akin-Pressedienst
Elektronische Teilwiedergabe
der nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'
Nachdruck von Eigenbeiträgen mit Quellenangabe erbeten
Namentlich gezeichnete Beiträge stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts
über eine anderweitige Verfügungsberechtigung aus

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Empfaenger : /A/TERMINE/WIEN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Aufruf-Treffen am Dienstag: WICHTIG
Datum : Mo 13.05.96, 02:27
Groesse : 1965 Bytes
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"Aufruf":
Konzept Rädelsführerin neu
Die Prozesse rollen. Wegen des "Aufrufs zum Ungehorsam gegen Militärgesetze" (Ich weiß, ich weiß: gäääääähn! Aber den Gerichten
wird es ja auch nicht zu blöd.) hat die Dampfwalze bereits eine Geschwindigkeit von 100 Prozessen/Monat erreicht. Nicht genug damit, haben wir auch eine neue Rädelsführerin: Birgit Hebein ist verdächtig, das Inserat mit dem 3.Aufruf an das Profil in Auftrag gegeben zu haben.

Das könnte übel ausgehen. Daher ist es wohl doch notwendig, noch einmal die Ärsche zu heben und zur Aktionsbesprechung am *14.Mai* um 18h in die Bürogemeinschaft, Schotteng. 3a/1/4/59, 1010 Wien zu kommen. Weitere Infos: (0222)533-1238 (TV-Gruppe), 535-6200
(akin), 505-1952/0 (GE). Und nicht vergessen: Solidarität ist eine W... -- ah nein, das darf man ja nicht sagen, sonst wird man
gleich wieder von den F-chen zitiert. *br*
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Empfaenger : /CL/SUEDAMERIKA/ALLGEMEIN, /CL/KLIMA/TROPENWALD
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Raubbau an Chiles Wäldern
Datum : Mo 13.05.96, 02:30
Groesse : 4579 Bytes
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akin-Pressedienst
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Chile:
> Das Spiel mit dem Feuer-Land
Der südlichste Regenwald der Welt droht der
Papierindustrie zum Opfer zu fallen
Stabiles Wirtschaftswachstum und niedrige Inflation haben Chile
zum Musterland Lateinamerikas gemacht. Kaum jemand möchte sich heute an den Preis erinnern, den die Chilenen für die neoliberale Wirtschaftsreform der Pinochet-Diktatur zahlen mußten. Vor den ökologischen Folgen dieser Wirtschaftspolitik lassen sich die Augen jedoch immer schlechter verschließen.
In fast allen Häfen Südchiles ragen Berge aus Holzchips in den Himmel. Weltmarkt und Papierindustrie machen auch vor dem subantarktischen und gleichzeitig südlichsten Regenwald der Welt nicht halt. Die dortigen Südbuchenwälder (Nothofagus pumilio, betuloides und antarctica) mit ihrer großteils nur 2 bis 10 cm dünnen Humusschicht sind ein äusserst fragiles Ökosystem.
Das weltweit größte Holznutzungsprojekt "Rio Kondor", ein ökologisches Desaster, steht in Feuerland kurz vor Beginn -- im Herzen einer beeindruckend schönen, von Flüssen, Seen und Wäldern mit großer Artenvielfalt geprägten Landschaft.
267.000 Hektar der Insel Feuerland, mehr als ein Viertel davon von bisher unberührtem Urwald bedeckt, wurden 1991 von der neuen chilenischen demokratischen Regierung zu einem Preis von 5 US$ pro Hektar an ein chilenisch-kanadisches Firmenkonsortium veräußert. Zwei Jahre später taucht selbiges unter dem Namen Forestal Trillium (FTR) als neues Joint-venture wieder in Chile auf. Dort werden nun 5 Mio. US$ in Lobbying investiert. Eine als
"freiwillige Umweltverträglichkeitsprüfung" bezeichnete Public-Relations-Kampagne gleicht einer Woge, die langsam wachsendes ökologisches Bewußtsein im Keim ersticken soll.
Bisher ist jedenfalls unklar, ob unter den extremen klimatischen Bedingungen Patagoniens überhaupt Wald nachwachsen kann. Daher wurde die von Trillium geplante Vorgangsweise im Gutachten der Umweltbehörde deutlich als drohende irreversible Schädigung des Naturhaushaltes bezeichnet. Trotzdem wurde das Projekt in einer politischen Abstimmung approbiert.
Der Staat kommt dem Konzern bereits während der UVP-Phase mit Infrastrukturmaßnahmen -- sprich Straßenbau zur Erschließung des Gebiets -- entgegen. Darüber hinaus wird der Firma 50 Jahre lang Steuerfreiheit gewährt. Die Verabschiedung eines Forstgesetzes wird seit drei Jahren von diversen Holzfirmen im Senat blockiert.
Obendrein beabsichtigt man, die jahrhundertealten Stämme wertvollster Edelhölzer, die auf dem Weltmarkt Preise bis zu 12.000 US$ per Festmeter erzielen können, vorrangig zu Holzchips -- als Grundstoff für die japanische Papierindustrie, Hauptabnehmer der chilenischen Holzproduktion -- zu verarbeiten: Das bedeutet zugleich Umweltzerstörung und geringstmögliche Wertschöpfung.
Eine mögliche Verringerung der Marktchancen ist eines der wenigen Argumente, die in der beschriebenen Situation zu einem sensibleren Umgang mit den Naturschätzen beitragen können. Deshalb steht die "Allianz für die chilenischen Wälder" via Internet (http://ona.fi.umag.cl/126 ASCI roalvara) (http://ona.fi.umag.cl/ mmen) für Informationen zur Verfügung.
*Christine Röhrer aus Magallanes/Chile; Der Standard, 4.5.1996*
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Anmerkung: Weitere Informationen zu Chile siehe auch akin 8/96. Technischer Hinweis für Internet-Surfer: Die Adresse kommt dem
LayOuter komisch vor. Vielleicht steht "126ASCI" für eine Tilde
("~"), dieses Zeichen hat nämlich den ASCII-Code 126.
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Empfaenger : /CL/ENERGIE/ALTERNATIVEN, /A/NEWS/SOLAR, /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Solar-Energie-Video und Slowakeiprojekt
Datum : Di 14.05.96, 01:34
Groesse : 2538 Bytes
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akin-Pressedienst
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Sonnenenergie:
> Der Schnorr-Brief der Woche
Dank Umweltministerium und Gemeinde Wien steht die Förderung des 1.Solarprojektes der Slowakei jetzt fest. Die solare Warmwasseranlage für die Küche der Grundschule in Kalna nad Hronom ist ausfinanziert. Daher gibt es neue Pläne, um den Meinungsbildungs- und Bewußtseinsprozeß der slowakischen Bevölkerung noch nachhaltiger auf die Nutzung erneuerbarer Energien zu lenken:
- Montage einer Solaranlage für die Duschen des Turnsaales der Grundschule
- Alternativenergieausstellung in der Schule
- Schulunterrichtsprojekt: Theoretische und praktische Behandlung der Möglichkeiten und Vorteile der Nutzung erneuerbarer Energien
- Schulung der LehrerInnen des Landkreise zu diesem Thema
- Öffentlichkeits- und Medienarbeit
Spenden an: Frauen für eine atomkraftfreie Zukunft, Fehnerweg 16, 2380 Perchtoldsdorf. PSK-Konto 93022965
*Quelle:Pro Slowakei atomkraftfrei*
> Solar-Video
Der im Auftrag des Österreichischen Naturschutzbund produzierte Film "...denn sie wissen, was sie tun -- Ökoland Österreich" soll aufzeigen, daß die Vison der Deckung des gesamten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energieträgern durchaus realistisch sei. Der Film (VHS, Dauer 45 Minuten) ist erhältlich nach Einzahlung von öS 100,- auf das Konto 2110492 bei der Salzburger Sparkasse, BLZ 20404, Kennwort Ökoland Österreich.
*Quelle: ÖNB Szb./gek.*
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Empfaenger : /A/PRESSE, /CL/MENSCHENRECHTE/EUROPA
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Ausnahmzustand am Karlsplatz
Datum : Di 21.05.96, 13:17
Groesse : 1957 Bytes
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akin-Pressedienst
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Wien/Polizei:
> Ausnahmezustand
G. hat Rasterlocken. Ansonsten ist er kaum besonders auffällig.
Das reicht aber schon. Wozu haben wir schließlich die
Alarmabteilung?
G. wird angehalten. In der U-Bahn-Station Karlsplatz. Beim Umsteigen.
Die Beamten verlangen, daß er sich auszieht. Auf dem Bahnsteig.
Sie könnten schon mit ihm auf die Wache gehen, sagen sie, aber das wäre ziemlich viel Aufwand. "Und dann wärst Du mit uns allein".
G. verzichtet. Zieht sich aus. Bis auf die Unterhose.
Es stellt sich heraus: G. ist kein Junkie. Es gibt auch sonst keinen Grund, G. weiter anzuhalten. G. darf sich wieder anziehen.
Zum Abschied sagt man noch: "Wennst in den nächsten drei Wochen noch einmal da auftauchst, nehm ma dich fest". Rechtsgrundlage? "Wegweiserecht."
G. fragt sich nun, ob er zukünftig nur mehr am Schottenring umsteigen soll. *br*
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Empfaenger : /GRUENE_A/FORUM, /A/PRESSE, /CL/ANTIFA/AKTIONEN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : ÖTB-Bundesturnen in Krems
Datum : Di 21.05.96, 13:19
Groesse : 4968 Bytes
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akin-Pressedienst
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> Kremser Festwochen
Es wird wieder geturnt
Vom 8.7. bis 14.7. 96 findet in Krems/Donau das Bundesturnfest des Österreichischen Turnerbundes statt. Wie schon 1986 müssen wir auch diesmal mit einer Woche des Deutschnationalismus und Rassismus rechnen. Nicht umsonst wird der ÖTB vom "Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands" als "dank ihrer Mitgliederzahl, ihrer organisatorischen Verankerung in ganz Österreich und ihres Ansehens mit Abstand wichtigste Organisation des Deutschnationalismus und Rechtsextremismus" eingestuft. Die Einordnung als rechtsextreme Organisation begründet das DÖW mit dem Selbstverständnis ("Jahnsches Turnen"), den Verbindungen, dem ideologisch fundierten Funktionärskader ("Dietwarte") sowie den ideologisch eindeutig positionierten Publikationen und Organen des ÖTB.
Kein Wunder also, daß 1986 neben harmlosen Sportinteressierten (die den größeren Teil der ÖTB-Mitglieder ausmachen), überzeugten Deutschnationalisten und Rechtsextremisten auch bekennende Nationalsozialisten (Küssel, Schimanek, Endress) durch die Kremser Landstraße marschierten. Nicht fehlen durften natürlich die ÖTB-typischen "Rassenreinheit"-Flaggen sowie das Turnerkreuz, welches trotz frappanter Hakenkreuz-Ähnlichkeit weiter beibehalten wird. Die Zahl der TeilnehmerInnen (1986 je nach Wochentag zwischen 3.000 und 12.000 ÖTBlerInnen), der politische Charakter dieser Festivitäten und die Begleitumstände (einige regionale Nazigruppen sind ebenso zu erwarten wie eine Mobilisierung durch die zahlreichen deutschnationalen Burschenschaften vor Ort - so entstammt RFS-Chef Alexander Höferl einer Kremser Burschenschaft) machen eine Mobilisierung unsererseits mehr als nötig.
Krems und der ÖTB -- ein für NÖ symptomatisches Naheverhältnis: Bemerkenswert die Tatsache, daß derartige rechtsextreme Großveranstaltungen in Städten wie Krems nichts Neues sind -- nur bislang nahezu unbemerkt von der kritische Öffentlichkeit über die Bühne gingen. Zu selbstverständlich ist die Packelei zwischen den zutiefst schwarz-bürgerlichen Stadtregierung, deutschnationalen Ewiggestrigen und blaubraunen Rechtsextremisten. Selbst offener Neonazismus wird erst dann thematisiert, wenn er sich gegen die bürgerliche Ordnung an sich richtet. Dementsprechend auch die repressive Stimmung, mit der die zahlenmäßig geringe fortschrittliche Opposition konfrontiert ist.
Unsere Lust am Leben gegen ihren Rassismus! Insofern ist diese "ÖTB-Festwoche" nicht allein Grund für unseren Widerstand. Sondern auch ein willkommener Anlaß, die ehemalige Gauhauptstadt Krems stellvertretend fürs ganze Land eine Woche lang mit unseren Inhalten zu konfrontieren. Auf politischer und kultureller Ebene
wollen wir dem ÖTB, dessen Inhalte zu einem guten Teil bloße Übertreibung zutiefst bürgerlicher Werte bedeuten, die Show stehlen und allen aufgeschlossenen oder erschließbaren Menschen Mut zum Widerstand machen. Wir wollen hier einen Versuch unternehem, aus der schon traditionellen Defensive, in der sich fortschrittliche Kräfte in der Provinz befinden, auszubrechen und vor allem bei den Jugendlichen linke Inhalte und Wertvorstellungen zu verankern. Deshalb laden wir alle progressiven Gruppen und Menschen ein, sich an der Organisierung dieses Events zu beteiligen.
Die Vorbereitungstreffen dazu finden jeden Freitag um 19 Uhr statt. Ort: Pernerstorfergasse 42, 1100 Wien. Ab Anfang Juni gibt's auch ein Infotelefon: Unter 521 25/242 könnt Ihr ab 28.Mai jeden Di und Do zwischen 16 und 18 Uhr die notwendigen Infos einholen. Schriftliches bitte unter Kennwort "Kremser Festwochen" an folgende Adresse: Grünes Haus, Lindengasse 40, 1070 Wien
*Aktionsbündnis gegen den Mief von 1000* *Jahren (einige Antifas in NÖ + Wien)*
*gekürzt*
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Empfaenger : /A/PRESSE, /CL/BEHINDERT/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Ö: Gebärdensprache anerkennen!
Datum : Di 21.05.96, 13:29
Groesse : 2841 Bytes
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akin-Pressedienst
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Behindert werden:
>Gebärdensprache anerkennen
Mehr als 500 überwiegend gehörlose Menschen demonstrierten am
13.April. in Linz. Diese Demo war Teil eines dreitägigen "Konzils" der Gehörlosen vom 12. bis 14.4 1996 in Linz zum Thema "Gebärdensprache und Anerkennung der Gebärdensprache". Im Namen dieser, etwa 8000 Personen zählenden Gruppe, wird von diesem Konzil das Grundrecht auf eine freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit gefordert:
Bereits seit vielen Jahren kämpfen gehörlose Menschen in Österreich um die gesetzliche Anerkennung und Förderung der Gebärdensprache - als eigenständige Sprache, ähnlich den ethnischen Minderheiten. In den USA, in Skandinavien oder in Uganda ist die Gebärdensprache schon längst anerkannt. Seitdem bei einem Kongreß in Mailand im Jahre 1880 hörende Gehörlosenpädagogenlnnen die Lautsprache zur einzig gültigen Unterrichtssprache erklärt hatten, reicht dieses Gebärdensprachenverbot bis in die Gegenwart hinein und übt eine
fatale Wirkung auf die Kultur und Bildungsmöglichkeiten von gehörlosen Menschen aus.
Immer mehr Wissenschaftler würden aber im Zuge ihrer Forschungen erkennen, daß die Gebärdensprache eine vollwertige, der Lautsprache ebenbürtige Sprache ist, so die Gehörlosen. Dennoch gelte die lautsprachliche "Zwangserziehung" von Gehörlosen immer noch als richtig und in den meisten Gehörlosenschulen ist die Gebärdensprache bis heute lediglich ein spärlich angebotenes Freifach.
Dieses "Konzil" soll die erste einer Reihe von wiederkehrenden Konferenzen und Veranstaltungen zum Thema Gebärdensprache sein.
*Bizeps*
Kontakt: Bizeps, Behindertenberatung, Kaiserstr. 55/3/4a, 1070 Wien, Tel. ++43/1/5238921-0; Fax Klappe -20; bizeps@magnet.at
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Empfaenger : /A/FLUECHTLINGE/AKTION
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Cafer Y. abgeschoben
Datum : Di 04.06.96, 13:09
Groesse : 3638 Bytes
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akin-Pressedienst
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Asyl:
Cafer Y. abgeschoben
Am Donnerstag, dem 30 Mai wurde der Kurde Cafer Y. (siehe akin Nr
17/96 Flugblatt der "Plattform gegen Repression") aus dem Polizeigefangenhaus Rossauer Lände, via Flughafen Schwechat, an den türkischen Folterstaat ausgeliefert. Seither fehlt jedes
Lebenszeichen. Die fieberhaften Bemühungen, die Abschiebung zu verhindern, waren am Willen der Ausländerbehörden ohne jede Rücksicht, ihre Macht zu demonstrieren, gescheitert.
Obwohl in einem Bescheid des Bundesasylamtes freimütig zugegeben wird: "Die Folter ist in der Türkei weit verbreitet. Von einer systematischen behördlichen Untersuchung der Fälle von Folter und strafrechtlicher Verfolgung der Schuldigen kann nicht gesprochen werden. Lediglich in Einzelfällen kam es zur Verurteilung der Verantwortlichen. Folterungen finden meist während der Polizeihaft statt. ... Es ist gegenwärtig kein Durchbruch bei der Beachtung der Menschenrechte konstatierbar..."Einen Asylgrund sah die Behörde darin allerding nicht.
Ebensowenig wurden Ausführungen von Cafer Y. weiter Beachtung
geschenkt, daß im Rahmen der Ableistung seines Militärdienstes sowohl gegen Verbände der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, als auch bei der Durchsuchung kurdischer Dörfer eingesetzt wurde. "Dabei wurde ich zur Teilnahme an Verhören und Mißhandlungen der kurdischen Zivilbevölkerung gezwungen, die pauschal der Kollaboration mit der PKK beschuldigt wurde..."
Eine Episode am Rande, die für sich spricht: Eine Bekannte von Cafer Y. wurde von der Fremdenpolizei aufgefordert, nachzuschauen, ob es noch Habseligkeiten von Cafer gebe und diese gegebenfalls ins Polizeigefangenenhaus Rossauer Lände zu bringen. Sie kam dieser Aufforderung nach. Am vergangenen Mittwoch, also einen Tag vor der Deportation, wurde sie an der Tür des Polizeigewahrsams mit der Begründung abgewiesen, sie könne die Sachen erst während der normalen Besuchszeit am Sonntag abgeben; doch da war Cafer Y bereits in die Türkei abgeschoben. Catharina Turnwald von den Grünen, die sich, nachdem sie von den Vorgängen erfahren hatte, intensiv für den Kurden eingesetzt hat, beschwerte sich über dieses Vorgehen. Ihr wurde lapidar mitgeteilt: "Die Sachen kann man ihm ja nachschicken".
Trotz dieser eher depremierenden Erfahrungen wird uns das Schicksal von Cafer Y. auch weiterhin nicht gleichgültig sein. Inzwischen sind auch amesty international und UNHCR mit dem Fall befaßt. Sobald es neue Informationen gibt, werden wir sie Euch mitteilen.
*W. W.*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Europol: Grün-Schwarz gegen Rot-Blau?
Datum : Di 04.06.96, 13:14
Groesse : 3762 Bytes
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akin-Pressedienst
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Europol:
> Schwarz-Grün gegen Rot-Blau?
Eigenartige Lagerbildungen konstatieren die Grünen: Eine "Verhinderungskoalition aus SPÖ und FPÖ" stellte die Abgeordnete Doris Pollet-Kammerlander, nach der letzten Sitzung des parlamentarischen Hauptausschusses fest. Zur Diskussion standen die Durchführungsbestimmungen zum Europol-Übereinkommen, die die Erfassung
von Daten über religiöse Überzeugungen, rassische Herkunft, politische Anschauungen und das Sexualleben vorsehen.
Die Grünen brachten in der Sitzung einen Antrag zur Bindung des Innenministers bei der kommenden EU-Ministerratssitzung ein, die Caspar Einem verpflichtet hätte, die Erhebung solcher Daten abzulehnen. "Dieser kritische Antrag, der durchaus die Unterstützung
der ÖVP-Abgeordneten gefunden hätte, konnte durch das gemeinsame Vorgehen von SPÖ und Freiheitlichen nicht zur Abstimmung gebracht werden", behauptet Pollet-Kammerlander in einer Aussendung. Während die konservativen Nationalräte unter Führung der Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat durchaus über Bürgerrechte mit sich reden ließen, hätte eine rot-blaue Mehrheit im Hauptausschuß mittels Vertagungsbeschluß die Angelegenheit verschleppt, so Sepp Brugger, Jurist des Grünen Klubs gegenüber der akin. Wobei es sich momentan noch um Scheingefechte handelt, da die umstrittenen Bestimmungen vor kurzem aus dem Entwurf entfernt wurden. Doch damit seien sie noch lange nicht vom Tisch. Man muß so früh als möglich Widerstand dagegen leisten, so Brugger.
Dennoch: Sollten die ÖVP-Abgeordneten wirklich zu einer Zustimmung bereit gewesen sein, so dürfte es sich dabei nicht gerade um ein ihr wichtiges Anliegen gehandelt haben -- oder Rauch-Kallats Mannschaft liest nicht den ÖVP-Pressedienst. In der einzigen Aussendung der ÖVP in den letzten Tagen zu diesem Thema, betonte nämlich der EU-Sicherheitsbeauftragte der Volkspartei, Hubert Pirker, daß der deutsche Entführungsfall Reemtsma eindrucksvoll bewiesen habe, "daß gegen Verbrecher nur in europäischer Kooperation rasch und effizient vorgegangen werden" könne. Österreich müsse "rasch alle nationalen Voraussetzungen treffen, um die europäischen Möglichkeiten, die Schengen und EUROPOL bieten, nutzen zu können". Und Pirker weiter: "Bundesminster Einem ist gefordert, europäische Sicherheitskooperationen im Interesse Österreichs zu realisieren. Und zwar sehr rasch. Österreich darf von seinem Innenminister erwarten, dass er seine sicherheitspolitische Verantwortung wahrnimmt und handelt." Irgendwelche Bedenken oder auch nur Alibisätze bezüglich Bürgerrechten und Datenschutz sind in der Aussendung nicht zu finden. Und so ist unser Weltbild wieder hergestellt. *br*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Kurzinfo: Berufungsverhandlungen wegen Paraden-Aktionen Datum : Di 04.06.96, 13:17
Groesse : 1643 Bytes
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akin-Pressedienst
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Berufungen wegen Aktion vom 26. Oktober
Die bei der Militärparade verhafteten Frauen und Männer werden zur
Zeit beim UVS (Unabhängigen Verwaltungssenat) vorgeladen, da sie Berufung gegen das Straferkenntnis (Strafen zwischen 500,-- und 600,--) erhoben haben. Die Urteile werden erst nach Wochen zugeschickt. Eine Reaktion auf die Beschwerde vor dem UVS gegen das Vorgehen der Polizei ist hingegen noch ausständig, d.h. es gibt noch keinen Verhandlungstermin.
Spenden für Anwalts-Verfahrens- und Strafkosten sind herzlich erwünscht. Kennwort: FRAUEN; KTONR: 10010670573, BLZ: 14000

