Samstag, 24. Januar 2009
 
Zu Ende gewürfelt? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Alexander Muth   
Dienstag, 2. Januar 2007

Das bekannte Arbeitslosenprojekt Der Würfel wird mit Ende Jänner stillgelegt. Von der Gemeinde Wien kommt kein Geld mehr. Wiens SPÖ bewegt sich damit im Fahrwasser von FPÖ und BZÖ, meint Alexander Muth.

Die Besucher, die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die Zivildiener und die Angestellten des Würfel wissen es seit Dienstag den 12. Dezember: Der Würfel, eines der ältesten und bekanntesten Arbeitslosenprojekte Wiens, wird zugesperrt.

In den letzten Jahren wurde dieses Projekt vom WAFF (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) finanziert, jetzt wird es abgewürgt. Der reguläre Betrieb wird Ende Jänner eingestellt, für Februar ist noch ein eingeschränkter Betrieb vorgesehen. Ende März aber müssen alle Räumlichkeiten einschließlich des Buchladens und des Second-Hand-Shops vollständig geräumt sein.

Der Würfel besteht seit 1984, also seit rund 22 Jahren. Diese gewachsene Struktur wird auf einen Schlag vernichtet. Eine Antisozialpolitik, wie sie dem BZÖ oder der FPÖ nicht besser gelingen könnte.

Der beim Würfel engagierte Künstler Stefan Peter schreibt: „Der Würfel gab mir die Gelegenheit, meinen Tag sinnvoll zu strukturieren, denn eine Erwerbsarbeit ist mir aus Krankheitsgründen nicht mehr möglich. Es ist gewissermaßen meine Arbeitsstätte.
Dies gilt auch für etliche andere Besucher, wobei sich die Institution als offener Raum für jeden bietet. Und dies ist der entscheidende Punkt, denn andere Sozialeinrichtungen sind sehr spezifiziert und eingeschränkt, auf so genannte Problemgruppen hin installiert. Dies gilt für den Würfel nicht! Hier wird auf Wohnungsprobleme, Geldangelegenheiten, behördliche Sachen genauso eingegangen wie auf psychische und physische Probleme. Das gelingt insbesondere durch die soziale Betreuung, welche auch Spontanhilfe leistet und bei der man nicht tagelang auf einen Gesprächstermin warten muss. Ein enorm wichtiges Kriterium für obdachlose Menschen, denen die Infrastruktur einer eigenen Wohnung fehlt.“

Dies ist wohl zu ambitioniert! Offenbar sollen solche Projekte erstickt werden, weil sie mit der eiskalten bürokratischen Generallinie der Gemeinde Wien nicht mehr übereinstimmen.

Borderline-Syndrom, Hüftgelenkarthrose, Obdachlosigkeit: Das waren die drei qualvollen Probleme, die einer vorzubringen hatte, der kürzlich in dieses Zentrum fand. Die Gemeinde Wien und ihr WAFF treibt den Obdachlosen wieder ins eiskalte Nichts hinaus, wenn der Würfel geschlossen wird.

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