Redaktion

 


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