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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Bücher: Situation der Zeitungskolporteure
Datum : Di 04.06.96, 13:19
Groesse : 3136 Bytes
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akin-Pressedienst
************************************************************************** Bücher:
> Tabuzone der Medienmacht
Zur Lage der Kolporteure
Eine Überfülle an Rezensionen ist bisher nicht zu konstatieren,
und die kleine Geschichte der Interventionen um das
zugrundeliegende Forschungsprojekt, die Roman Hummel "statt einer Einleitung" zum Besten gibt, ist auch nicht zu verachten.
Die sozialen Bedingungen der heute etwa 1.200 Zeitungskolporteure in Osterreich zählen ebenso zu den Tabuzonen der heimischen Medienmacht wie etwa der begünstigte Posttarif und die mit der Parteienförderung innig verschwisterte Presseförderung. Nur wenige Kolporteure gehören zu den gut verdienenden "Fat Cats", die Mehrzahl hungert sich mit etwa 4.000 Schilling im Monat durch, stellen Roman Hummel und seine Mitautoren fest. Trotzdem dürfte die Kolportage für die Zeitungen kein Geschäft sein, was die hartnäckige Weigerung, den "selbständigen Unternehmern" am Straßenrand ein Minimum sozialer Rechte zu gewähren, mit erklären dürfte. Die frühindustriell anmutenden Disziplinierungs- und Kontrollmaßnahmen dieser reinen Ausländerbranche (in der die Zeitungen heute versuchen, das informelle "Ägyptermonopol" zu brechen), könnten im übrigen auch als Lehrstück für die Auswirkungen einer liberalisierten Zuwanderung aus Entwicklungsländern im Unternehmer-interesse dienen.
Die eigentümliche Situation beruht ja nicht zuletzt darauf, daß die verfassungsgesetzlich geschützte Pressefreiheit auch die Kolportagefreiheit schützt, weshalb weder Beschäftigungsbewilligung noch Arbeitserlaubnis zur Ausübung der Kolportage nötig sind. Aufgrund von Absprachen mit dem Innenministerium ist aber die Beendigung des Kolportageverhältnisses praktisch mit dem Hinauswurf aus Österreich verbunden. Ein interessantes Gutachten über Rechtsfragen der Kolportage ergänzt das offenbar ein wenig "totgeschwiegene" Buch. *R.Schediwy, Wiener Zeitung, 2.6.96*
Roman Hummel, Günther Löschnigg, Heinz Wittmann, "KRONE!" "KURIER!" Soziale Lage und rechtliche Situation der Zeitungskolporteure, Österreichischer Kunst- und Kulturverlag,
Wien 1996 208 Seiten.
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Empfaenger : /A/ANTIMIL, /A/PRESSE, /CL/EUROPA/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Petition Zivildienst
Datum : Mo 10.06.96, 23:56
Groesse : 2524 Bytes
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akin-Pressedienst
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> Petitions-Unterschriftenliste zum Thema Zivildienst

Ausdrucken, unterschreiben und an das Netzwerk Gewissensfreiheit
(Adresse untenstehend) zurückschicken.
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Datum der Unterstützung:
Zivildienstgesetz
Mit der Verlängerung des Zivildienstgesetzes Ende 1995 wurde eine Regelung verlängert, die vielen Zivildienstwilligen das Recht auf Wehrdienstverweigerung nahm. Auch die Einigung der Koalitionsparteien über die - für dieses Jahr geplante -Zivildienstgesetzesnovelle schafft keine befriedigende Lösung.
BürgerInneninitiative / Petition:
FREIHEIT FÜR DAS GEWISSEN!
Für die Neufassung des Zivildienstgesetzes fordern die UnterzeichnerInnen von den Parlamentsabgeordneten:
Keine Einschränkung der Gewissensfreiheit: Die Abgabe einer Zivildiensterklärung muß jederzeit möglich sein!
Gleiche Dauer von Wehr- und Zivildienst (= acht Monate)!
* Der Aufschub aus Gründen der Berufsausbildung muß bleiben -jetzige Regelung beibehalten!
*Gleiche Entlohnung von Wehr- und Zivildienern!
Vor- und Zuname Anschrift Geburtsdatum Unterschrift

Informationen und weitere Petitionslisten bei:
Netzwerk Gewissensfreiheit, Schottengasse 3a/1/59, 1010 Wien, Tel: 0222/533 72 71, Fax: 0222/532 74 16
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Empfaenger : /A/BASSENA, /CL/KINDER/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Glosse: Alle Jahre wieder -- 80.000 "Nicht genügend"
Datum : Di 11.06.96, 13:53
Groesse : 3847 Bytes
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akin-Pressedienst
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Schule/Glosse:
> Alle Jahre wieder
"Die Schule hat aber Dein Lebensinhalt zu sein!" hieß es damals,
als ich zu zu Hause vermeldete, daß er es eben nicht ist. Heute ist es schon eine Weile her, aber ich werde es dieser Instution wohl nie verzeihen, daß sie 13 lange Jahre versucht hat, mich zu dressieren.
Abgesehen von einigen Fieberanfällen zwischendurch, die mir Erinnerungen an verstaubte Deutsch-, sadistische Mathe- oder unfähige Chemielehrer bereiten, und manchmaligen Wutanfällen, daß dieses Lehrpersonal nicht in der Lage war, mir beizubringen, wie man richtig lernt, kommen mir einmal im Jahr die Greuel dieser Zeit wieder hoch: Bei den amtlichen Verlautbarungen, wieviele junge Menschen diesmal wieder ihr "Leider nicht!" in den Zensuren finden. Wer meint, ich übertreibe, den bitte ich, sich an die eigene Schulzeit zu erinnern. Wir haben doch alle (mit Ausnahme der Musterschüler natürlich), so manches Mal Blut geschwitzt, nur weil man uns eingeredet hat, daß ein gutes Zeugnis -- oder wenigstens eines ohne "Fetzen" -- das wichtigste im Leben sei. "Sonst mußt Du Kanalräumer werden" hieß es zu Hause immer -- was damals als das Gräßlichste galt, das man einem introvertierten Jugendlichen an die Wand malen konnte. Und dabei hatte ich wirklich ein sehr tolerantes Elternhaus.
80.000 Schülerinnen und Schüler werden heuer "negativ" sein. Bei den AHS sind es 15%, bei den BHS gar 20%, deren Lehrer ihnen eine "nicht genügende" Leistung bescheinigen. Rund 47.000, so die Statistiker, werden auch im Herbst nicht zum Aufstieg in die nächste Klasse berechtigt sein. Das heißt 47.000 mal Riesenkrach zu Hause, vorwurftriefendes Mitleid der Verwandten, Frust, das Selbstwertgefühl auf dem absoluten Nullpunkt.
Viele derjenigen, die nicht aufsteigen dürfen, werfen übrigens gleich das Handtuch. Laut einer Studie des IHS waren im vergangenen Schuljahr nur mehr 49% aller "Sitzenbleiber" in berufsbildenden Schulen bereit, es ein zweites Mal zu probieren. Im Schuljahr 84/85 waren es immerhin noch 74% gewesen. In den AHS sind die Quoten nur minimal besser.
Später dann versuchen manche als Externisten -- mit noch sehr viel mehr Schweiß --, die Matura nachzuholen, dieses heißersehnte Papierl, das einen erst zum Menschen in unserer Gesellschaft macht.
Dennoch: Viele schaffen es auf dem regulären Weg. Und verfluchen dann die Schule, jene Maschine, die uns die Lust am Lernen gründlich ausgetrieben hat.
An meinem ersten Schultag hat man mir gesagt, nun beginne der
"Ernst des Lebens". Gemeint war damit wohl, daß ich mich ab jetzt
daran gewöhnen sollte, fertiggemacht zu werden.
So gesehen stimmt es ja doch: Nicht für die Schule, für das Leben
lernen wir...
*Bernhard Redl*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Bosnien-Hilfe obdachlose
Datum : Di 11.06.96, 13:59
Groesse : 2218 Bytes
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akin-Pressedienst

