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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 24. Juni 2021; 06:29
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Kultur:

> Offener Brief - Theaterförderung in Wien
> Kein Platz für gut Geschriebenes?

Die Abteilung für darstellende und bildende Kunst der Stadt Wien hält nichts
von Autorinnen und Autoren, die "Well made"-Theaterstücke schreiben. "Es ist
aus unserer Sicht nicht die primäre Aufgabe der Projektförderung,
konventionelle Well-made-plays zu fördern, auch wenn die Thematik aktuell
sein mag. Wir fördern vornehmlich experimentelle zeitgenössische
Theaterformen, wie es den Förderkriterien entspricht." (Auszug aus der
Ablehnungsbegründung des dort von der Theatergruppe Beseder eingereichten
Stückes "Oh mein Gott" der israelischen Autorin Anat Gov)

In einem Antwortschreiben fragte die Verantwortliche für die Theatergruppe,
Susanne Höhne nach, ob nur Stückentwicklungen oder die Verwendung von
Flächentexten als förderungswürdig gelten und ein "Well made" -Theaterstück,
gerade weil es gut gebaut und entwickelt ist, nicht. Darauf gab es keine
weitere Antwort.

Im Jahre 2003, bei der Wiener Theaterreform, die zum Ziel hatte, das bis
dahin gültige "Gießkannenprinzip" abzuschaffen, wurden die Bereiche
"Performance" und "Theater" zusammengezogen. Aus dem bisherigen
Beiratssystem wurden "vollbeschäftigte und bezahlte Kuratoren" (siehe
"Wikipedia, Wiener Theaterreform"). Nach fast 20 Jahren Theaterreform,
interessiert man sich dort ganz offensichtlich nicht mehr für dramatische
Literatur.

Wir fordern das Kuratorium für Theaterförderung hiermit dringend auf, seine
Haltung gegenüber zeitgenössischer, dramatischer; und vor allem auch junger
österreichischer Literatur zu revidieren. Es kann doch wohl nicht Aufgabe
der Theaterförderung der Stadt Wien sein, gekonnte Stücktexte aus der
Theaterförderung der Stadt Wien auszuschließen. Wir erwarten uns eine
Gesprächseinladung an Autor'inn/enverbände, insbesondere an die IG
Autorinnen Autoren, um eine Änderung der Stückeförderungspolitik des Stadt
Wien herbeizuführen.

Gerhard Ruiss (IG Autorinnen Autoren),
Susanne Höhne (Beseder-Theater)
*

Anmerkungen akin:

"Oh mein Gott!" handelt von einer Psychologin, die damit konfrontiert ist,
daß Gott höchstpersönlich suizidgefährdet ist und damit droht, sich und
damit das gesamte Universum zu vernichten.
Das Stück wurde 2010 von der European Theatre Convention unter die "120 best
contemporary European Plays for the stage" gewählt.

Unter einem "well-made play" versteht man ein geschichtenerzählendes Stück
mit klarem, aber wendungsreichen Plot: "ein handwerklich gut gemachtes,
konventionell strukturiertes und erzähltes Theaterstück innerhalb der von
Aristoteles vorgeschlagenen Grenzen Raum-Zeit-Personen" (Quelle der
Definition: https://henningbochert.de/2013/08/fast-genial/ )


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