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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 27. April 2016; 14:30
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"Falter": Köln-Cover keine Karikatur

In den letzten Monaten war die Wochenzeitung "Falter" oft in der Kritik.
Eine gewisse Boulevardisierung wird konstatiert. Speziell die Cover waren da
eher bedenklich. Immerhin konnte man da in manchen Fällen noch darauf
hoffen, daß es sich um Sarkasmus und Provokation handelt. Besonders das
Cover zu den Sylvester-Geschehnissen von Köln war da sehr umstritten. Zitat
dazu aus der Beschäftigung des Presserats mit der Aufmacherbild: "Die
Zeichnung ist in schwarz-weiß ausgeführt. Die fünf weinenden Frauen haben
eine helle Hautfarbe und helle Haare; sie werden von etwa 40 - 50 Männern
bedrängt und begrapscht. Die Männer haben alle dunkle Haare und markante
dunkle Augenbrauen, die meisten von ihnen blicken grimmig drein. Die
Gesichter der Männer unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander."

Nun hätte man sagen können, dies wäre eine Darstellung, wie die extreme
Rechte die Köln Ereignisse sehen möchte. Doch die Verteidigung des Falter
sieht ganz anders aus, wie der Presserat bekanntgab:

"Die Zeichnerin bringt vor, dass es eine Tatsache sei, dass es sich bei den
Vorfällen in Köln überwiegend um Nordafrikaner gehandelt habe. Das sei so
passiert und das müsse man so darstellen dürfen. Es sei für jeden klar, dass
sich das Cover genau auf diese Vorfälle beziehe. Eine Pauschalverunglimpfung
liege daher nicht vor. Die Zeichnerin betont, dass es sich bei ihrem Werk
nicht um eine (überhöhende) Karikatur sondern um die Abbildung eines
Sachverhaltes in Form einer Illustration handle."

Herausgeber Armin Thurnher "weist den Vorwurf der Pauschalverunglimpfung und
Diskriminierung zurück und meint, dass es sich hier um eine Illustration mit
künstlerischem Anspruch handle, die sowohl die Freiheit der Kunst als auch
die Meinungsfreiheit für sich in Anspruch nehmen könne und sich klar im
Rahmen des Erlaubten befinde. Es sei vollkommen klar gewesen, was passiert
sei. Diese Tatsache sei in der Illustration künstlerisch umgesetzt worden."
Alleine aufgrund der Tatsache, dass die Zeichnung im "Falter" erschienen
sei, müsse klar sein, dass hier keine "rassistische Propaganda" gemacht
werde, so der Herausgeber laut Presserat.

Der Presserat sieht das anders. Nach Ansicht des entscheidenden Senats weist
die Zeichnung sehr wohl ein generalisierendes Element auf: "Es kann der
Anschein erweckt werden, als würden sich alle Männer aus dem
nordafrikanischen Raum auch hier in Europa Frauen gegenüber nicht
entsprechend korrekt verhalten. Darin erkennt der Senat eine
Pauschalverunglimpfung und Diskriminierung dieser Personen." Außerdem sei
für die Bewertung durch den Presserat "nicht die generelle politische
Einstellung bzw. die Blattlinie einer Zeitung ausschlaggebend, schon gar
nicht, wenn es sich wie im vorliegenden Fall um ein Cover handelt, das auch
von Personen wahrgenommen werden kann, die die Blattlinie der Zeitung nicht
kennen".

Chefredakteur Florian Klenks erste Reaktion auf die Entscheidung: "Der
Falter nimmt die Entscheidung zur Kenntnis und wird in seiner nächsten
Ausgabe eine Erklärung dazu abgeben". Darauf darf man wohl gespannt sein.
(akin)

Aussendung Presserat:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160425_OTS0133/



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