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> Bosnienprojekt obdachlos
Selbst Hilfe braucht die "Hilfe für die Vergessenen". War das
Lager der Bosnien-Samariter beim Wiener Nordbahnhof in den letzten Monaten immer wieder von der Räumung bedroht, so ist jetzt damit endgültig Schluß. Laut dem Organisator der Initiative, Herbi Loitsch, mußte die von Bürgermeister Häupl zur Verfügung gestellte Lagerhalle am 31.Mai dem Wiener Wirtschaftsförderungsfond übergeben werden. Die Aktivisten konnten jedoch noch eine Galgenfrist bis 16.Juni aushandeln. Was bis dahin nicht weg ist, wird vom WWFF auf Kosten der Initiative entsorgt. Immerhin befanden sich heute, Dienstag, noch 5 LKW-Fuhren dort. Zwar gäbe es jetzt als Not- und Übergangslösung eine Halle im Waldviertel, die die Initiative vielleicht benutzen könnte, so Loitsch, aber auf die Dauer wäre das auch nicht möglich.
"Hilfe für die Vergessenen" hatte es sich seit 1992 zur Aufgabe gemacht, jene Gegenden Bosniens mit Spenden zu versorgen, die nicht so im Brennpunkt der Öffentlichkeit standen. Wer der Gruppe Helfen will, wende sich an Herbi Loitsch, Lichtenauerg.4, 1020 Wien, Tel. 0222/2142843 *akin*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Drogenpolitik: Wasserspritzen für ein sauberes Wien?
Datum : Di 11.06.96, 14:03
Groesse : 2403 Bytes
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akin-Pressedienst
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> Junkies stören Touristen
Tägliche Razzien im Stadtpark
Am letzten Donnerstag gab es im Wiener Stadtpark eine große Polizeiaktion gegen die dortige Drogenszene. Zwei Festnahmen erfolgten, es wurden nach Angaben der Polizei Dutzende Tabletten Ecstasy sowie weitere verbotene Substanzen beschlagnahmt. Neueste Taktik der Polizei: Die Rasenflächen und die Plätze, wo sich die Drogenszene aufhält, werden mit Rasensprenklern vom Wiener Stadtgartenamt permanent unter Wasser gehalten. Diesem künstlichen Dauerregen weichen Händler und Konsumenten aus.
Polizeipräsident Peter Stiedl bestätigt diese Taktik und verweist auch auf die U-Bahn-Szene Karlsplatz: Hier fahren nun die Kehrmaschinen, es wird besonders häufig aufgewaschen. Das Putzpersonal falle damit den Dealern lästig und vertreibt sie.
"Wir haben jeden Tag eine Aktion im Stadtpark", bestätigt City-Stadthauptmann Herbert Grolig. Ziel und Zweck sei es, durch dauernde Präsenz die Drogenszene zu vertreiben. "Wir wollen sie angesichts der besonderen touristischen Bedeutung dieses Platzes hier nicht haben, wenngleich wir das Drogenproblem generell natürlich nicht alleine mit polizeilichen Maßnahmen lösen können", sagt der Stadthauptmann. Die Maßnahmen laufen unter dem Namen "Aktion Blaulicht". *Die Presse, 8.6.96/bearb.*
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Empfaenger : /A/FLUECHTLINGE/AKTION
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Org.-Empf. : /A/PRESSE
Org.-Abs. : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Kurdischer Deserteur auf der Flucht
Datum : Di 11.06.96, 14:09
Groesse : 2077 Bytes
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akin-Pressedienst
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> KURDISCHER DESERTEUR BRAUCHT HILFE
Wir haben bereits in der beiden vorhergehenden Ausgaben der akin (s. akin-pd vom 4.6.) über das Schicksal des kurdischen Deserteurs
Cafer Y. berichtet, den die Ausländerbehörden am 30. Mai von Schwechat nach Istanbul abgeschoben haben.
Dort wurde er gleich am Flughafen von der türkischen Polizei,
die offensichtlich von ihren österreichischen KollegInnen informiert worden war, in Empfang genommen. Wie wir
inzwischen erfahren haben, wurde er aus dem Polizeigewahrsam in ein Spital überstellt, von wo er fliehen konnte. Er lebt zur Zeit in der Türkei im Untergrund und plant einen erneuten Fluchtversuch. Diesmal sicher nicht wieder ins fremdenfeindliche Österreich.
Wer Cafer Y. helfen will und damit zeigt, daß nicht
alle ÖsterreicherInnen rassistische FremdenhasserInnen sind, kann dies mit einer Spende auf das Konto der ARGE f. Wehrdienst-vereigerung und Gewaltfreiheit, BAWAG 10010670581 BLZ
14000 - Kennwort "Cafer" - tun. *W.W.*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Friseurinnung will Urlaubs- und Weihnachtsgehalt streichen Datum : Di 11.06.96, 14:14
Groesse : 2633 Bytes
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akin-Pressedienst
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>Gratishaarschnitt für alle
Arbeitgeber stellen immer absurdere Forderungen
Friseurinnen und Friseure zählen zu den am schlechtesten bezahlten Berufsgruppen. Trotz Minilöhnen verweigert die Bundesinnung der
Friseure jedoch Lohnverhandlungen für die Beschäftigten in den Friseursalons und fordert sogar massive soziale Verschlecherungen. Aus diesen Gründen veranstaltete die Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD) letzten Montag in der Fußgängerzone Favoriten eine Straßenaktion unter dem Motto "Gratishaarschnitt für jedermann, denn bei diesen Löhnen können wir bald auch gratis arbeiten".
Der Hintergrund für die Aktion: Die Bundesinnung der Friseure verweigert mit Hinweis auf die angeblich schlechte Lage des Gewerbes die Aufnahme von Kollektivvertragsverhandlungen und stellt obskure Forderungen nach sozialen Verschlechterungen für
die Beschäftigten wie die Verkürzung des Urlaubsanspruches um eine Woche, die Streichung des Weihnachts- und des Urlaubsgeldes und den Wegfall der Abfertigung.
Eine Friseurin im ersten Berufsjahr erhält laut Kollektivvertrag nur 11.215 S brutto pro Monat (9.026 S netto). Der höchste KV-Lohn beträgt ab dem 6. Jahr 14.679 S brutto monatlich (11.008 S netto).
Diesen Minilöhnen stehen im Durchschnitt Maxipreise der Friseursalons gegenüber: Ein Haarschnitt mit Wasserwelle, der rund 40 Minuten Arbeitszeit erfordert, kostet laut Preiserhebung der Arbeiterkammer (27. 3. bis 18. 4. 1996) durchschnittlich 445 S.
*ÖGB-PD/gekürzt*
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Empfaenger : /A/PRESSE, /A/FLUECHTLINGE/AKTION
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Fahrräder für Flüchtlinge
Datum : Di 11.06.96, 14:21
Groesse : 1436 Bytes
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akin-Pressedienst
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Gesucht:
> Fahrräder für Flüchtlinge
Das Heim der Caritas in der Robert-Hamerlingstraße-Wien 15., sucht Fahrräder - auch für Kinder (in jedem Zustand) Es häufen sich die
Anzeigen bzgl. Schwarzfahrens der Flüchtlinge in den Öffis - und
die Fahrscheine sind für die Caritas unerschwinglich.
Kontakt: Renate Saßmann, GE, 50519520 oder akin, 53 56 200 oder bei
diesem Account
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Empfaenger : /CL/SOZIALISMUS/ALLGEMEIN, /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Wiener Jugendzentren: Mariahilf darf nicht Manchester werden
Datum : Di 11.06.96, 15:40
Groesse : 3808 Bytes
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akin-Pressedienst
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* nichts über eine anderweitige Verfügungsberechtigung aus * **************************************************************************
Jugend/Wien:
> Mariahilf darf nicht Manchester werden
Der Club Manchester in der Gumpendorferstraße ist ein Jugendklub,
der neue Akzente setzen will. Er unterscheidet sich von
"herkömmlichen" kommunalen Einrichtungen dadurch, daß er von Jugendlichen selbst aufgebaut wurde und nicht vorwiegend problemorientiert arbeitet. Versuchen andere Projekte, wie etwa die Wiener Jugendzentren, die Problemsituation von Jugendlichen aufzuarbeiten, so setzt der Club Manchester auf Primärprävention. Das bedeutet, daß durch die Schaffung von Freiräumen, durch positive Auseinandersetzungen mit den Themen junger Menschen und durch Veranstalten von sozio- und multikulturellen Events ein Klima geschaffen wird, das Aggressionspotentiale auffangen kann, bevor sie zum Ausbruch kommen.
Aggression junger Menschen richtet sich nicht nur gegen andere Menschen, sondern immer mehr gegen sich selbst (Drogen). Gebrauch illegaler Drogen, inklusive des nicht-suchterzeugenden Rauschmittels Cannabis bedeutet für Jugendliche meist ein Abrutschen in die Kriminalität.
Alle Bemühungen, eine Liberalisierung der Suchtgiftgesetze zu erreichen, sind bisher gescheitert, die Polizei gibt zu, das "Drogenproblem nicht lösen zu können" (Edelbacher) und reagierende Sozialarbeit und Therapien zeigen nur geringfügige Erfolge. Einziges Mittel, die Situation in den Griff zu bekommen, ist: primäre Prävention. Der Club Manchester leistet - und das ist vermutlich gar nicht die ursprüngliche Intention der Betreiber -diese Arbeit.
Die konservative Mehrheit im Bezirk Mariahilf versteht diese "komplexen Zusammenhänge" allerdings nicht und meint, daß eine Ansammlung von Jugendlichen automatisch eine permanente Bedrohung für Ruhe und Frieden der älteren BewohnerInnen (alle, die über 30 sind?) und setzt Willkürakte. Verschiedene Leute bemühen sich redlich, den Betrieb zu unterbinden, indem sie ungerechtfertigte Anschuldigungen bei Finanzamt, Polizei, Feuerwehr, Marktamt und Baubehörde deponieren. Sie lassen keine Gelegenheit aus, um eine Betriebsgenehmigung zu verhindern, obwohl andere gastronomische Betriebe im Bezirk bei schlechterer Ausstattung (Notausgänge und -beleuchtung) einen ungestörten Betrieb aufrechterhalten dürfen.
Genehmigungen hängen offensichtlich nicht von Fakten ab, sondern von politischen Bewertungen einer Einrichtung. Augenscheinlich ist auch die Tatsache, daß von den Anrainern keinerlei Beschwerden kommen, wie dies bei anderen, kommerziellen Lokalen wie etwa Diskotheken, an der Tagesordnung ist. Dennoch haben Betreiber gastronomischer Lokalitäten mit weniger Schwierigkeiten zu kämpfen als unabhängige Jugend- und Kultureinrichtungen.
*Peter C.Dvorsky*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Stalingrad: Offener Brief aus Moskau
Datum : Do 13.06.96, 15:14
Groesse : 5234 Bytes
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akin-Pressedienst
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Stalingraddenkmal:
> Wir dokumentieren den Offenen Brief einer Gruppe russischer
> Intellektueller an den Oesterreichischen Kanzler.
Uebersetzung aus dem Russischen:
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Offener Brief an Herrn Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky
und alle anderen, die das Oesterreichische Kriegerdenkmal fuer die Gefallenen von Stalingrad 1942/43 unterstuetzen
Moskau, 13. Mai 1996
Werter Herr Bundeskanzler!
Am 8.Juni 1996 soll ein Denkmal fuer die Gefallenen der Schlacht um Stalingrad 1942/43 in Anwesenheit von Veteranen des Oesterreichischen Bundesheeres eingeweiht werden.
Das Denkmal (Kostenpunkt rund 10 Millionen Schilling) wird von der Republik Oesterreich (Bund, Laender, private Spender) und der Stadt Wolgograd finanziert. Das "Personen-Komitee 50 Jahre Stalingrad", die Initiatoren zur Errichtung des Denkmals von Oesterreichischer Seite, bezeichnen es als "Symbol der Aussoehnung zwischen den Voelkern".
Doch sind in dem genannten Komitee keineswegs lauter konsequente Kriegsgegner. Wie uns bekannt wurde, sind bei den Unterstuetzern des Oesterreichischen Komitees zur Errichtung und Initiierung des Denkmals in Wolgograd auch Personen mit extrem rechter, nationalistischer und xenophober Gesinnung wie etwar der Fuehrer der sogenannten "Freiheitlichen" Joerg Haider, der ehemalige Pressesprecher dieser Partei Walter Seledec und andere. Diese politische, in Oesterreich taetige Organisation arbeitet mit der franzoesischen Front National, der russischen Partei Schirinovskis und anderen profaschistischen Kraeften zusammen.
Der Geschaeftsfuehrer des Komitees W.Seledec ist auch einer der Initiatoren des offen militaristischen und faschistoiden Denkmals fuer die deutschen und Oesterreichischen Gebirgsjaeger, welches 1994 in Murmansk aufgestellt wurde. Das Murmansker Denkmal hat die Form des nazistischen "Eisernen Kreuzes", die zentralen Aufschrihen am Monument sind u.a.: " Die Toten mahnen die Lebenden: Vergeszt uns nicht! Behuetet die Heimat! Haltet Frieden!" Mit anderen Worten: Nach Meinung Seledec' und seiner Freunde haben die Soldaten der Wehrmacht in den Jahren des 2. Weltkriegs -- mit der Waffe auf dem Territorium der UdSSR kaempfend -- "die Heimat verteidigt".
Es ist klar, dasz profaschistische und chauvinistische Initiatoren derartiger Denkmaeler in Wirklichkeit in keiner Weise Voelkerverstaendigung anstreben. Ihre wirkliche Absicht ist die Rehabilitierung und Verleihung eines "respektablen" Gesichts fuer Nazitum und Hitlerismus.
Mit diesem Ziel wurde dieses Projekt angefangen und in diesem Zusammenhang steht die Errichtung des Denkmals in Wolgograd und die Propagandakampagne dafuer.
Wir sind entschlossene Gegner jeder Form von Nationalismus, jeder Feindschah gegen Menschen anderer Nationalitaet und Herkunft. Deshalb empoert es uns, wenn verkleidete Faschisten provokative Aktionen organisieren, die dazu dienen, diesen menschenverachtenden Ideen einen neuen Impuls zu geben.
Um so mehr, wenn dies verlogen und unter dem Vorwand des Gedenkens an die Opfer dieses so fuerchterlichen und zerstoererischen Krieges geschieht. In Wirklichkeit beleidigt dies nur die Erinnerung an sie.
Wir wollen keine "Versoehnung" mit dem Faschismus. Wir finden die Teilnahme von offiziellen Repraesentanten der Republik Oesterreich und Vertretern der Sozialdemokratischen Partei an gemeinsamer, Aktionen mit Nationalisten und Xenophoben der "Freiheitlichen" Partei und anderer extrem rechter Organisationen beschaemend. Wir. fordern Sie, Herr Bundeskanzler, und alle anderen Organisatoren und Unterstuetzer des geplanten Projekts auf, von der Teilnahme an den offiziellen Eroeffungsfeierlichkeiten des Denkmals Abstand zu nehmen und sich davon zu distanzieren.
UNTERZEICHNET VON:
Prof. M.M. WOJEIKOV, Institut fuer Oekonomie der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAN)
Prof. A.W. BUSGALIN, Oekonom,
W.W. DAMIER; Kandidat der Wissenschaften, Institut fuer allgemeine Geschichte der RAN,
D.A. LOSOWAN; Mitarbeiter von Memorial,
A.W. GUSEV; Kandidat der Wissenschahen, Historiker
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Empfaenger : /A/BASSENA, /CL/PRESSE/KNOW-HOW, /CL/SOZIALISMUS/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Glosse: Ich kann keine Fußnoten lesen
Datum : Sa 15.06.96, 19:23
Groesse : 5110 Bytes
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akin-Pressedienst
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Glosse:
> Ich kann keine Fusznoten lesen
Ich habe mich immer geaergert ueber die Fusznoten dieser Welt. Nein,
das meine ich jetzt nicht sympolisch-metaphorisch-im-uebertragenen-
Sinne, sondern wortwoertlich. Ich kann diesen Fliegendreck am Ende eines Textes nicht ausstehen. Dabei geht es mir nicht einmal um den kleinen Druck -- trotz meiner zweimal 5 Dioptrien --, sondern um die Praxis der Befusznotung an sich. Fusznoten haben fuer mich grosso modo nur eine Existenzberechtigung: eine ausfuehrliche Quellenangabe zu liefern, damit misztrauische Konsumenten von Sekundaerliteratur die Originalquellen studieren koennen. Allenfalls verstehe ich es noch, wenn jemand einen seltenen Ausdruck erklaeren moechte, der in einem Zitat steht -- oder auch ein Wort, das zwar einer Mehrheit seines Publikums bekannt sein duerfte, einer qualifizierten Minderheit aber ein spanisches Dorf.
Absolut enervierend wird es aber, wenn jemand an einen -- sagen wir einmal -- 40-seitigen Text mit wissenschaftlichem Anspruch einen Anmerkungsapparat hintendranhaengt, der aus gut und gerne 70 Eintragungen besteht. Davon sind vielleicht 30 komplette Quellenangaben, 20 sind Ebd.'s oder a.a.O.'s und 20 sind inhaltliche Anmerkungen.
Jetzt frage ich: Wie soll ich das lesen? Soll ich bei jeder Fusznote nachsehen -- auch wenn sie mitten in einem elendslangen Schachtelsatz ist --, um dann prompt wieder bei einem "a.a.O." zu landen? Oder soll ich sie ignorieren, weil man das einfach so nicht lesen kann? Dann frage ich mich, wozu macht sich der Autor die Muehe zwischen die Literaturangaben inhaltliche Anmerkungen zu schummeln?
Entweder: Die Anmerkung ist wichtig. Dann gehoert sie in den Text. Oder: Die Anmerkung ist nicht wichtig. Dann kann der Autor sich -- und mir -- diese schenken.
Warum steht sie trotzdem dort? Weil der Autor zu faul ist, sich anzustrengen, seine Gedanken buendig aufs Papier zu bringen! Er macht es sich leicht, indem er Nebengedanken, Seitenlinien, Hintergruende einfach in die Fusznote abschiebt. Fluchen ueber die Vertracktheit darf dann der Leser.
Vielen Autoren fehlt der Mut, auf Argumente in einem Text zu verzichten, wenn es die Konstruktion verlangt. Es scheint, als koennten sie es nicht lassen, alles zu einem Thema sagen zu muessen, was ihnen gerade einfaellt, egal ob es jetzt der Kausalitaet ihrer Argumentation dienlich ist oder nicht.
Das mag intellektuellen-feindlich klingen (Etwa so: "Es kommt gerade auf die Nebengedanken an, in einer komplexen Welt von heute..."), ist es aber keineswegs. Denn um Verstaendlichkeit sollte es doch wohl jedem Autor zu tun sein, wenn seine Angelegenheit auch noch so kompliziert ist. Nicht nur der Gedanke ist als intellektuelle Leistung zu schaetzen, sondern auch die Anstrengung, diesen zu vermitteln. Und tatsaechlich, den meisten Autoren, die inhaltliche Fusznoten schreiben, duerfte ja sehr wohl daran gelegen sein -- sonst wuerden sie nicht mittels einer kleinen, hochgestellten Ziffer versuchen, ihren Text zu strukturieren. Damit glauben sie einen Weg gefunden zu haben, mit dem sie beides haben koennten: Sowohl eine klare Argumentationslinie als auch die Nebenbemerkungen. Und haengen letztere eben hinten an.
Nur ich fauler Adressat sehe nicht ein, warum ich beim Lesen alle 15 Zeilen nach hinten blaettern musz, weil es ja doch was Wichtiges sein koennte und der Schreiberling sich zu gut dafuer oder unfaehig war, einmal zu ueberlegen, wie er diesen Einschub sinnvoll in sein Textkonstrukt einfuegen koennte -- oder ob dieser Einschub nicht vielleicht verzichtbar waere.
Wobei ich noch einen letzten Seufzer in Richtung der Layouter zu stoszen habe. Wenn ihr mit solchen Anmerkungsfetischisten zu tun habt, macht Euch die Arbeit und setzt die Fusznote dorthin, wo sie hingehoert, naemlich nicht en bloc hintendran, sondern wirklich als Notiz "am Fusze" des Blattes. Das wuerde uns Konsumenten zumindest das Blaettern ersparen.
*Bernhard Redl*
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Empfaenger : /A/TERMINE/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Donnerstag:Türkei-Demo
Datum : Mo 17.06.96, 11:08
Groesse : 717 Bytes
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akin-Pressedienst
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Donnerstag, 20.6., 18h, Westbahnhof:
*Demo* gegen den Beschlusz der tuerkischen Regierung die gegen die Haftbedingungen hungerstreikenden polititschen Gefangenen in Isolationshaft zu stecken
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Empfaenger : /A/TERMINE/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Kinder-Ozon-Demo
Datum : Di 18.06.96, 13:33
Groesse : 1988 Bytes
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akin-Pressedienst
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> "UNS REICHT'S!"
Kinder-Kundgebung gegen die Ozonverursacher
Kinder zaehlen zu den Hauptbetroffenen der sommerlichen
Ozonbelastung. Aus diesem Grund - angesichts der am 9. Juni erreichten Vorwarnstufe in Ostoesterreich - gibt es eine Demo am
*Dienstag, 25. Juni*
*von 16-18 Uhr vor der Wiener Oper.*
Alle Kinder sind herzlich eingeladen, das Wort zu ergreifen. Mikrophone und Rednerpulte stehen bereit. Auszerdem gibt es ein buntes Kinderprogramm mit Clowns und Kabarett. An die Kids: Nehmt Transparente und Instrumente zum Laermmachen mit!
Schulen und Jugendgruppen werden eingeladen, das Thema Bodennahes Ozon im Unterricht zu behandeln und koennen beim Oekologie-Institut Informationen bestellen. Der elfjaehrige Daniel Weber: "Ich weisz nicht, wie schlimm das noch wird, wenn die Leute so bloed bleiben, wie sie sind. Manchen ist das Auto wichtiger als die Menschen." *Pressetext/bearb.*
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Empfaenger: /A/TERMINE/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Kremser Aktionswoche gegen Turnerbund-Treffen
Datum : Di 18.06.96, 13:33
Groesse : 3149 Bytes
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akin-Pressedienst
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Antifa:
> Aktionswoche 8.-14.7. gegen turnerische Recken
Krems -- ob Schulen, Sportplaetze oder Parkanlagen: Kaum ein
Platz, der dem Oesterreichischen Turnerbund bei seinem
Bundesturnfest vom 8. bis zum 14.Juli von der Stadt nicht eingeraeumt wird (s. a. akin-pd vom xx.5.96). Mehrere Tausend Turner werden mit "Rassereinheit"-Flaggen und unter "Gut Heil"-Rufen durch die Straszen der niederoesterreichischen Stadt ziehen. Damit diese Woche nicht ganz ein Fest des Deutschnationalismus und des Rechtsextremismus wird, finden heuer zur gleichen Zeit antifaschistische Aktionstage in Krems statt. Wir wollen nicht nur die rechtsextreme Tradition und die Kontinuitaet rechtsextremen Geistes in den OeTB-Strukturen aufzeigen, sondern auch unsere eigenen, alternativen Lebensvorstellungen zum Ausdruck bringen.
> Programm (Orte sind manchmal noch ungewisz):
Montag bis Freitag, taeglich von 10 bis 20 Uhr Versammlungen, Aktionen oder Feste zugleich am Taeglichen Markt UND im Stadtpark (noerdlicher Bereich) UND beim Jahndenkmal.
Dienstag 17h: Pressekonferenz (Galerie Stadtpark oder Pfarrsaal) Dienstag 19h: Podiumsdiskussion: Subventionierter Rechtsextremismus?
Mittwoch 19.30: Konzert 10 Saiten, 1 Bogen (Pfarrsaal)
Donnerstag 20h: Pudiumsdisk.: "Homosexualitaet und Turnen" (Kunsthalle)
Freitag 20h bis Samstag morgens: Konzert Arbeiterkammer
Samstag: 10-20 Uhr Aktionstag (Taeglicher Markt) UND Versammlung (Jahndenkmal) UND Konzert (Arbeiterkammer) UND 12-22 Uhr Sommerfest im Stadtpark (suedl.Bereich)
Samstag 17-19h: DEMO
Sonntag: 10-20 Uhr: Versammlung beim Jahndenkmal UND im Stadtpark (noerdl. Bereich) UND 10-17 Uhr: multikulturelles Fest Volksheim Lerchenfeld
Die ganze Woche ueber: Straszentheater, Workshops, Spaszaktionen...
Fuer *Unterkuenfte* ist gesorgt (Bettenboerse), Infos: 0222/52125/242, Ab 1.7.: 02732/82413
*Aktionsbuendnis gegen den Mief von 1000 Jahren*
--
*Anm.:* Der Redaktion erschien dieses Programm etwas sehr optimistisch,
es wurde uns aber versichert , dasz das durchaus ernst gemeint ist.
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Empfaenger : /A/TERMINE/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Theater am Donauinsel-Fest
Datum : Di 18.06.96, 13:34
Groesse : 2333 Bytes
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akin-Pressedienst
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Des is a Theater!
"Mit der Satire ist es wie mit dem Pistolenschiessen, man musz ein
wenig hoeher zielen, als man treffen moechte, da es einem beim Schusz die Hand nach unten verreiszt" sagt Alfred Polgar. Daran wollen wir uns halten, wenn auch das Objekt unserer Verarschung nur schwer zu persiflieren scheint: Am Samstag, den 22.Juni, am Donauinselfest bei der U-Bahn-Station Reichsbruecke wollen wir unser Stegreiftheaterstueck "Das Militaer und seine Richter" auffuehren. Gespickt mit Zitaten von Staatsanwaelten wie Sepp-Dieter Fasching ("das grosze A im Kreis") und Richtern wie Werner Schittenhelm ("solange der Frieden nicht gesichert ist, kann der Gedanke des Rechtsstaates nicht voll durchgesetzt werden") wollen wir unsere Prozesse wegen Aufrufs zum Ungehorsam gegen Militaergesetze nachspielen. Eine Wiederholung soll es dann am 28. 6. im Resselpark beim Fest im Resselpark geben.
Wer unser Theater sehen moechte, ist herzlich eingeladen, um 15 Uhr auf der Insel zu sein. Wer noch mitspielen moechte, der komme jedoch am Mittwoch, 19.6., um 16 Uhr bei Schoenwetter in den Votiv-Park (richtig: Siegmund-Freud-Park), bei Schlechtwetter in die Buerogemeinschaft Schottengasse 3a/59, 1010 Wien. Weitere Auskuenfte bei Bernhard im akin-Büro unter 0222/5356200. *br*
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: /CL/ANTIFA/AKTIONEN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Org.-Empf. : /A/TERMINE/OESTERREICH
Org.-Abs. : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Kremser Aktionswoche gegen Turnerbund-Treffen
Datum : Di 18.06.96, 13:40
Groesse : 3151 Bytes
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akin-Pressedienst
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Antifa:
> Aktionswoche 8.-14.7. gegen turnerische Recken
Krems -- ob Schulen, Sportplaetze oder Parkanlagen: Kaum ein Platz, der dem Oesterreichischen Turnerbund bei seinem Bundesturnfest vom 8. bis zum 14.Juli von der Stadt nicht eingeraeumt wird (s. a. akin-pd vom xx.5.96). Mehrere Tausend Turner werden mit "Rassereinheit"-Flaggen und unter "Gut Heil"-Rufen durch die Straszen der niederoesterreichischen Stadt ziehen. Damit diese Woche nicht ganz ein Fest des Deutschnationalismus und des Rechtsextremismus wird, finden heuer zur gleichen Zeit antifaschistische Aktionstage in Krems statt. Wir wollen nicht nur die rechtsextreme Tradition und die Kontinuitaet rechtsextremen Geistes in den OeTB-Strukturen aufzeigen, sondern auch unsere eigenen, alternativen Lebensvorstellungen zum Ausdruck bringen.
> Programm (Orte sind manchmal noch ungewisz):
Montag bis Freitag, taeglich von 10 bis 20 Uhr Versammlungen, Aktionen oder Feste zugleich am Taeglichen Markt UND im Stadtpark (noerdlicher Bereich) UND beim Jahndenkmal.
Dienstag 17h: Pressekonferenz (Galerie Stadtpark oder Pfarrsaal) Dienstag 19h: Podiumsdiskussion: Subventionierter Rechtsextremismus?
Mittwoch 19.30: Konzert 10 Saiten, 1 Bogen (Pfarrsaal)
Donnerstag 20h: Pudiumsdisk.: "Homosexualitaet und Turnen" (Kunsthalle)
Freitag 20h bis Samstag morgens: Konzert Arbeiterkammer
Samstag: 10-20 Uhr Aktionstag (Taeglicher Markt) UND Versammlung (Jahndenkmal) UND Konzert (Arbeiterkammer) UND 12-22 Uhr Sommerfest im Stadtpark (suedl.Bereich)
Samstag 17-19h: DEMO
Sonntag: 10-20 Uhr: Versammlung beim Jahndenkmal UND im Stadtpark (noerdl. Bereich) UND 10-17 Uhr: multikulturelles Fest Volksheim Lerchenfeld
Die ganze Woche ueber: Straszentheater, Workshops, Spaszaktionen...
Fuer *Unterkuenfte* ist gesorgt (Bettenboerse), Infos: 0222/52125/242, Ab 1.7.: 02732/82413
*Aktionsbuendnis gegen den Mief von 1000 Jahren*
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*Anm.:* Der Redaktion erschien dieses Programm etwas sehr optimistisch,
es wurde uns aber versichert , dasz das durchaus ernst gemeint ist.
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Empfaenger : /CL/ATOM/AKW, /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Fusionsenergie: Göttliches Sonnenfeuer auf der Erde?
Datum : Di 18.06.96, 14:10
Groesse : 13191 Bytes
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akin-Pressedienst
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Strahlende Zukunft:
> "Goettliches" Sonnenfeuer auf der Erde
Zum Monatswechsel wurde zwischen Oesterreich und der Europaeischen Atomgemeinschaft ein Assoziierungsvertrag fuer Kernfusionsforschung vereinbart -- der morgen, am 19.6. unterzeichnet werden soll -- aus
dem nach vorliegenden Informationen Oesterreich die Verpflichtung erwaechst, die Mittel fuer Kernfusionsforschung von derzeit 10 Millionen Schilling jaehrlich auf 100 Millionen aufzustocken. Dies soll zum Anlasz genommen werden, einmal naeher auf «die Energiequelle der Sterne» (beliebter Werbegag) diese angebliche «Energiequelle der Zukunft» einzugehen.
*
Zum Grundprinzip: Im Gegensatz zur Kernspaltung, bei der schwere Kerne unter Freisetzung von Energie in diverse Spaltprodukte zerlegt werden, bringt man hier - sehr salopp ausgedrueckt - leichte Kerne unter Ueberwindung der elektromagnetischen Abstoszungskraefte so nahe zusammen, dasz die starken aber kurzreichweitigen Kernkraefte wirksam werden und ebenfalls unter Freisetzung von Energie ein neuer schwererer Kern gebildet wird. Dabei gibt es eine Fuelle von moeglichen Prozessen, die alle gemeinsam haben, dasz ihr Energiepotential weit hoeher ist als das der Kernspaltung. Das und die Tatsache, dasz Wasserstoff als moegliches Ausgangsmaterial auf der Erde im Ueberflusz vorhanden ist, hat seit Jahrzehnten die Phantasie so mancher Zeitgenossen ueber die Grenzen des Zutraeglichen befluegelt. Aus den vorher erwaehnten zahlreichen Prozessen wurde die Deuterium- Tritium Reaktion als erstes ZIel auserkoren, weil damit das Kriterium mehr Energie herauszuholen, als hineingesteckt, wird am leichtesten erreicht wird. Zur Erinnerung an die Schule: Deuterium und Tritium sind Wasserstoffisotope, Deuterium mit einem Kern bestehend aus einem Proton und einem Neutron, Tritium mit einem Proton und zwei Neutronen.
*Erste Probleme*
Damit hat man sich schon zwei Probleme eingehandelt. Erstens werden bei dieser Reaktion Neutronen frei und zweitens ist Tritium radioaktiv und hat, mit Sauerstoff verbunden, nebenbei dieselben chemischen Eigenschaften wie Wasser. Es kommt in der Natur selten vor, die Befuellung eines Fusionsreaktors wird aus Lithium hergestellt und wuerde eine beachtliche Menge ausmachen. Die Halbwertszeit betraegt ca 12 Jahre. Das Freiwerden von Neutronen fuehrt wiederum zu Abschirmungsproblemen. Es gibt zwar auch einen Prozesz ohne Freisetzung von Neutronen, der aber nioch schwerer durchzufuehren ist. Weiterer Schoenheitsfehler: Das dafuer notwendige Helium-3 -Isotop kommt in der Natur in groszen Mengen vor - auf dem Mond.
*Funktion*
Um diesen Fusionsvorgang zu erzeugen, muessen Temperaturen von ca. 100 Millionen Grad erreicht werden. Zu diesem Zwecke werden Anordnungen
mit konzentrischem Beschusz von Brennstoffpillen durch Laserstrahlen (Beruehrung mit militaerischer Waffenorschung!) oder - als derzeitige Hauptentwicklungslinie - in etwa ringfoermige Einschluesse des Plasmas (4. Aggregatzustand, eine Art ionisiertes Gas) durch starke Magnetfelder (kein Material haelt diese Temperaturen aus), verwendet. Das Ganze ist natuerlich technisch hochinteressant und eine ungeheure, aufwendige (und teure) Spielerei. Es musz Vakuum erzeugt werden. Um entsprechend starke Magnetfelder herzustellen nimmt man Supraleiter, die mit fluessigem Helium auf etwa minus 270 Grad gekuehlt werden. Da diese Supraleiter nur wenige Meter vom heiszen Plasma entfernt sind, musz die Isolation entsprechend gut sein. Das Element Niob, das fuer diese Supraleiter verwendet wird ist nebenbei sehr selten. Das Problem ist nun, das Plasma moeglichst lang genug zu komprimieren und bei hoher Temperatur zu halten, bis eben mehr Energie rauskommt als reingesteckt wird. Darauf wird schon seit Jahrzehnten (und auch noch die naechsten Jahrzehnte?) mit immer groeszeren und teureren Versuchsanordnungen hingearbeitet.
*Abfall*
Dabei gehen die Physiker schoen schrittweise vor, schoen eins nach dem anderen. Zuerst muessen wir die Temperaturen erreichen, dann muessen wir ein Material entwickeln, das als Abschirmung geeignet ist, ueber laengere Zeit intensiven Neutronenbeschusz auszuhalten. Das Problem dabei ist, dasz durch Neutronenbeschusz sich die chemischen Eigenschaften und damit die Stabilitaet des Materials innerhalb kurzer Zeit veraendert. Dann musz unter Einsatz von Robotern diese teure Wand getauscht werden. Das heiszt, es fallen grosze Mengen radioaktiven Materials an, zwar nicht so langlebig wie etwa Plutonium aber doch groeszere Mengen als bei heutigen Spaltreaktoren. Unterschaetzt bis ignoriert wird, dasz diese Eigenschaft zwangslaeufig negative Einfluesse auf den Betrieb eines allfaelligen Fusioskraftwerks haben musz. Funktion im Energiesystem: So, jetzt nehmen wir einmal an wir haetten irgendwann um das Jahr 2040 die jetzigen Forschungsziele erreicht, aber was dann? Was sollen wir damit? Zur Energieversorgung gehoert doch offenbar mehr.
Offensichtlich hat sich bei aller Tueftelei noch niemand wirklich ueberlegt und es als zentrale Frage aufgefaszt -- es spielt in der Diskussion wenig Rolle -- wie denn so ein Reaktor, wenn er in fuenfzig Jahren mehr Energie liefert als er verbraucht, sinnvoll in einem Energiesystem funktionieren soll. Vielleicht haben auch Personen mit hinreichender Ignoranz gemeint, sich ueber diese Frage hinwegsetzen zu koennen.
Um ueberhaupt funktionieren zu koennen, wuerde er mit mehreren 1000 Megawatt noch groeszere Leistungen haben muessen als die jetzigen AKW's. Die Energiedichte waere zu hoch, und da mit der vielen Energie nichts anderes gemacht werden wuerde als sie ueber die Erzeugung von Dampf mit schlechtem Wirkungsgrad in Strom umzuwandeln, waere der Kuehlungsbedarf enorm (Nebenwirkungen:Fluszerwaermung, Nebelbildung durch Kuehltuerme).
*Er paszt in kein Energiesystem hinein*
Entweder agiert der Fusionsreaktor als 5. Rad am Wagen, dann koennte das Geld gespart werden.
Wenn er aber fuer die Stromversorgung essentiell ist, dann stellt es hohe Anforderungen an die Uebertragungsleistung des Stromnetzes, an die Reservehaltung, wenn bei einem Defekt auf einen Schlag 2000 MW und mehr fehlen, die kurz und langfristig, ersetzt werden muessen. Der in kurzen Abstaenden erforderliche Austausch verstrahlter Abschirmungen verursacht haeufige Stehzeiten (steigert Erzeugungskosten, erfordert Reservekraftwerke). Das Netz wird aus weniger Standorten gespeist, was auch hier den Absicherungsaufwand in die Hoehe treibt.

