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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 20. Mai 2015; 15:36
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VERWORTDEBATTE

Ilse Grusch hatte in VERWORTET (akin 11/2015,
http://akin.mediaweb.at/2015/11wort.htm) die Wirtschaftswissenschaften zu
einem Teilgebiet der Theologie erklärt. Daraufhin entbrannte eine Debatte
darüber aber auch über die Seriosität von Wissenschaft an sich (akin 12,
http://akin.mediaweb.at/2015/12wort.htm). Und noch immer treffen dazu
Stellungnahmen ein:

> Mehr als 100% richtig

Ich sehe Ilses Beitrag nicht als wissenschaftliche Abhandlung oder
umfassenden und differenzierten Wiki-Beitrag, sondern als Glosse. Und so
stimm ich Ilse in der Grundaussage dabei 100%ig zu; eigentlich zu mehr als
100 %, aber das wäre im exakten Wissenschaftsverständnis dann natürlich
wieder missverständlich. Warum "mehr als 100%"? Weil viele Aktivitäten der
Ökonomen (weniger der -innen) nicht nur unschuldige schöngeistige Theologie
sind, sondern sie vertreten einerseits beinhart Interessen, und wie die
Theologie im Mittelalter spielen sie eine Rolle im Herrschaftssystem --
nicht zuletzt halten sie zumindest auch Ketzer fern. Am klarsten tun sich da
neuerdings ökonomische "Thinktanks" hervor, deren einzige Qualifikation für
laufende Auftritte in Medien deren Unterstützung durch Einrichtungen wie der
Industriellenvereinigung sein dürfte.

Übrigens es gibt es etliche ÖkonomInnen, die vor Jahrzehnten und Jahren in
der Sache genau Ilses Theologie-Argument vertreten haben. Ich tue es selten,
aber in der Kürze sage ich, dass ich ein Dokorat in Ökonomie gemacht habe,
und glaube die ökonomische Zunft in Österreich jedenfalls einigermaßen zu
kennen. Aber das ist natürlich auch kein wissenschaftliches Argument.
*Josef Baum*

*

> Empiriebeweisglaube

Lieber Bernhard, hier eine Randbemerkung zu Deinem Beitrag zur
Akin-Diskussion über Wissenschaft, in dem Du die Frage der
"naturwissenschaftlichen 'Beweise'" thematisierst. Es sind diesbezüglich
viele Vorurteile im Umlauf, welche einer unreflektierten
Wissenschaftsgläubigkeit Vorschub leisten.

Empirische Ergebnisse sind, und seien sie noch so überwältigend, prinzipiell
niemals 'Beweise' für Gesetzesaussagen, weil die Empirie immer nur die
jeweils untersuchten individuellen Fakten betrifft, während die Naturgesetze
universelle (allgemeine) Geltung beanspruchen. Die Empirie ist einerseits
Anlass für die Vermutung bestimmter Gesetze und andererseits Motor der
Korrektur und Weiterentwicklung dieser Vermutungen. Zwischen dem, was unsere
Naturgesetze aussagen und dem was "an sich" der Fall ist, besteht also eine
Lücke. Und viele naturwissenschaftlich orientierte Atheisten wollen diese
Lücke durch einen Glauben schließen, welcher besagt, dass den von uns
vermuteten Naturgesetzen eine tatsächlich ("an sich") durch Gesetze
strukturierte Wirklichkeit gegenüber steht, die wir durch laufende Korrektur
unserer Gesetzesvermutungen immer besser abspiegeln. Und das ist eben ein
prinzipiell nicht beweisbarer Glaube.
*Karl Csasny*

(Beide Leserbriefe gekürzt)

*

Dazu passend das

> Zitat der Woche

"Leuten, die an Esoterik glauben, also an Energiewellen, Wasseradern oder
Homöopathie, sage ich: Studiert Quantenmechanik, das ist nicht viel
seltsamer, aber im Gegensatz zu euren Behauptungen experimentell bewiesen!"
Der Physiker Anton Zeilinger in einem Interview mit dem "Standard"
http://derstandard.at/2000015715168



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