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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 25. März 2020; 20:32
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> Der unbekannte A1-Kunde

"Die Regierung erhält vom heimischen Mobilfunkbetreiber A1 derzeit -
anonymisiert - die Bewegungsdaten ihrer Kundinnen und Kunden. Damit soll dem
Krisenstab ermöglicht werden zu sehen, ob die Maßnahmen zur Einschränkung
der sozialen Kontakte greifen. ... Jedes Handy bekomme eine für das Tracking
automatisch zufällig generierte Nummer zugewiesen. All diese Nummern werden
alle 24 Stunden frisch vergeben (also erneut anonymisiert). Damit sei es
nicht einmal möglich, nachzuvollziehen, wohin sich die anonymisierten User
über längere Zeiträume bewegen."

Wirklich? Obige ORF-Meldung läßt viele Fragen offen. Zum Beispiel, wie man
verhindern will, daß der Handynutzer an Hand eben seiner Bewegungsdaten
identifiziert wird.

Wie das gehen soll? Karl Rossmann, der nach wie vor wie gewohnt arbeiten
geht, bekommt am Montag die Codenummer 4711. Im Protokoll steht dann im
Klartext: Bis 8 Uhr ist das Handy eingebucht in der Funkzelle, die die
Adressen rund um den Clemens-Hofbauer-Park versorgt. Danach ergibt sich ein
Wegstrecke (hauptsächlich über die Funkmasten der ÖBB) bis zur
Schnellbahnstation Breitensee. Dort bleibt das Handy eingebucht bis 17 Uhr.
Danach sind Einbuchungen einer Strecke bis zu einem Supermarkt zu verbuchen,
wo das Handy eine halbe Stunde online bleibt. Hinterher Funkzellenstrecke
wieder bis zum Clemens-Hofbauerpark, wo 4711 bis Mitternacht online bleibt.

Darauf erfolgt eine Kreuzabfrage von Wohnmeldedaten und
Arbeitnehmersozialdaten: Wer wohnt in Funkzelle Hofbauer-Park und arbeitet
im Bereich S-Bahnhof Breitensee in einem Arbeitsverhältnis, das klassische
Normalarbeitszeiten vorsieht?

Ergebnis: Karl Rossmann fuhr morgens mit der Schnellbahn zur Arbeit, abends
wieder retour und ging zwischendurch einkaufen.

Am Dienstag bekommt Rossmann einen neuen Code. Diesmal ist es 0815. Die
Bewegungsdaten sind beinahe identisch zu denen des Vortags. Na, wer wird
wohl 0815 sein?

Schön, daß der Herr Rossmann so brav ist und sich nicht noch zwischendurch
mit seine Freund Erich Blair, Codenummer 101, getroffen hat (den man auf die
selbe Art und Weise hätte identifizieren können).

In Zeiten von Big Data und Verfügbarkeit aller Daten ist eine solche
Anonymisierung ein Witz.

Und vielleicht ist das auch erst der Anfang. Die Deutschen sind da schon
weiter mit einem Gesetzentwurf: "Die Bundesregierung plant laut Entwurf eine
Weitergabe von personenbezogenen Daten, die bisher geschützt sind. 'Für den
Fall einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite' könne die 'zuständige
Behörde zum Zwecke der Nachverfolgung von Kontaktpersonen technische Mittel
einsetzen, um Kontaktpersonen von erkrankten Personen zu ermitteln'."
(Berliner Zeitung 22.3.2020) Was bedeutet, daß sehr wohl Handydaten mit
Klarnamen übermittelt werden sollen.

Und in Österreich wäre man dafür ja auch schon gerüstet -- seit letztem Jahr
gibt es dank Kickl keine Handies mehr, die nicht eindeutig einer Person
zuzuordnen sind. Damals war die Argumentation Terror, heute heißt sie
Corona. Egal, man weiß ja nie wozu es gut sein könnte, möglichst viel über
die Untertanen zu wissen.
-br-



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