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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 1. März 2017; 18:13
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Wien/Kultur:

> Mo.ë muß Ende Mai raus

Die Gentrifizierung frißt ihre Eltern

Am Montag 20.02.2017 fand im Bezirksgericht Hernals die Verhandlung des
Mietzinsstreits um das Kunstetablissement Mo.ë in der Thelemangasse
(Vestwerk big living TH4 GmbH & Co KG gegen pica pica - Verein zur Förderung
interdisziplinärer Kunst- und Kultur) statt. Das berichtet der Verein in
einer Aussendung. Zu Beginn der Verhandlung wurde das Urteil des
Räumungsverfahren verkündet. Der Ausgang dieses Verfahrens war aufgrund der
strittigen Rechtslage bis zuletzt unklar. In erster Instanz wurde der
Räumungsklage stattgegeben. Da der Kunstverein nicht über die notwendigen
finanziellen Mittel (ca. 70.000 Euro) verfügt, um in Berufung zu gehen und
beide Verfahren bis in letzter Instanz durchzustreiten, sah man sich
gezwungen vor Gericht einen Vergleich abzuschließen. Das Ergebnis: Mit
31.Mai muß das Mo.e seine Pforten schliessen.

Das Mo.e hatte nur einen auf 5 Jahre befristeten Mietvertrag, der am
31.Dezember 2015 auslief. Der neue Vermieter wollte den Vertrag nicht
verlängern und daraus resultierte der nun beendete Rechtsstreit. Die Ironie,
daß gerade Projekte wie das Mo.e das gürtelnahe Grätzel mit aufgewertet
haben und dadurch für solche Projekte unleistbar machen, ist den
Projektbetreibern voll bewußt. Das müsse allerdings nicht so sein, wie sie
bereits im März 2016 in einem Brief betonten: "Wir erleben gerade hautnah
mit, welche Deutungsdichte sich eröffnet, wenn der Begriff der 'Aufwertung'
Eingang in die Debatte (Stichwort Gentrifizierung) findet. Künstler*innen
machen durch ihre Arbeit Bezirke attraktiv. Diese symbolische Aufwertung
kommt aber meistens weder den Künstler*innen noch den Bewohner*innen der
Bezirke zugute, sondern wird von Immobilienfirmen abgeschöpft. Wir
widersetzen uns diesem Prozess, der allzu oft als unaufhaltsam dargestellt
wird."

Die IG Kultur wird da in einer Aussendung deutlicher: "Der Rechtsstreit
zwischen dem Kulturverein und der Immobiliengesellschaft ist beispielhaft
für eine fortschreitende Verwertung der Stadt. Nicht nur das mo.ë, sondern
auch Mieter_innen im vorderen Teil des Hauses sind davon betroffen - dabei
geht es um Gewinnspekulationen in Millionenhöhe. Gegen diese Prozesse
braucht es klare Schritte, die Verdrängung aufgrund von Profitinteressen
verunmöglichen. Leben in Wien muss heißen, dass es Wohn- und Arbeitsraum für
alle gibt und das unabhängig vom jeweiligen Einkommen."

Die Reaktion des Kulturstadtrates Mailath Pokorny, der Initiative indirekte
Unterstützung über die städstische Leerstandsagentur Kreative Räume Wien
anzubieten, klinge beinah ironisch; so Willi Hejda von der IG Kultur Wien.
Und weiter: "Die Arbeit der Agentur beschränkt sich bislang auf die
Vermittlung von Zwischennutzungen. Lokal verankerte soziokulturelle Arbeit
braucht Langfristigkeit und ist nicht beliebig andernorts fortsetzbar.
Außerdem verstärken Raum-und Förderstrukturen, die nicht langfristig
angelegt sind, die ohnehin prekären Arbeitsverhältnisse freier und autonomer
Kulturarbeit noch weiter, statt dauerhafte und nachhaltige Kulturarbeit zu
ermöglichen."
(akin)



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