*Physiker*
Es ist erschreckend, wie leichtfertig insbesondere in Zeiten eines rigorosen Sparkurses mit begrenzten Forschungsgeldern umgegangen wird und welche Naivitaet sich in der Diskussion breitmacht, bei der sich insbesondere Physiker, die mit Fragen der Energiewirtschaft, aber auch Energietechnik nur am Rande zu tun haben, besonders hervortun. Scheinbar wird in dieser Wissenschaftlergesellschaft nur mehr darueber nachgedacht, wie wir etwas tun sollen, ohne sich darueber Gedanken zu machen warum wir etwas tun sollen. Es ist beindruckend, den Leiter des Projektes des Max-Planck-Institutes in einem Film zu hoeren, der bei der kurz vor der Vertragsunterzeichnung zum Einpauken an der TU stattfindenden"FusionExpo" gezeigt wurde. Dieser meinte, dasz -- wenn wir dann Jahrzehnte hunderte Milliarden Schilling reingesteckt haben --, "sich die Menschheit frei entscheiden koenne, ob sie diese Technologie haben will oder nicht" -- ja wo lebt denn dieser Mensch? Solche Weltfremdheit laeszt, vorsichtig gesagt, nicht gerade groszes Vertrauen in die "geistige Elite der Gesellschaft aufkommen. Eine solche Fuehrungsrolle wurde von ressortmaeszig unzustaendigen Physikern und tw. Nobelpreistraegern wie Bethe,Weizsaecker, sowohl beansprucht als auch ihnen bereitwillig zuerkannt. Diese Position wurde bei der Forcierung der Kernspaltung ausgenuetzt, ohne je die Grundfragen "Wer braucht wo, wann, wieviel, welcher Art von Energie und wie lange?" zu stellen. Auch in Oesterreich gibt es Exemplare dieser Gattung, wenn auch nicht so renommiert. Der Innsbrucker Universitaetsprofessor Ferdinand Cap (schon zu Zwentendorf-Zeiten unterwegs) spricht von der billigen Energie ohne Abfaelle, der theoretische Physiker Prof. Winter (TU Wien) bezeichnet die Kernfusion als theoretisch geloest. Nach nunmehr vorliegenden Fachgutachten zum...
*Energieproblem*
Bei vielen Menschen aus allen politischen Lagern dringt die Gier durch bei der Aussicht auf so viel Energie auf einem Haufen. "Das Energieproblem" der Menschheit ist jedoch nicht das eines immer hungriger werdenden Maules, das es einfach zu stopfen gilt. Auch ein zu hohes Energiedargebot und ueberzogene Energie- und Materialfluesse stellen ein Problem und eine Bedrohung dar (z.B. ist mit hinreichender Menschenkenntnis ohne weiteres eine derart exzessive Verwendung denkbar - mit Straszenheizung im Winter etc. - bei der eine direkte Erderwaermung zum Problem wird).
*Kosten*
Schon die Entwicklung der Kernspaltung war ein finanzielles Fiasko. Mit diesem Wissen und dieser Erfahrung sehenden Auges in ein zweites noch groeszeres Fiasko hineinzusteuern waere grob fahrlaessig. Auchjetzt sind es wieder Physiker, die zwar gut ueber die Grundlagen Bescheid wissen, deren Unvermoegen, sich auf die Niederungen der Erfordernisse des praktischen, sinnvollen und wirtschaftlichen Einsatzes von Technologien einzulassen zu ihrem Grundlagenwissen in krassem Gegensatz steht.
Ohne dasz jetzt schon wirklich haltbare Kostenrechnungen existieren ist durchaus mit astronomisch hohen Stromerzeugungs- u. Verteilungskosten zu rechnen, die jene der jetzt noch teuren Photovoltaik uebertreffen koennten. Allein die spezfischen Anlagekosten werden dreimal so hoch angenommen, wie bei jetzigen Kernreaktoren, der naechste Forschungsreaktor ITER soll 100 Mrd Schilling kosten- Kosteneexplosionen noch nicht eingerechnet.
*Etikettenschwindel*
Obige Tatsachen und vor allem der Zeithorizont machen klar, dasz diese
Technologie kein Beitrag zu den jetzigen Problemen wie etwa dem Treibhauseffekt leisten wird. Es geht hier also nicht um angewandte Energieforschung, auch nicht um Grundlagenforschung - das Prinzip der Kernfusion ist laengst bekannt - sondern um einen Zwischenbereich, wo dem Spieltrieb mit Plasmaeinschluessen mit viel Geld nachgeholfen werden soll. Solche Summen lieszen sich mit ausgewiesener Grundlagenforschung nicht bewegen. Der Anschein musz aber aufrechterhalten werden, schlieszlich handet es sich um eines der groeszten und bestdotierten Forschungsprojekte, das fuer Forscher nebenbei den handfesten Vorteil hat, dasz es schon existiert. Das bedeutet viel Geld fuer eine bestimmte Klientel, die nichts anderes tun kann oder tun will und damit mutwillig dieEnergiezukunft gefaehrdet.
Wirklich etwas fuer sinnvolle Energieforschung tun wuerde bedeuten, das Geld fuer Projekte im Bereich Stirling Motoren (insbesondere in Kombination mit festen Biobrennstoffen), Biogastechnologie bzw. mehrschichtige Photovoltaikzellen zur Verfuegung zu stellen.
*Irgendwann, irgendwie?*
Aber vielleicht habe ich die Situation miszverstanden. Vielleicht geht es den beteiligten Herrschaften (in den meisten Faellen sind es solche) nicht um ein Eingehen auf fuer das Gemeinwohl sinnvolle Loesungen, sondern um ein Durchziehen eines in den Kopf gesetzten Projektes, koste es was es wolle-irgendwie, irgendwann wird es schon funktionieren. Wenn es wirklich gelaenge die Menschheit von Fusionsreaktoren abhaengig zu machen, haetten jedenfalls diejenigen, die Fusionsreaktoren bauen und betreiben, weit groeszere Macht in den Haenden als heutige Energiegesellschaften. Der Traum, zerstoererische aber erwuenschte Wachstumsprozesse noch ein biszchen laenger vor dem Zusammenbruch zu bewahren, mag ebenfalls eine Rolle spielen, alles in allem ein Grund mehr, diese Entwicklung nicht einfach hinzunehmen.
*Wolfgang Rehm* *(Umweltinitiative VIRUS)*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : FLOe und KuPo: VSStOe mißbraucht seine Macht in der OeH Datum : Di 18.06.96, 14:26
Groesse : 3148 Bytes
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akin-Pressedienst **************************************************************************
Universität:
FLOe und KuPO: VSStoe miszbraucht Macht
Auf einer Pressekonferenz haben heute, Dienstag, die OeH-
Fraktionen "Fachschaftslisten Oesterreich" und "Kunst und Politik"
ihren Austritt aus der Koalition am Zentralausschusz, der bundesweiten Standesvertretung der Studenten, bekanntgegeben. Sie wollen auch ihre Duldung der Exekutive nicht mehr aufrechterhalten. Die etwas vage Begruendung laut einer Presseaussendung: "Nach einem Jahr der Exekutivarbeit ist keine Realisierung der anfangs definierten Ziele in Sicht. Stattdessen verwendet der Verband Sozialistischer Studenten Oesterreichs, wie vormals die Aktionsgemeinschaft, den Zentralausschusz zur Wahrung der eigenen Interessen". FLOe und KuPo koennten die aufgetretenen Miszbraeuche nicht weiter dulden. "Staendiges Nichteinhalten des Koalitionsuebereinkommens, in Frage stellen von grundlegenden Richtungsentscheidungen, finanzielle Miszwirtschaft, Bezahlung politischer FunktionstraegerInnen und Nichteinbeziehung der Koalitionspartner" seien nur einige davon.
Laut FLOe-Bundeskoordinator Dieter Amann heiszt das aber nicht, dasz man jetzt sofort der OeH-Exekutive das Misztrauen aussprechen werde. Auch fuehle man sich immer noch an die inhaltlichen Koalitionsvereinbarungen gebunden. Doch wird es nach der Treue-Aufkuendigung der beiden Listen noch mehr auf die Bildung "freier Mehrheiten" ankommen, wie der Zentralausschusz entscheidet. Bekanntermaszen hatten ja schon frueher die Liberalen der Exekutive die Liebe aufgekuendigt.
Nach dem Gesetz ist mit der momentanen Situation die Exekutive noch nicht gefaehrdet. Die Rest-Koalition aus GRAS, VSStOe und KSV besitzt nurmehr 22 von 65 Mandate, doch ist zur Abwahl einer einmal installierten Exekutive eine 2/3-Mehrheit noetig.
Allerdings vermutet Amann weiteren Zuendstoff. Nach Koalitionsuebereinkommen haette der Vorsitz von Agnes Berlakovich (VSStOe) nach einem Jahr zu Michaela Sivich (GRAS) wechseln sollen. Doch die Rotation ist bisher ausgeblieben. Ob diese jetzt noch moeglich sein wird, ist fraglich. *br*
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Empfaenger : /GRUENE_A/FORUM, /A/PRESSE, /CL/MEDIEN/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Medienfreiheit: Quatsch mit SOS
Datum : Mo 24.06.96, 16:39
Groesse : 13171 Bytes
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akin-Pressedienst
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Medienpolitik:
> Quatsch mit SOS
Das Thema "Medien" ist in aller Munde. Manche nehmen diesen dabei
leider etwas ungerechtfertigt voll.
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Einige Zeitungen tragen einen Branchenkampf aus, alle verwechseln das mit Politik und so sieht Politik dann auch aus: Diesfalls treten "Falter", "Standard" und "Profil" zum offenen Branchenkampf gegen die "Mediaprint" an, Journalistengewerkschaft und Gruene sind mit von der Partie. Nebenbei soll eventuell der ORF (1.) *vor* seiner Umwandlung in eine Aktiengesellschaft oder (2.) *durch* seine Umwandlung in eine Aktiengesellschaft gerettet werden. Unter dem Titel "SOS Medienfreiheit" soll das Volk solidarisch begehren, was die Genannten sich wuenschen. Warum denn das? Das "Profil", jahrzehntelang das konkurrenzlose, ideelle Gesamt-"News", wird nun in der Konkurrenz mit dem realen Separat-"News" aufgerieben und mit ihm sein Herausgeber Hubertus Czernin. Der "Standard", der sich in Themenwahl und unergiebiger journalistischer Kolportage kaum von "Kurier", "Krone" oder anderen taeglichen, oesterreichischen Druckwerken unterscheidet, wehrt sich - an sich zurecht - dagegen, durch im Sinne liberalen Marktdenkens miszbraeuchlichen "KroKuWAZ"-Monopolismus an seinem Fortkommen gehindert zu werden. Der "Falter", der sich allen Unsinn und alle Unart des sogenannten "Journalismus" mit geradezu kindischer Ernsthaftigkeit zueigen gemacht hat und sich als die einzige "Alternative" - und zwar zu allem - darstellt, will sich halt - an sich zurecht - auch nicht von der "KroKuWAZ"-Kampfmaschine unterkriegen lassen. Alle genannten Zeitungen pfeifen in der Regel auf alles, was auszerhalb ihrer selbst stattfindet. Ich will es ihnen nicht Auge um Auge vergelten und stehe deshalb nicht an, mich ihnen ausnahmsweise in einigen Punkten anzuschlieszen:
*Auch dafuer*
Auch ich bin uneingeschraenkt fuer die Zerschlagung der "Mediaprint", ferner fuer die Zerschlagung regionale und sonstige Maerkte beherrschender Medienkonzentrate, kurzum fuer die Schaffung eines zweckdienlichen Medienkartellrechts. Ich bin dafuer, dasz JournalistInnen sich auf einem einigermaszen freien Arbeitsmarkt bewegen koennen sollen, dasz die sogenannte "innere Medienfreiheit" als besonderer arbeitsrechtlicher Schutz der MedienmitarbeiterInnen gepflegt, wenn noetig auch ausgeweitet wird und ich bin ferner dafuer, dasz der ORF fuer gute JournalistInnen gelegentlich adaequate Verwendung haben soll.
*Weiters dafuer*
Darueber hinaus - und dem, was Medienpolitk zum Beispiel sein mueszte, schon etwas naeher - bin ich gemeinsam mit meinen FreundInnen in der Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften fuer ein Medienrecht, das die Verletzung der persoenlichen Integritaet auch und gerade jenen Medien verleidet, die daran am besten verdienen (VAZ-Stellungnahme zu dem Entwurf einer Mediengesetznovelle 1992); fuer die Hintanhaltung von Kommerz und Konzentration im audiovisuellen Bereich, solange und soferne dazu noch eine Chance besteht (VAZ-Stellungnahme: "Unertraeglich" ist nicht nur ein Wort, 1993); gegen die offizielle Anerkennung und fuer die offizielle Zurueckweisung der Diffamierung und Kriminalisierung von Personen, Gruppen, Organisationen, Medien und Denkrichtungen durch im strengen Sinn reaktionaere und als solche gemeingefaehrliche Stroemungen in FPOe und OeVP (diverse Stellungnahmen der VAZ in Sachen "TATblatt", "FORVM", "EKG", "ZAM", "Die Linke" und "UNITAT" 1994 bis 1996); gegen die zu befuerchtende wirtschaftliche Bedrohung kleiner Zeitschriften durch erhebliche Verteuerungen und Zugangsbeschraenkungen im Postzeitungsdienst (Schreiben der VAZ an Bundesminister Scholten, 21. Maerz 1996); fuer eine Medienfoerderung im oeffentlichen Interesse anstatt des derzeitigen, vollkommen unsinnigen Verschenkens von hunderten
Steuermillionen an Zeitungen, die sie weder verdienen noch brauchen (VAZ-Stellungnahme: Zur Notwendigkeit einer Totalreform der Medienfoerderung, 1996).
*Ceterum censeo*
Wuerde all das realisiert, dann waere damit einiges gewonnen. Gelaenge nicht mehr als die "Zerschlagung der Mediaprint" und die "Rettung" von "Standard", "Falter", "Profil" (eventuell "ORF", siehe oben), dann waere alles verloren: Es geht naemlich laengst nicht mehr um die Sicherung dessen, was in einigen Massenmedien gerade noch moeglich ist, es geht um die Herstellung und Foerderung all dessen, was in diesen nie moeglich war und nie moeglich sein wird, weil sie dafuer nicht gemacht sind. Es geht um die Herstellung und Foerderung wirklicher Medien-Alternativen:
*1.*
Alternative Medien sind gegenueber dem Markt genauso ignorant, wie Marktmedien gegenueber der Oeffentlichkeit. Alternative Medien wollen Oeffentlichkeiten herstellen und sich in Oeffentlichkeiten bewaehren - unwillkuerlich stellen sie dabei auch kleine Maerkte her und wenn sie geschickt sind, wissen sie das werblich zu nuetzen. Marktmedien wollen Maerkte herstellen und sich auf Maerkten bewaehren - unwillkuerlich stellen sie dabei auch kleine Oeffentlichkeiten her und wenn sie geschickt sind, wissen sie das werblich zu nuetzen.
*2.*
Alternative Medien fordern ihre LeserInnen heraus, sie verlangen und bekommen ihre Aufmerksamkeit, ihre Teilnahme und ihren Widerspruch. Marktmedien reizen ihre KonsumentInnen, bis sie gekauft sind - dann haben sie ihre Funktion am Leser- und Anzeigenmarkt erfuellt und werden, so sie von Pappe sind, dem Rohstoffmarkt zugefuehrt.
*3.*
Alternative Medien sind derweil am erfolgreichsten, wenn sie sich auf die konstruktiven Aspekte kapitalistischen Fortschritts beziehen: Aufklaerung, sozialer, demokratischer, menschenrechtlicher, kultureller, allenfalls oekologischer Fortschritt. Marktmedien sind allweil am erfolgreichsten, wenn sie konstruktive wie destruktive Aspekte kapitalistischen Fortschritts zur Unkenntlichkeit belangloser Mitteilungen und begriffsloser Meinungen zerhaeckseln - und sich damit, ohne freilich eine Idee davon haben zu koennen, unter die destruktiven Kraefte mischen.
*4.*
Alternative Medien haben eine Aufgabe, Marktmedien haben eine Auflage.
*5.*
Schwach sinniger Weise erhalten hierzulande jene Medien, die eine Auflage haben, offizielle Beachtung und Foerderung; jene, die eine Aufgabe haben, hingegen nicht. PolitikerInnen, die den Widersinn, der darin liegt, nicht begreifen, moegen sich zur Schaerfung des Verstandes und als Motivationsuebung ueberlegen, was von der Politik bleibt, wenn sie vollstaendig vom Markt absorbiert wird -gerade so wie die Oeffentlichkeiten, von denen PolitikerInnen heute so wenig wissen wollen. Sie werden sehen, was sie davon haben und wir werden den Schaden nicht alleine tragen.
*6.
Ueber die Politikvergessenheit von Politikern zu reden, genuegt nicht. Man musz auch ueber die Ignoranz der "alternativen" Milieus reden, deren Bedarf an taeglich allem durch einige Seiten rosa Papiers offenbar leichtlich zu decken ist, die ihre Meinungen durch etwas woechentliche Profilierung fuer ausreichend façonniert halten und die sich unter Kritik kaum noch etwas anderes vorstellen koennen, als jemanden einen Dolm zu heiszen. Sie erbauen sich an Meinungshaeppchen (Typ: "Gut/Boese", Begruendung: duerftig bis fehlend), sie verlieren sich in Mitteilungsfetzen (Typ: "In/Out", Relevanz: vage bis nicht feststellbar) und waehnen sich dabei den anderen taeglichen Alleslesern ueberlegen. Sie beklagen sich gelegentlich darueber, dasz die "herrschenden" Medien die "herrschende Meinung" wiedergeben und wollen dort ihre eigene - nicht herrschende - Meinung gedruckt und gesendet sehen. Sie begreifen nicht, dasz in diesen Medien nur gedruckt und gesendet werden kann, was der Herrschaft des Meinungshaften nicht zuwiderlaeuft. Innerhalb des Genres "Meinung" wird die im uebrigen gerade "herrschende" in der Regel die auflagenmaximierende, also bevorzugte sein.
*Der Stand der Dinge
Oeffentlichkeiten wurden in den vergangen Jahren vom Markt verdraengt oder absorbiert: Zeitschriften im alternativen Bereich muszten eingestellt werden (etwa "Wiener Tagebuch", "Aufrisse", "MOZ", zuletzt unter dem Zeichen der Widerruflichkeit das "FORVM"), ihre Erscheinungsweise in Frequenz und/oder Umfang reduzieren, ihren redaktionellen und/oder produktionellen Aufwand zu Lasten des Inhalts und/oder des Erscheinungsbildes verringern. Die augenblickliche Lage ist schlecht bis katastrophal schlecht und gibt zu hochfliegenden Hoffnungen keinen Anlasz: Neben der allgemein schlechten Konjunkturlage (Einsparungen in oeffentlichen und privaten Budgets) sind die alternativen Zeitschriften auch von der bereits eingangs erwaehnten politischen Verunglimpfung und von der ausgangs kritisierten "Indifferenz" der eigenen "Zielgruppen" bedroht.
Alternative Medien sind beim gegenwaertigen Stand der Dinge die letzten, die buergerliche Oeffentlichkeit im traditionellen Sinn ernst nehmen, herstellen und hochhalten, auch wenn sie darueber hinaus wollen muessen. Buergerliche Oeffentlichkeit ist indes ein Funktionsbereich, der nur in einem bestimmten institutionellen Gefuege funktioniert: Staat und Politik, Wissenschaft und Kultur. Der Kapitalismus friszt seine Kinder, seine Warenform friszt seine Wissenschaft, seine Politik, seine Kultur. Sie haben ihr historisch Moegliches *auch* an Aufklaerung, *auch* an Gerechtigkeit, *auch* an sinnlicher Befreiung getan. Wir muessen nun die Moeglichkeit in Betracht ziehen, dasz die seit Jahren zu verzeichnende "Geistlosigkeit der Universitaet" (Klaus Heinrich) und - jener davoneilend - der Universitaetspolitik eine kuenftige Universitaetslosigkeit des "Geistes" ankuendigt; dasz die allenthalben zu beklagende gesellschaftliche Perspektivenlosigkeit der politischen Funktionaere eine kuenftige Politiklosigkeit gesellschaftlicher Perspektiven ankuendigt; dasz die aus allen Kanaelen rinnende Sinnlosigkeit der Kulturbetriebe eine kuenftige Kulturbetriebslosigkeit der Sinne ankuendigt. Ist den buergerlichen Formprinzipien nichts in welch humanistischem Sinne auch immer fortschrittliches resp. zivilisatorisches mehr abzugewinnen, dann funktionieren auch die Bezugnahmen unserer alternativen und also klassisch buergerlichen Oeffentlichkeiten nicht mehr.
Wir sollten daher - um im Rahmen politischer Aktualitaet zu bleiben - wenigstens die Moeglichkeit in Erwaegung ziehen, dasz
die hier zu beklagende, mediale Vernichtung von Oeffentlichkeiten die Notwendigkeit der Schaffung kuenftiger, eventuell nicht "medialer" oder "transmedialer" Oeffentlichkeiten ankuendigt.
Die aktuell spannenden Fragen zum Thema "Medien" lauten etwa folgendermaszen: Wie weit und wie lange ist die Tendenz zu groesztmoeglicher Zerstreuung fuer die groesztmoegliche Zahl ertraeglich? Wie zerstreut muessen wie viele sein, bis sie an dieser Gesellschaft zerbroeseln oder diese Gesellschaft an sich und ihnen zerbroeselt? Oder werden sich welche wo und wie wieder sammeln? Wie moegen solche Sammlungen wohl aussehen? Werden sie fuer unabsehbare Zeit die Rekonstruktion von Oeffentlichkeit im traditionellen Sinn anstreben - am institutionellen Gefuege von Staat und Politik, Wissenschaft und Kunst orientiert - oder wird ihnen, also uns wesentlich Anderes in den zu entwickelnden Moeglichkeitssinn kommen? Welcher materiellen Mittel werden wir uns bedienen, welche Formen werden sich als annehmbar, welche alten und neuen Technologien werden sich als nutzbar erweisen?
*Eine Empfehlung zum Schlusz*
Inzwischen empfehle ich, sich an jene bestehenden oder zu schaffenden Medien zu halten, die sich immerhin und mindestens um die Aufrechterhaltung und Entwicklung von Oeffentlichkeiten, so wie wir sie gekannt haben werden, bemuehen. Die dafuer noetige Zeit und Konzentration kann gewonnen werden durch gezielten Konsumverzicht bei anderen Medien.
*Robert Zoechling*
Robert Zoechling ist Obmann der Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften (VAZ).
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Empfaenger : /GRUENE_A/FORUM, /A/BASSENA
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Freut Euch Leute: Kontraproduktives von den Grünen
Datum : Di 25.06.96, 13:39
Groesse : 5063 Bytes
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akin-Pressedienst
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Gruene/Verkehr/Politische Kultur:
> Freut Euch, Leute!
Die Gruenen benehmen sich schon wieder sehr daneben. Sowohl die angekuendigte "Skater und Radler-Rallye" als auch die OeBB-Unterschriftenaktion sind kontraproduktiv und ein schlechter
Dienst an der politischen Kultur
*

