**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Juni 2018; 09:46
**********************************************************

Letzte Worte:

> Dumm, dümmer, am dümmsten*

Ursprünglich waren die Bürger von Schilda für ihre große Klugheit bekannt,
weswegen die Könige und Kaiser dieser Welt sie als Ratgeber begehrten. Da
sich ihre Stadt auf diese Weise langsam, aber sicher entvölkerte, ersannen
die Schildbürger eine List: Sie stellten sich dumm, und das mit so großer
Konsequenz, dass die Dummheit allmählich zu ihrer zweiten Natur wurde, für
die sie alle Welt verlachte.

Nun ist Dummheit zwar keine sehr gute Voraussetzung für wirtschaftlichen
Erfolg, sie schließt ihn aber nicht grundsätzlich aus, weil manchmal auch
die Dummen Glück haben. Und so gab es in der Geschichte von Schilda eine
Epoche, in der es dieser Stadt besser ging als den meisten anderen ihrer
Umgebung. Damals zogen viele Arme aus jenen Nachbargemeinden nach Schilda in
der Hoffnung, dort leichter über die Runden zu kommen. Da aber die
Schildbürger ihren Wohlstand nicht mit diesen Armen teilen wollten, stockten
sie ihre Stadtmauern auf und verstärkten deren Bewachung.

Das führte dazu, dass immer mehr Arme vor den Toren der Stadt lagerten und
auf Einlass drängten, was den Schildbürgern Angst machte. Da hatte ihr
pfiffiger Jungbürgermeister eine Idee: Wir sind einfach noch nicht dumm
genug, erklärte er seinen Mitbürgern. Wir müssen noch dümmer werden.
Beschließen wir doch ein Gesetz, das alle Bürger unserer Stadt dazu zwingt,
sich einmal pro Jahr ins Knie zu schießen. Dann will keiner mehr zu uns
kommen, um Schildbürger zu werden.

Als seinem Vizebürgermeister diese Idee zu Ohren kam, wollte er nicht
nachstehen und präsentierte einen Verbesserungsvorschlag. Wenn etwas so
richtig dumm ist, erklärte er seinen Mitbürgern, dann muss es auch böse
sein. Und so regte er an, dass die Schildbürger im Zuge ihres
Selbstbeschädigungsrituals jeweils auch ihren Kindern ins Knie schießen
sollten. Dieses Konzept entsprach nun genau der Geistes- und
Gemütsverfassung des durchschnittlichen Schildbürgers, weshalb man den
Bürgermeister und seinen Vize mit dem für wirklich unfassbare Dummheit
reservierten, höchsten Orden Schildas auszeichnete und bei den drei nächsten
Bürgermeisterwahlen mit überwältigender Mehrheit wieder wählte.

Die in den Augen ihrer Wähler geniale Taktik des Bürgermeisterduos konnte
übrigens aus verschiedensten Gründen die Zahl der vor den Toren der Stadt
lagernden Armen nicht vermindern. Die Schildbürger verstanden keinen dieser
Gründe. Aber sie ließen sich deshalb keine grauen Haare wachsen, denn sie
waren schon längst viel zu dumm, um nach den eigentlichen Ursachen ihrer
Probleme zu fragen.

*Karl Czasny*


*Ende Mai 2018 machten die Experten aller Sozialhilfeorganisationen darauf
aufmerksam, dass die zur Abschreckung von Flüchtlingen geplanten Kürzungen
bei der Mindestsicherung vor allem Kinder aus einheimischen Familien treffen
werden.



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.redaktion@gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
postadresse a-1170 wien, lobenhauerngasse 35/2
vox: 01 53 56 200
redaktionsadresse: dreyhausenstaße 3, kellerlokal, 1140
vox: 0665 65 20 70 92
http://akin.mediaweb.at
blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
mail: akin.redaktion@gmx.at
bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
bank austria, zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW