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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 29. April 2021; 04:34
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Glosse:

> Theater statt Opium

Die Heilsversprechen der Kirche des Siebentagsinzidenz werden langsam öd.


Die ÖVP steckt im Arsch dessen, was sie "Wirtschaft" nennt und andere Leute
Großspender. Dazu gibts ein paar Alibi-Liberale. Die SPÖ ist so ähnlich, nur
ohne Großspender und deren Alibi sind ein paar Linke in der dritten Reihe.
Die NEOS sind die wirkliche neue ÖVP nur mit mehr Liberalen. Die Grünen
sind -- wie der Name schon sagt -- dasselbe in grün. Und dann gibts noch die
FPÖ, die -- wenn in Opposition -- auf rebellisch macht, aber sonst kaum was
anderes vertritt als die ÖVP plus einem Untergrund von Leuten, die man nicht
richtig benennen darf, ohne Gefahr zu laufen, verklagt zu werden.

Alle zusammen finden sie die Polizei toll, sorgen sich um Bundesheer und
Wirtschaftswachstum und wollen offene Grenzen nur für den Warenverkehr, aber
für den mit Vehemenz. Und alle sind sie Patrioten und der Meinung, die EU
müsse zwar reformiert werden, sei aber im Prinzip ursuper. Außerdem halten
sie sich alle für Antifaschisten, haben dafür zwar verschiedene
Definitionen, denen aber gemein ist, daß sie allesamt ein bisserl seltsam
sind.

Für Unterhaltung sorgen dabei die kleinen Unterschiede, die so bedeutend
sind wie die zwischen einem Quarterpounder with Cheese und einem Big Mac
Royale oder daß man bei McDonalds in Paris ein Bier bekommt. Diesen
Unterschied kann sogar ich Klavier spielen, aber immerhin sorgt er dafür,
daß ein bisserl Abwechslung in die ZiB kommt.

Aber auch das haben wir nicht mehr. Seit einem Jahr gibts nur mehr ein
Thema. Und vor dem müssen wir uns fürchten und deswegen zusammenhalten. Wenn
wir nicht den Ibiza-Untersuchungsausschuß hätten, würde die ZiB überhaupt
nur mehr wie ein Corona-Gottesdienst wirken mit dem "Ave 7-Tagesinzidenz" am
Anfang, gefolgt von der Predigt eines Virologen, der virtuellen Ausgabe der
Hostien in Form von FFP2-Masken und einem gemeinsam gesungenen "Bleiben Sie
gesund!" zum Abschluß. Danach sollen wir uns dann alle ein bisserl schuldig
fühlen, dafür aber Regierung und Großkapital alles vergeben, was sie uns so
täglich antun. Weil an allem schuld sind die Ungläubigen, die beim jüngsten
Impftermin in der Hölle braten werden statt an griechischen Stränden. Nur
wer rein von Corona ist und einen grünen Paß vorweisen kann, dessen ist das
Himmelreich.

Muß man da schon wieder Karl Marx zitieren? Ja, doch, offensichtlich! "Das
religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in
einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der
Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der
Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes."

Zuviel Opium macht aber krank. Wir alle sehnen uns wieder nach dem lustigen
Theater, diesem Infotainment der säkularen Hohepriester mit ganz großer
Themenviefalt und Meinungsäußerungen, die so daherkommen, als wären sie
wirklich kontroversiell.

Ist zwar alles Chimäre, aber wenigstens unterhaltsamer und nicht gar so zum
Fürchten.

*Bernhard Redl*


(Verfaßt am 25.4., bevor es der ORF schaffte, zwischen einschlägig
themenfokussierten Ausgaben der "ZiB1" um 19:30, "Thema" um 21:09 und "ZiB2"
um 22 Uhr auch noch eine "ZiB-Spezial" um 20:15 zu quetschen -- inclusive
viertelstündigem Interview mit dem Gesalbten.)



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