Der dieswoechigen akin (21/96) liegen zwei Flugis der Gruenen bei. Bei diesen stoeszt mir doch so einiges auf. Zum einen die Ankuendigung der "2. Wiener Skater- und Radler-Rallye". Der Titel dieser Veranstaltung signalisiert genauso wie der Folder Aggressivitaet und neue Koerperlichkeit. Radfahren und Skaten wird da genau in jenes Bild gestellt, von dem man eigentlich wegkommen wollte: Als Sportaktivitaet. Mit verantwortungsvollem Verkehrsverhalten hat das nichts zu tun. Da nuetzt es nichts, ganz klein draufzuschreiben: "Mehr Raum und Sicherheit fuer alle, die radfahren und skaten, aber nicht zu Lasten von Fuszgaengern und Fuszgaengerinnen". Tatsaechlich gibt es ja an den im Folder angefuehrten Forderungen nichts auszusetzen. Nur bis dahin lesen viele nicht mehr, die sich von Radfahrern und Skatern bedroht fuehlen, wenn diese eben doch auf dem Gehsteig respektive diesen idiotischen darauf gepinselten Radwegen unterwegs sind. Und es ist zu befuerchten, dasz auch viele der Skater und Radler (resp. "Mauntaeinbeika") es nicht lesen und lediglich ihrem "Fun" froenen wollen. Wenn man so eine Veranstaltung "mit Stunt Shows und Musik" macht, darf man sich nicht wundern, wenn der vorgebliche Zweck dabei verlorengeht: Die Darstellung von Radeln und Rollschuhlaufen als Verkehrsalternativen.
Die einzigen, die sich wirklich darueber freuen koennen, sind die Hersteller von Mountainbikes und Rollerblade-Schuhen. Das hat man schon letztes Jahr gesehen, als man sich auf dieser Veranstaltung mit Kommerztransparenten und einer Flugblattflut von Sportartikelhaendlern konfrontiert sah. Was bleibt also? Eine Demo fuer die Industrie.
*
Zum anderen ist da eine Unterschriftenliste gegen die Kahlschlagpolitik der Bundesbahn. Die geforderten Masznahmen sind ja ebenfalls keineswegs zu kritisieren. Wohl aber auch hier ist die Form katastrophal: "Unterschreiben und gewinnen! Unter allen UnterzeichnerInnen verlosen wir Erfrischendes". Was hier geschieht, ist die Bankrotterklaerung des auszerparlamentarischen Denkens der Gruenen. Wer eine Unterschriftenliste mit einem Gewinnspiel koppelt, braucht nicht zu glauben, dasz er noch irgend eine Glaubwuerdigkeit besitzt. Wie soll jemand eine Unterschriftenliste ernstnehmen, wo der Unterschreibende etwas gewinnen kann. U-Listen sind sowieso schon ziemlich in Verruf geraten, da viele Leute mit Hingabe jeden Bloedsinn unterschreiben, ohne den Inhalt zu lesen. Ich kann mich erinnern, dasz wir einmal bei einer Obdachlosenaktion am Karlsplatz ein Blatt Papier mit Unterschriften vollbekamen, auf dem kein Forderungstext zu lesen war. Man hat den Leuten auch keinerlei Forderungen mitgeteilt -- sie haben einfach ihren Namen unter den von anderen Mitmenschen auf einen ansonsten leeren Zettel gesetzt. Jetzt kommen die Gruenen daher und verlosen
"1 sommerfrisches Wochenende an einem oesterreichischen See" und "1 Modelleisenbahnset". Und wundern sich dann, wenn jemand vermutet, die Unterzeichner haben auf den Badekurzurlaub gespitzt anstatt sich fuer die politischen Forderungen zu interessieren.
*
Wenn sich solche Aktionen haeufen, darf man sich nicht wundern, wenn klassische auszerparlamentarische Mittel wie Demonstrationen oder Unterschriftenliste an Beachtung verlieren. Beispiele aus der Vergangenheit gibt es. Man erinnere sich an die diversen "Hungerstreiks", die schluszendlich doch nur
Fastenkuren waren und damit dieses radikale Mittel gewaltlosen Widerstands vollkommen unglaubwuerdig machten.
Freunde, gebt Obacht: Politischer Aktionismus ist eine Waffe. Falscher Gebrauch macht sie stumpf -- was uns allen schadet!
*Bernhard Redl*
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Empfaenger : /A/ANTIMIL, /CL/EUROPA/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : austro-französische Kriegsspiele
Datum : Di 25.06.96, 13:43
Groesse : 3185 Bytes
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akin-Pressedienst
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Österreich/Neutralitaet:
> Austro-franzoesische Kriegsuebungen
Anfang Juni verbruederten sich in den Tiroler Bergen eine
Kompanie eines franzoesischen Gebirgsbataillons mit dem Jaegerregiment 6 des Oesterreichischen Bundesheeres. Die 107 franzoesischen Soldaten waren eingeladen, Tiroler Kasernenluft zu schnuppern und sich in Tirols gebirgigen Truppenuebungsplaetzen zu tollen. Begeistert berichteten darueber die "geistigen Landesverteidiger" in den auflagenstarken Printmedien. "Ach, was sind das fuer tolle Burschen," muszte mensch sich beim Zeitunglesen denken, "jene Helden, die sich da in oesterreichisch-franzoesischer Kameradschaft ueber Eis, Schnee und Fels begleiten." Was die maechtigen Politiker erst verbal fordern, was auf diplomatischem Parkett noch Diskussionsstoff ist, dies wird in militaerischen Kooperationen hundertfach bereits realisiert.
Dann erscheinen die so harmlosen oesterreichisch-franzoesischen Soldatenverbruederungen auch als Fingeruebungen einer kuenftigen Euro-Armee. Hier wird demonstriert, was es bedeuten wird, Teil der kuenftigen NATO-Armee zu sein. Wir, die oesterreichische Armee, und ihr, die Force de Frappe, die nukleare Militaermacht Frankreichs, Teil von NATO und WEU, wir hauen uns auf ein Packel, sind ja eine "Schicksalsgemeinschaft" und "Wertegemeinschaft" (beides Andreas Khol), wenn es darum geht, den Kapitalismus des Westens vor den Aufmuepfigen zu schuetzen, wenn es gilt, fuer die Sicherung der Ressourcen in "Solidaritaet" zusammenzustehen.
In solchen Kriegsuebungen - da geht es doch mehr als um Bergsteigerei! - wird auf den Status der immerwaehrenden Neutralitaet Oesterreichs keine Ruecksicht genommen. Die da immer noch verfassungsmaeszig zur Verteidigung der Neutralitaet Oesterreichs keine Ruecksicht genommen. Die da immer noch verfassungsmaeszig zur Verteidigung der Neutralitaet beauftragt sind, werden zu Neutralitaetsverraetern. Husch, husch, schlieszen wir uns der starken Militaermacht an, dann sind wir wer .... Hatten wir diese Haltung nicht schon einmal?

