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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 26. April 2017; 21:08
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Debatten:

> Überkritisch bei Nicaragua

Zu: "Nicaragua: Entwicklung? Geht auch ohne Demokratie!" in akin 7/2017

Mich irritiert diese generelle Tendenz überkritisch-negativer
Berichterstattung linker/alternativer Medien in Österreich gegenüber
alternativen Projekten speziell in Lateinamerika (vorrangig z.B. in
"lateinamerika anders"). Ich ärgere mich darüber, dass man in Österreich so
gut wie nie einen positiven Kommentar zu Nicaragua unter der
Ortega-Regierung zu lesen bekommt, mit der Ausnahme der kaum bekannten
"Nicaragua-Nachrichten", und dort auch nur, seit sie nicht mehr von Werner
Hörtner redigiert werden. Vereinfacht dargestellt scheint mir, dass - wenn
Nicaragua im Mainstream überhaupt erwähnt wird - im Sinne der Mediendiktatur
durch das westliche Imperium natürlich nur negativ-kritisch berichtet wird,
aber überraschenderweise unisono genauso von linken/alternativen Medien. In
persönlichen Gesprächen wird dann argumentiert: "Aber man muss doch auf die
Fehler hinweisen ." als ob es für unsere politische Kampfkraft (siehe:
"Bewegung für Sozialismus") wirklich soviel produktiver wäre, in allen
Ländern, die sich dem Herrschaftsdiktat des Imperiums widersetzen, vorrangig
die Fehler, Mängel und Defizite zu suchen. Natürlich gibt es genug, was
einem missfallen kann - aber bitte wo und wann wurde jemals politisch
langfristig etwas realisiert, das eure (unsere) uneingeschränkte Zustimmung
gefunden hätte?? - Ist es nicht möglich, bevor man kritisiert, auch die
wesentlichen positiven Unterschiede der Maßnahmen der Regierung Ortega seit
2007 gegenüber der Politik der neoliberalen Regierungen von 1990 bis 2006
bekannt zu machen? Außerdem finde ich es maßlos übertrieben, zu behaupten,
es gäbe in Nicaragua keine Demokratie. Wenn man Nicaragua schon das Recht
abspricht, sich als Demokratie zu bezeichnen, dann frage ich: Wo bitte in
Lateinamerika gibt es denn eine Demokratie?? Mir fehlt hier ein gewisses
Augenmaß und eine Ausgewogenheit in der Kritik.

Im Internet fand ich unter
https://www.welt-sichten.org/personen/1118/markus-plate kritische Artikel zu
Costa Rica, über die Vergiftung von Menschen und Umwelt durch den Goldabbau
ausländischer Konzerne in El Salvador, über Widerstände gegen die
Aufarbeitung der Verbrechen der Militärdiktatur in Guatemala in den 1980-er
Jahren und über den Kampf chilenischer Frauen für eine Legalisierung der
Abtreibung. Dort findet sich übrigens auch der Hinweis, dass die meisten
Länder in Lateinamerika an strengen Gesetzen gegen die Abtreibung
festhalten, mit nur einer Ausnahme: Uruguay.

Ich verstehe nicht, warum gerade Linke/Alternative so besonders kritisch mit
Nicaragua umgehen, wo es doch - im Sinne einer umfassenden und ausgewogenen
Meinungsbildung in Österreich - genug Gravierenderes aus Lateinamerika zu
berichten gäbe.
*Gerti Pernerstorfer*



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