*Klaus Heidegger*
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Empfaenger : /A/PRESSE, /CL/ATOM/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Ö: Kernfusionsvertrag noch nicht fix
Datum : Di 25.06.96, 13:44
Groesse : 3509 Bytes
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akin-Pressedienst

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Österreich/Strahlende Zukunft:
> Kernfusionsvertrag noch verhinderbar
Der Assoziationsvertrag zwischen Oesterreich und der EURATOM ueber
deren Kernfusionsprogramm ist -- entgegen der Meldung in akin
20/96 -- noch nicht unterzeichnet. Die erwaehnte Entscheidung zum Monatswechsel duerfte lediglich eine interne Vorentscheidung (Wissenschaftsministerium, Bundeskanzleramt) gewesen sein. Der Vertrag wird nicht vom Wissenschaftsminister (oder soll ich schreiben: "Zukunfts"minister?) unterzeichnet, sondern von der Akademie der Wissenschaften. Minister Scholten gab Mitte letzter Woche OeAW Praesident Welzig in einem Brief "Gruenes Licht" dafuer. Wenn die oesterreichischen Formalakte dann abgesegnet sind, musz die EU-Kommission diesen Punkt noch auf ihre Tagesordnung setzen und beschlieszen. Dies koennte einerseits Monate dauern, andererseits in einer Blitzaktion noch vor Juli geloest werden.
Auch beim Geld gibt es Unklarheiten. Angeblich gibt das Wissenschaftsministerium derzeit 5 Millionen Schilling pro Jahr dafuer aus. Obwohl es in Oesterreich keine reinen Fusionsforscher gibt, wurden von der EU incl. angegebener Personalkosten 80 Millionen Schilling als oesterreichische Aufwendungen anerkannt. Nach dem EU-Foerderschluessel wuerden 25% davon, also 20 Millionen zurueckflieszen und zusaetzlich fuer Fusionsforschung verwendet werden. Andere Zahlen geben das gesamte derzeitige Fosrchungsvolumen mit 10 Mio Schilling/Jahr an. Der Gruene Klub stellte hingegen eine parlamentarische Anfrage und glaubt Hinweise zu haben, dasz durch diesen Vertrag die oesterreichischen Aufwendungen auf 364 Mio fuer 3 Jahre anwachsen werden. Nach Abzug der Kostenrueckfluesse aus der EU wuerde das jene 100 Mio/Jahr ausmachen, die in akin 20/96 erwaehnt wurden.
Von den oesterreichischen Fusionsbefuerwortern wurde im uebrigen behauptet, man wolle sich nicht am ITER-Reaktor beteiligen, der zur Erforschung der Kernenergienutzung dient, sondern nur Grundlagenforschung betreiben. Im ersten Punkt des Assoziationsvertrages steht jedoch klar als Ziel die Entwicklung eines Reaktors zur Energiegewinnung.

Wer also sich noch einmischen will, kann das beim Wissenschaftsministerium tun. Herr Dr. Seitz (0222/53120-4930) hat dort nichts anderes zu tun, als sich kontroversielle Standpunkte anzuhoeren. Auch ein Fax steht unter 0222/5338206 zur Verfuegung.
*Wolfgang Rehm / VIRUS*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : SCOTT-Bericht über österreichische Waffenschieber
Datum : Di 25.06.96, 13:46
Groesse : 3148 Bytes
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akin-Pressedienst

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Oesterreich/Waffenhandel:
> Britischer Bericht ueber oesterreichische Waffenschieber
Die Aeuszerungen von Kanzler Vranitzky und einigen
Wirtschaftspolitikern ueber eine Aufweichung des Kriegsmaterialiengesetzes, um in Laender wie beispielsweise Saudiarabien liefern zu koennen, haben wieder viel Staub aufgewirbelt. Tatsaechlich unterliegen auch in anderen Laender die Waffenexporteure restriktiven Beschraenkungen, was Lieferungen an politisch problematische oder kriegsfuehrende Laender angeht. Um in den Irak zu exportieren, lieferten eine britische Firmen Waffen an Firmen in Drittstaaten, die unbezweifelbare Importzertifikate ihrer Regierungen besorgten. Zumindest vier solcher Importzertifikate zeichnete laut dem offizioesen Scott-Bericht, der jedes Jahr den gesamten britischen Waffenhandel dokumentiert, in den Jahren 1986/87 auch das oesterreichische Handelsministerium.
Die einschlaegig bekannten Firmen Hirtenberger und Assmann werden in dem Bericht als Abnehmer von insgesamt 363.000 Stueck Sprengzuender zwischen 1986 und 1988 genannt. Weiters wird in dem Bericht ein Mitarbeiter der Herstellerfirm Allivane zitiert mit den Worten: "Da gab es eine Menge verschiederen Vertraege. Ich glaube, dasz prinzipiell der gesamte Ausstosz von Allivane auf verschiedenen Routen entweder in der Iran oder in den Irak ging. Eine Menge ging in den fruehen Tagen ueber Oesterreich."
Tatsache ist, dasz dieser Bericht nicht nur der APA, sondern auch dem Bundesministerium fuer auswaertige Angelegenheiten vorliegt. Von dort hat ihn naemlich der Gruene Klub im Parlament erhalten. Die Gruenen haben mittlerweile eine Anfrage an die Ministerien fuer Inneres, Aeuszeres und Wirtschaft gestellt, um nachzufragen, ob bislang konkrete rechtliche Schritte gesetzt worden sind. Sollte bislang diesbezueglich nichts geschehen sein, duerfte der Groszteil der moeglichen Straftaten allerdings schon verjaehrt sein. Lediglich beim Nachweis von schweren Amtsmiszbrauch oder aehnlich relevanten Delikten waere ein strafrechtliche Handhabe vorhanden. *br*
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Empfaenger : /CL/FLUECHTLINGE/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Org.-Empf. : /A/FLUECHTLINGE/DISKUSSION
Org.-Abs. : SOS-MITMENSCH.OOE@DEMUT.or.at (SOS Mitmensch)
Betreff : Österreich/Recht/Sprache: UVS OÖ, Schubhaft, 96.01.30
Datum : Do 27.06.96, 11:35
Groesse : 5121 Bytes
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Erst nach fast einem Monat Schubhaft wurden zwei Palästinenser aus dem Libanon über den Grund ihrer Anhaltung in einer ihnen verständlichen Sprache informiert. Der UVS Oberösterreich gab SOS-Mitmensch OÖ darin recht, daß dies zu spät war.
Unabhängiger Verwaltungssenat
des Landes Oberösterreich
VwSen-400388/4/Wei/Bk
Linz, am 30. Jänner 1996
... Der Bf und sein Bruder haben die Übernahme des Schubhaftescheides noch am 26. November 1995 ohne Angabe einer Uhrzeit durch ihre Unterschrift bestätigt. Sie wurden in weiterer Folge im Auftrag der belangten Behörde von der Gendarmerie Suben zum Vollzug der Schubhaft in das Polizeigefangenenhaus der Bundespolizeidirektion Wels überstellt. Dort werden sie bis dato in Schubhaft für die belangte Behörde angehalten.
1.3. Am 21. Dezember 1995 fand die fremdenpolizeiliche Einvernahme des Bf und seines Bruders im Rechtshilfeweg vor der Bundespolizeidirektion Wels unter Beiziehung eines Dolmetschers statt. Neben der Erhebung der ÊNationaleË der Schubhäftlinge wurden Sie zur Ein- und Ausreise befragt. ...
... Mit Schriftsätzen vom 23. Jänner 1996, eingelangt am 25. Jänner 1996, haben der Bf und sein Bruder je eine gleichlautende ÊBeschwerde gegen die Rechtswidrigkeit des Schubhaftbescheides, der Festnahme und der Anhaltung in Schubhaft gem. ñ 51 Abs 1 FrGË beim Unabhängigen Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich eingebracht ...
2.1. Begründend wird in der Beschwerde unter Hinweis auf das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes vom 10. Oktober 1994, Zl. B 46, 85/94, ausgeführt, daß die Muttersprache des Bf und seines Bruders arabisch sei und daß sie über keine Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Sie wären weder bei der Festnahme noch in absehbarer Zeit danach über die Gründe ihrer Festnahme in einer ihnen verständlichen Sprache in Kenntnis gesetzt worden. Die erste fremdenpolizeiliche Einvernahme habe erst am 21. Dezember 1995 stattgefunden. In der Zeit vom 26. November 1995 bis zum 21. Dezember 1995 habe die belangte Behörde den Bf über die Gründe seiner Festnahme und Anhaltung im Unklaren gelassen, weshalb die Festnahme und Anhaltung für rechtswidrig zu erklären wären. ...
4. Der unabhängige Verwaltungssenat hat erwogen:
... Die Beschwerde vermeint, die belangte Behörde hätte höchstens binnen einer Woche tätig werden müssen. Soweit damit die Information des Bf über die Gründe der Festnahme und Anhaltung in einer ihm verständlichen Sprache gemeint ist, trifft diese Ansicht zu. Diese Informationspflicht vermag aber per se nichts an der der Notwendigkeit der Schubhaft entgegenzuhalten, daß die Fremdenbehörde
neben der Einvernahme des Fremden noch zahlreiche andere Aufgaben zu erfüllen hat. Eine unverhältnismäßige Dauer der Schubhaft wegen behördlicher Untätigkeit kann der erkennende Verwaltungssenat der Aktenlage nicht entnehmen. Der Bf hat diesbezüglich auch keine konkreten Gesichtspunkte vorgebracht. Seine Einlassung erschöpft sich in einer ganz allgemeinen und gänzlich unbegründeten Behauptung zu den organisatiorischen Möglichkeiten der belangten Behörde. Damit kann er aber keine Rechtswidrigkeit aufzeigen. ...
4.5. Im Hinblick auf die Judikatur des Verfassungsgerichtshofes zur Informationspflicht gegenüber dem festgenommenen Fremden ist die Beschwerde teilweise im Recht. Im Erkenntnis vom 10. Oktober 1994, Zlen. B 46/94 und 85/94, hat der Verfassungsgerichtshof klargestellt, daß es sich bei dieser Informationspflicht über die Gründe der Festnahme in einer verständlichen Sprache gemäß Art 5 Abs 2 EMRK (Êin möglichst kurzer FristË) und gemäß Art 4 Abs 6 PersFrSchG 1988 (Êehestens, womöglich bei ihrer FestnahmeË) um verfassungsgesetzlich festgelegte Erfordernisse der Festnahme bzw. Anhaltung handelt. Nach Ansicht des Verfassungsgerichtshofes hat der unabhängige Verwaltungssenat diese Verletzung des Rechts auf persönliche Freiheit im Schubhaftprüfungsverfahren aufzugreifen und die Anhaltung bis zur Information in einer verständlichen Sprache für rechtswidrig bzw verfassungswidrig zu erklären.
Nach der Aktenlage ist davon auszugehen, daß der Bf und sein Bruder, die beide aus Palästina stammen, nur arabisch sprechen. Für Fremdsprachenkenntnisse finden sich keine aktenkundigen Anhaltspunkte. Das Gegenteil geht aus der Begründung des Schubhaftbescheides hervor, wo ausgeführt wird, daß im fremdenpolizeilichen Verfahren unter Beiziehung eines Dolmetschers die genaue Identität noch festzustellen sein werde. Erst anläßlich der fremdenpolizeilichen Einvernahme vom 21. Dezember 1995 wurden der Bf und sein Bruder mit Hilfe eines Dolmetschers ausreichend informiert und belehrt. Sie erhielten anläßlich der Schubhaftverhängung weder ein Informationsblatt in arabischer Sprache noch wurden die ausgehändigten Schubhaftbescheide in das Arabische übersetzt. Die gerügte Verletzung im verfassungsgesetzlich gewährleisteten Informationsrecht über die Gründe der Festnahme und Anhaltung trifft demnach bis zur fremdenpolizeilichen Einvernahme zu.


Empfaenger : /A/PRESSE, /CL/EUROPA/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Späte Folgen Pinochets: Österr. Ex-Botschafter klagt Exil-Chileni Datum : Di 02.07.96, 15:49
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akin-Pressedienst
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> Oesterreichischer Ex-Botschafter klagt Exil-Chilenin
Spaete Folgen der Pinochet-Diktatur
Ex-Botschafter Segúr-Cabanac beklagte sich ueber eine ORF-Sendung
zum Geburtstag von Pinochet, die die vielen Opfer der Diktatur erwaehnte und behauptete, es habe ein illegales Heer auf Seiten Allendes gegeben, was sozusagen den Putsch rechtfertige.

Frau Monica Medina, eine Chilenin, die als Fluechtling nach Wien kam (sie ist inzwischen oesterreichische Staatsbuergerin) antwortete mit einem Leserbrief, in dem sie u.a. erwaehnt, dasz Segúr-Cabanac als damaliger oesterreichischer Botschafter aeuszerst freundlich dem Pinochet-Regime gegenueber eingestellt war und dazu beigetragen hat, dasz politisch Verfolgte, die um Asyl in seiner Botschaft angesucht hatten, in die Haende der DINA gelangten.
Segur-Cabanac hat Frau Medina aufgefordert, diese Aeuszerungen zurueckzunehmen, was sie nicht tat, worauf er sie wegen uebler Nachrede klagte. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
Die Anschuldigung, die Frau Medina erhebt, bezieht sich auf folgenden Vorfall: In der Nacht vom 15. zum 16.Juni 1976 betrat eine Gruppe von etwa 30 Personen die bulgarische Botschaft, um Asyl vor der Verfolgung durch die Diktatur zu suchen. Diese Botschaft wurde damals von Oesterreich verwaltet, da Bulgarien die Beziehungen zur Diktatur Pinochets abgebrochen hatte. Botschafter war Segúr-Cabanac. Die Polizei holte diese hilfesuchenden Menschen aus der Botschaft heraus und brachte sie in das Konzentrationslager Cuatro Alamos. Da zu dieser Zeit in Santiago de Chile die Organisation der Amerikanischen Staaten tagte und groszer internationaler Druck entstand, die Verhafteten wieder freizulassen, wurden diese tatsaechlich gegen Abend des 16.Juni in einem Parkgelaende ausgesetzt. Sofort aber begann eine Jagd auf Einzelne von ihnen. Zumindest zwei wurden verschleppt und sind bis heute verschwunden. Ebenso wurde bis heute die Frage, wieso die Polizei in die Botschaft eindringen und damit exterritoriales Gebiet verletzen konnte, nicht beantwortet. Das oesterreichische Auszenministerium erklaerte damals der Chile-Solidaritaetsfront, die Hilfesuchenden haetten die Botschaft noch vor Tagesanbruch verlassen, ohne um Asyl anzusuchen.
Aufgrund der Tatsache, dasz von oesterreichischer Seite gegen diese flagrante Verletzung der Exterritorialitat nie protestiert wurde, weder vom Botschafter noch vom Auszenamt, stellt sich die Frage, ob die Polizei nicht mit Wissen und Billigung der oesterreichischen Behoerde in Santiago in die Botschaft eindrang.
Noch eine Facette am Rande dieser Auseinandersetzung: Bruno Furch, frueher stellvertretender Vorsitzender der Chile-Solidaritaetsfront, nahm ebenfalls in der Presse zum Leserbrief von Segur-Cabanac und seiner Drohung, Frau Medina zu klagen, Stellung und wies dessen Maerchen von der Guerilla-Armee zurueck: "Leider war von dieser Geister-Anmee nichts zu bemerken, als die Putschisten losschlugen, weil sie und der CIA nicht darauf hoffen konnten, demokratische Wahlen zu gewinnen." Dieser Leserbrief trug Bruno Furch mehrere anonyme Annufe ein, bei denen er groeblichst mit antisemitischen Hasztiraden beschimpft und bedroht wurde.
*Aus: "Christen fuer Chile", Juni 1996 Nr. 89/gekuerzt*
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: /A/PRESSE, /CL/EUROPA/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Radikalenerlaß per Aktion 8000
Datum : Di 02.07.96, 15:52
Groesse : 1663 Bytes
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akin-Pressedienst
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Oesterreich/Soziales:
> Radikalenerlasz
Die Aktion 8000 gibt es nicht mehr. Es lebe die "Gemeinnuetzige Wiedereingliederungshilfe". Der Unterschied ist gewaltig. In den Bedingungen zur Gewaehrung heiszt es seit kurzem an die Adresse
der Antrag stellenden Vereine gewandt, die Arbeitslose anstellen
wollen: "Die Beihilfenbewerberin verpflichtet sich, dasz keine politischen Zielsetzungen verfolgt oder Taetigkeiten durchgefuehrt werden, die auf eine Veraenderung der Rechtsordnung und/oder der oeffentlichen Institutionen ausgerichtet sind".
*Frauen/Lesben-Plattform gegen Sozialraubbau / bearb.*
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: /A/ANTIMIL
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : "Aufruf" im Sommer?
Datum : Di 02.07.96, 16:00
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akin-Pressedienst * * nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin' * * *
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"Aufruf":
> Prozesse im Sommer?
Ueber Prozesse wegen des Aufrufs zum Ungehorsam gegen
Militaergesetze im Sommer wissen wir derzeit noch nichts. Das heiszt aber nicht, dasz sie nicht noch kommen koennten. Wer eine Vorladung kriegt, soll sie zuerst einmal an die Buerogemeinschaft Schottengasse 3a/59, Fax 0222/5327416, z.H. Gruppe fuer Totalverweigerung, schicken. Da ueber den Sommer die TV-Gruppe personell noch schwaecher ist, werden wir versuchen, doch zumindest ein Notprogramm zur Betreuung aufrecht zu erhalten (Tel. 0222/ 5331238, Anrufbeantworter, Nummer hinterlassen; eventuell koennt ihr auch bei der GE bei Renate, 0222/ 5051952-0, Fax 5053943-22Auskuenfte erhalten). Da die Prozesse erfahrungsgemaesz um 9 Uhr beginnen, schauen wir, an diesen Tagen zumindest eine TV-Vertreterin gegen 8 Uhr 30 im Landl zu haben. Wir wollen Menschen, die bereits Prozeszerfahrung haben, dringend bitten sich bei uns zu ruehren, um mehr Leute zu haben, die neuen Justizopfern ein bisserl auf ihre Prozesse vorbereiten.
Ceterum censeo: Im uebrigen hamma Leiberln mit dem Aufrdruck "Asyl fuer Deserteure" / "Fluechtlinge aufnehmen" fuer 150 Oeschis, die wir gern verkaufen tataten.
Ansonsten wuenschen wir Euch einen feinen Sommer und mit viel Kraft in den Herbst, Eure
*Gruppe fuer Totalverweigerung*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Org.-Empf. : Christian_Demmer@blackbox.at
Org.-Abs. : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Floridsdorfer Jugendfürsorge (Der Polizei war fad)
Datum : Di 02.07.96, 16:07
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akin-Pressedienst
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Der Polizei ist fad:
> Floridsdorfer Jugendfuersorge
Die GAJ Floridsdorf lud zu einem "flashigen Festl" fuer letzten
Donnerstag ein -- wie flashig es werden sollte, wuszten sie dabei
allerdings noch nicht. Die Vorgeschichte: Ornette Novotny besitzt einen Waggon am Bahnhof Jedlersee, wie den meisten Lesern und Innen bekannt sein duerfte. Als -- laut einem Augenzeugen --Polizisten gegen 20.25 Uhr in dieser Gegend auftauchen, halten sie ihn erstmal fuer einen Sandler, der illegalerweise in den Waggons wohne. Dann entdecken sie eine Gruppe Leute, die in Richtung der Waggons gehen. Die Polizisten folgen ihnen gemeinsam mit Ornette zu seinem Waggon, kontrollieren Ausweise und besichtigen den Waggon. Gegen 20 Uhr 45 ziehen sie mit der Meldung "Werden schauen, ob das legal ist" ab und hinterlassen das Versprechen wiederzukommen.
Das taten sie dann auch, wie ein weiterer Augenzeuge, Manfred Steidl, im folgenden berichtet:
» Gegen 23:03 stieg ich in FlUridsdUrf aus der S-Bahn. Dasz einem
da der 26-er davonfaehrt, gilt ja als ortsueblich, sagen die Einheimischen. Aber soo weit ist es ja auch nicht: Bruennerstrasze - Hermann-Bahr-Strasze - Pragerstrasze - Bruecke (Eingang nicht gefunden), weiter bis Bhf. Jedlersee, wo der Zugang auf der Fahrbahn ist, da der Gehsteig sich als Parkspur eingebuergert hat, und dann auf den Gleisen zurueck.
Als ich dann endlich den Waggon gefunden hatte und gerade gemuetlich werden wollte, waren sie schon da: ca. 8 Typen in Uniform, um fuer Urdnung auf dem Bahngrund zu surgen. Auch mich erkannte einer gleich: "Sie san doch der Bezirksrat Dingsda aus dem Dritten", natuerlich mit Widerrede eines Kollegen, als ich "jaja" sagte: "Sie san doch ned der Dingsda". Als ich darauf bestand, amtsbekannt zu sein, sagte Kottan (Name geaendert): "I kenn Ihna ja ned, Herr Steindl".
Waehrend ich immer noch wissen wollte, welche Gesetzesuebertretung
man mir vorwirft, und warum man da "sowas wie eine Hausdurchsuchung" durchfuehrte, ("Sie koennen mir ka Gesetzesuebertretung nachsagen, Herr Steindl"), wurde drauszen vor dem Waggon der 14- oder 15-jaehrige Markus zuerst abgewatschent und dann handlich in Schellen verstaut. Anschlieszend wurde durch seine Verbringung ins Koat Hermann-Bahr-Strasze die oeffentliche Urdnung wiederhergestellt, der Rest der Gaeste ("Haschbriada, Karlsplatzkinda") haette sich im oder um den Waggon herum die ganze Nacht lang niedersaufen koennen, aber irgendwie war da die Freude an einem Festl in einem kleinen Rest Wildnis, die sich gerade auf Bahngrund immer wieder bildet und bilden kann, schon zu sehr geschwunden.
Zwei Maedeln wurden wegen ihres jugendlichen Alters heimgebracht. Auffallend dabei: obwohl von den beiden verlangt OHNE weibliche Begleitung! Ich unterstelle nicht jedem Mann, auch nicht jedem Uniformtraeger, Schlechtes, aber man hoert manchmal Sachen (diesfalls aus der Drogenszene), die einfach zum Speib'n sind. Naechstes Mal empfehle ich ein Festl in einem Bus, den man zweckmaeszig auf einem Radweg oder in der Fuzo abstellt. Es genuegt nicht, den Feind zu studieren, um ihn zu bekaempfen, man musz auch die Urdnungshueter studieren, um in Ruhe feiern zu koennen. «
Markus verbrachte die Nacht im Koat und wurde unter der Androhung einer Anzeige wegen "Taetlichen Angriffs auf einen Beamten" am naechsten Tag um 7 Uhr frueh von seinen Eltern abholen gelassen.
*akin*
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Empfaenger : /GRUENE_A/FORUM, /A/BASSENA
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Re: Freut Euch Leute: Kontraproduktives von den Grünen
Datum : Di 02.07.96, 16:12
Groesse : 5639 Bytes
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akin-Pressedienst
************************************************************************** Gruene:
> Die Gruenen sind nicht schuld
Zu: "Freut Euch Leute" (Akin 21/96)
Lieber Bernhard,
meist liebe ich ja die Kritiken und auch Zensuren, die Du
regelmaeszig an die Gruenen verteilst. Im Ernst, sie wirken der Betriebsblindheit entgegen, sie helfen mir, meinen kritisch-linken Blick auf die eigene Partei zu schaerfen. Ehrlichen Dank dafuer! Aber das Zensurverteilen kann auch zwang- und krampfhaft werden. Zuletzt warst Du schon ziemlich nahe dran.
Zur Skater- und Radlerdemo - "Tatsaechlich gibt es ja an den im Folder angefuehrten Forderungen nichts auszusetzen" schreibst Du. An der Tatsache der Demo selbst und der Werbung dafuer wohl auch nicht.
Was bleibt also Boeses? Die Grafik und das Layout der Folder. Also die Form der Werbung. Wieviele Demos gab es in den letzten Jahren, bei denen Dir das Layout der Flugis recht gut gefiel, aber entsetzlich wenig Teilnehmer kamen? Ich kann mich fast nur an solche erinnern. (Oft stammte das Layout von mir). Doch der Erfolg einer Sache haengt doch hauptsaechlich davon ab, wieviele Menschen dafuer oeffentlich auftreten.
Nun skaten halt vorwiegend junge, "unpolitische", Zeitgeist und Konsum zugeneigte Menschen. Mittlerweile sind es ein paar Hunderttausend. Was ist falsch an dem Versuch, diese Leute ueber ihre Interessen zu einer gemeinsamen Aktion mit richtigen Forderungen zu bringen?
Und wie glaubst Du, dasz das funktionieren koennte - layout-maeszig?
Zur OeBB-Unterschriftenaktion - Du kritisierst auch hier nicht die Forderungen, sondern, dasz es Preise zu gewinnen gibt. (Aehnliches hat die FOeJ meines Wissens schon vor dreiszig Jahren versucht). Dasz es sinnvoll waere, moeglichst viele Unterschriften von betroffenen Pendlern zu bekommen, steht wohl auszer Streit. Darauf zielte die Aktion. Gruene Abgeordnete zum Nationalrat und Wiener Gemeinderaete haben in den Pendlerzuegen tausende dieser Flugis verteilt und mit den Leuten geredet. In der akin ist die Unterschriftenliste zusaetzlich, sozusagen als Pflichtexemplar. Natuerlich war die Aktion auch als Wahl- und Sympathiewerbung gemeint. Daher der Wunsch, an das unbekannte Wesen PendlerIn,
moeglicherweise mit einem Gewinnanreiz heran zu kommen. Die (wir) Linken hatten diesbezueglich in den letzten zwanzig Jahren nicht einmal Miszerfolge. Es wurde schlicht und einfach nicht versucht, sich mit der Pendlerproblematik vor Ort auseinanderzusetzen.
Verteufle also nicht den ersten Versuch in diese Richtung - auch wenn er Dir nicht gefaellt (mir auch nicht) und tu nicht, als waere er der Tod
auszerparlamentarischer Mittel. Warten wir das Ergebnis (den Ruecklauf der Unterschriftenlisten) ab.
Eines halte ich fuer ausgeschlossen: dasz auch nur ein Pendler (Pendlerin sowieso), der in einem Pendlerzug von Pilz, Chorherr, Petrovic, Stoisits oder Voggenhuber eine Unterschriftenliste mit Forderungen an die OeBB in die Hand gedrueckt bekommt, nicht gneist, um was es dabei geht. Solche Leute findest Du vielleicht am Karlsplatz, aber nicht unter Werktaetigen um 6 Uhr Frueh im Zug.
Zu Deinem letzten Absatz - herzallerliebster Bernhard - meinst Du nicht auch, dasz klassische auszerparlamentarische Mittel wie Demos oder Unterschriftenlisten an Bedeutung verlieren, weil sie von so wenigen Leuten angewandt werden. "Wir", die Linken, Alternativen, Autonomen, Antifaschisten, radikale Frauenrechtlerinnen, Antiimperialisten, Sozialisten, Kommunisten, 3.Welt-Freaks, MenschenrechtsaktivistInnen, wir "guten und wahren" Menschen sind hier eine irrsinnig kleine Minderheit (in meinem bewuszten Leben ist sie staendig kleiner geworden), die die Massen nicht auf die Strasze, nicht in Hallen und nicht zum Unterschreiben bringt - von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen.
Und daran soll die Gruene Partei schuld sein?
Bernhard, mit so ernsten Sachen macht mensch keine Witze!
Freunde, gebt Obacht: es gibt keine auszerparlamentarische Opposition, auszer es macht sie wer. Die Parlamentsgruenen werden das nicht sein. Je schneller das zur Kenntnis genommen wird, desto eher besteht die Chance, Erfolg zu haben.
Dann kann vielleicht auch die parlamentarische Arbeit der Gruenen von Fall zu Fall auszerparlamentarisch genuetzt werden. Dann waere auch so was aehnliches wie ein Wechselspiel (oder Doppelpasz, weil gerade EM ist) moeglich.
Ich weisz, aus leidvoller, sehr langer Erfahrung, wie schwer das alles ist. Aber die Gruenen dafuer zu geisseln, dasz sie es nicht fuer uns tun, ist laehmend!
*Herbert Sburny-Brunner*
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Empfaenger : /CL/SOZIALISMUS/THEORIE, /CL/GENTECHNIK/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen) Betreff : Bücher: Biologismus - Rassismus - Nationalismus
Datum : Di 02.07.96, 16:15
Groesse : 11011 Bytes
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akin-Pressedienst
* Nachdruck von Eigenbeiträgen mit Quellenangabe erbeten * * Verantwortung der VerfasserInnen * xten mit anderem Copyright als dem unseren sagt * nichts über eine anderweitige Verfügungsberechtigung aus * **************************************************************************
Buecher:
> Muehselig, aber noetig
Gero Fischer, Maria Woelflingseder (Hg.):
Biologismus, Rassismus, Nationalismus
Rechte Ideologien auf dem Vormarsch Verlag Promedia, Wien 1995, oeS 215,-ISBN 3-900478-97-X
Jetzt kugelt dieses Buch schon seit etlichen Wochen, ja Monaten auf meinem Schreibtisch herum. Nach dieser akin beginnt unsere Sommerpause, jetzt musz ich es also besprechen. Grosze Entschuldigung an Maria Woelflingseder, die ich -- weil der Verlag nicht und nicht ausgeliefert hatte -- so sehr wegen des Besprechungsexemplars sekkiert hatte.
Das Buch ist ja auch wirklich eine zaehe Angelegenheit, ungeeignet als abendliche Bettlektuere. Im November 1994 fand im WUK ein Symposium unter dem selben Titel statt: "Biologismus, Nationalismus, Rassismus". Damals war ich sehr daran interessiert, verliesz aber schon am ersten Abend waehrend des dritten Vortrages das WUK, weil meine Rezeptionsfaehigkeit erschoepft war. Schade, dachte ich mir damals, das ist ja alles hochinteressant, aber das mueszte man nachlesen koennen. Mein Stoszgebet wurde erhoert: Aus diesem und einem weiteren Symposium im Juni 1995 machten die Herausgeber ein sehr brauchbares Kompendium, das nur leider ein Stichwortverzeichnis vermissen laeszt.
Tatsaechlich ist das Thema ein sehr weitschweifiges und komplexes. Es laeszt sich nicht ganz so leicht behandeln, wie manche post-autonome Kreise es versuchen. Oft genug wird auch versucht, sich auf philosophische, soziologische, historische oder psychologische Argumentation zu beschraenken. Doch es reicht nicht, reaktionaere, sich wissenschaftlich oder pseudowissenschaftlich begruendende Tendenzen zu verdammen. Man musz sich mit ihnen auseinandersetzen. Beachtenswert dabei vor allem der Standpunkt von Rolf Loether, der in seinem Beitrag "Der Mensch -- Natur- und Gesellschaftswesen" dringend monierte, dasz sich fortschrittliche Kritik nicht auf die geisteswissenschaftliche Behandlung reduzieren lassen duerfe, sondern tatsaechlich auch die Naturwissenschaften, namentlich die Biologie verwenden muesse. Loether zitiert den Evolutionsbiologen R. Lewontin: Wenn bei irgendeiner Weltkatastrophe "lediglich das Volk der Xhosa an der Spitze Suedafrikas ueberlebte, blieben immer noch 80 Prozent der menschlichen genetischen Variation bewahrt". Die biologisch-naturwissenschaftliche Beweisbarkeit dieser Behauptung vorausgesetzt waere der rassistische Ansatz der Biologisten damit ausgehebelt.
Aehnlich wie Loether argumentiert Hans-Walter Leonhard. Der Nuernberger Paedagoge will in seinem Beitrag den Behauptungen Soziobiologie und Biologismus groszteils mit Argumenten von Biologen und Genetikern den Wind aus den Segeln nehmen. "Durch diese Vorgehensweise moechte ich es der Soziobiologie erschweren, ihren beliebten (und leider manchmal zutreffenden) Vorwurf zu erheben, Kontrahenten aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich wuerden zumeist ohne zureichende Sachkenntnis pauschalisierende Kritik ueben". Gerade eines der
schlagendsten Argumente der Soziobiologen, dasz eben nur die Staerksten ueberleben koennten, und nur dadurch der Mensch zu dem werden konnte, was er ist -- naemlich ein Wesen, dessen saemtlichen Koerpermerkmale bestimmte Funktionen erfuellen -- kann durch die Aussage eines nicht gerade als Antidarwinisten bekannten Wissenschafter ins Wanken gebracht werden: "Konrad Lorenz (1982) verdeutlicht diesen Sachverhalt durch folgenden Vergleich: Die jeweilige Gestalt eines Lebewesens entspreche nicht dem funktionalen Neubau eines Hauses, sondern einem Anwesen, das zuerst nur aus einer notduerftigen Behausung bestand und dann stetig erweitert und umgebaut wurde, mit entsprechenden Zweckaenderungen alter Raeume. ... Auch die je aktuelle Auspraegung der Merkmale eines Lebewesens sei in diesem Sinne nicht allein durch ihren Nutzen bestimmt, sondern gleichzeitig durch ihre Voraussetzungen". Leonhard zitiert auch den amerikanischen Evolutionstheoretiker Stephen Jay Gould, der diesen Ansatz auf den Punkt bringt. Dieser sieht naemlich unsere Welt angefuellt mit einer "quirligen Masse von Unvollkommenheiten, die gut genug (haeufig bewundernswert) funktionieren; eine behelfsmaeszige Notausstattung mit Adaptionen, die hervorgegangen sind aus den seltsamsten, im Verlauf der Geschichte in unterschiedlichsten Kontexten erworbenen Teilen".
Hiermit wird immerhin ein geschichtliches Element in die Debatte eingefuegt -- noch ist allerdings nur von "Adaptionen", also notwendigen Anpassungen die Rede. Doch der Gedanke erschuettert auch die Vorstellung, dasz nur Mutationen ueberlebt haben koennen, die in der Evolution einem bestimmten Zweck gedient haetten. Denn ist einmal gesichert, dasz nicht nur die staerksten Wesen ueberleben konnten, sondern alle, die dieses Notprogramm erfuellen, so gilt: Nicht mehr zweckmaeszige Erbanteile, entstanden durch Selektion ihn frueheren Evolutionsstufen, sind fuer die Ueberlebensfaehigkeit von der selben Relevanz wie rezente Mutationen, die nie einen speziellen Zweck erfuellt haben. Leonhard: "Aus der Tatsache, dasz ein Lebewesen in der Selektion ueberlebte und den `Tauglichkeitstests' bestand, kann deshalb nicht angeleitet werden, dasz alle Facetten der Lebensgestaltung eine reproduktive Zweckdienlichkeit aufweisen ... Evolution ist auch post festum [nachtraeglich, hinterher] betrachtet nicht immer zielgerichtet, sondern viele Entwicklungen sind kontingent [zulaessig]".
Einen notwendigen Beitrag zum Thema "Abschied vom IQ" lieferte Martin Potschka. Sicher, der Satz: "Intelligenz ist das, was der Intelligenzquotient miszt" ist uralt. Doch das Festhalten am IQ wurde durch die mittlerweile jahrzehntelange Kritik an der Meszbarkeit der Intelligenz nicht wirklich ueberwunden. Juengstes Beispiel dafuer: "The Bell Curve" ("Die Glockenkurve"), jenes umstrittene Buch von Herrnstein und Murray, das uns beweisen wollte, dasz Schwarze zwar besser pudern koennten, dafuer aber bloeder waeren, und das dem oesterreichischen Publikum mit bewundernswerter Ignoranz von P.M. Lingens nahegebracht wurde. Potschka beweist sehr schoen, wie unsinnig der IQ ist. Als beispielsweise 1917 in den USA die ersten groszen Testreihen gemacht wurden, zeigte sich das Bild, dasz die Frauen durchschnittlich deutlich bessere Werte erreichten als die Maenner. Prompt wurden jene Fragen herausgefiltert, bei denen die Frauen besser abschnitten. Oder: Der mittlere IQ, der auf Weisze mit 100 Punkten normiert ist, liegt -- nicht nur laut Herrnstein/Murray -- bei 75. Dazu gibt Potschka folgendes zu bedenken: "Mit einem IQ unter 70 gilt man als schwachsinnig. In unserer Bevoelkerung gibt es davon einige wenige Prozent, man erkennt sie meist an ihrem auffaelligen Verhalten. Stimmt die Behauptung ueber den mittleren IQ in Afrika, mueszten dort etwa 40 Prozent der Bevoelerung schwachsinnig sein."
Auch macht Potschka klar, dasz Herrnstein und Murray die Gauszsche Glockenkurve hoechst unwissenschaftlich verwendet haben. Tatsaechlich gibt es 3 verschiedene Anwendungen dieser als "Normalverteilung" bekannten Kurve. Das jetzt hier naeher zu erlaeutern, wuerde den Rahmen der Rezension sprengen -- dazu gibt es ja schlieszlich das Objekt dieser Besprechung. Aber es wird bei der Lektuere des Artikels klar, dasz Herrnstein/Murray -- ebenso wie die geistigen Vaeter des IQ -- vollkommen unzulaessig die Kurve als immer und ueberall gueltig ansehen und daher zu Beweisfuehrungs- und Normierungszwecken verwenden. Tatsaechlich ist das jedoch nur bei einer Statistik von Meszfehlern zulaessig, nicht hingegen bei einer Ansammlung von tatsaechlichen Werten unterschiedlicher zu messender Objekte, sprich im konkreten Fall: verschiedener Menschen.
Die erwaehnten Beitraege sind nur drei von insgesamt 21, im vorliegende Buch gegliedert in drei Groszthemen "Natur versus Mensch", Mensch -- Barbar -- Tier" und "Nationale Frage". Die einzelnen Artikel zusammen verkuenden nicht die grosze Wahrheit und das ist schon mal ein wunderbarer Fortschritt fuer eine Linke, die gerne ins Parolenhafte abgleitet. Auch wenn so manches Mal zum Genusz ein gutes Fremdwoerterbuch vonnoeten ist, kann ich uns die Lektuere nur empfehlen. "Uns?" Naja, wie erwaehnt, es ist keine Angelegenheit, die man waagrecht in den letzten Abendstunden konsumieren kann. Die erste Person Mehrzahl ist daher leider vonnoeten, weil: Ich bin bei der Haelfte steckengeblieben. Und hab' mich schmaehlicherweise anderer Lektuere hingegeben. Auch nicht uninteressanter. Aber das sind andere Rezensionen... *Bernhard Redl*
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Nachsatz (war nicht in der Druckausgabe):
Zum sexistischen Ansatz faellt mir der BOKU-Professor Peter Weish ein, der kuerzlich (nicht in dem Buch, sondern in Oe1 "Im Gespraech" mit Peter Huemer) sinngemaesz meinte, dasz ernsthafte Biologisten mit ihrer sexistischen Sicht der Dinge -- Weibchen pflegt Nachwuchs, Maennchen versucht seinen Samen moeglichst weit zu verteilen -- in Bezug auf praehistorische Zeiten durchaus Recht gehabt haetten. Nur haetten sie eben vergessen, dasz seit der Epoche der mehr oder weniger menschlichen Urhorden doch eine enorme Zeitspanne verstrichen ist. In der haetten sich zwar kaum genetische Anpassungen vollzogen, doch ist diese biologische Determination ja nicht alles, was das menschliche Handeln bestimmt. In dieser Zwischenzeit haetten sich naemlich in der menschlichen Gesellschaft, deren Einzelwesen bekanntermaszen reflexionsfaehig sind, derart viele Verhaltensregeln, Techniken und Mythen entwickelt, dasz der genetische Einflusz nur mehr einer von vielen waere. Ich weisz nicht, ob er damit recht hat -- es gibt eine Menge an Einwaenden aber der Versuch, die Problematik fakultaetsuebergreifend anzugehen, ist aeuszerst interessant und notwendig.

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