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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 6. Mai 2015; 16:49
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Wien/Soziales/Initiativen:

> Tag der Obdachlosigkeit

In der Nacht auf den 1.Mai wurde im Wiener Stadtpark solidarisch geschlafen

"Trotz Regens kamen gestern 150 Menschen zur Solischlafaktion in den
Stadtpark, brachten Schlafsäcke und Essen vorbei", resümieren
MenschenrechtsaktivistInnen und SozialarbeiterInnen anlässlich der gestrigen
Solidarität- und Übernachtungsaktion im Stadtpark. "Wir wollen nicht in
einer Stadt leben, wo obdachlose Menschen nicht einmal einen Notschlafplatz
bekommen," so der Tenor der Teilnehmenden.

Am 30. April schlossen in Wien die Winternotquartiere und ca. 500 Menschen
verloren somit ihren Schlafplatz. Viele von ihnen werden die Nächte fortan
im Freien verbringen müssen, wo sie aber jederzeit mit einer Bestrafung
rechnen müssen. Denn die Kampierverordnung aus dem Jahr 1985 bestraft für
"das Auflegen und Benützen von Schlafsäcken" an öffentlichen Orten mit bis
zu EUR 700. Diese Verordnung wurde bereits oft dazu herangezogen, um
obdachlose Menschen zu bestrafen und zu vertreiben. Heute Nacht traf es nur
einen Aktivisten, der etwas abseits der anderen geschlafen hat, doch wie
viele Obdachlose werden morgen bestraft?

Betroffene berichten

Ca. 25 solidarische Menschen schliefen gestern mit den Obdachlosen im
Stadtpark und bekamen eine Vorstellung davon, was es bedeutet, bei Regen und
Kälte im Freien übernachten zu müssen. Besonders beeindruckend waren auch
die Lebensgeschichten, die die Obdachlosen erzählten. Eine arbeitslose
Produktionsassistentin berichtete, dass ihre einzige Möglichkeit nicht auf
der Straße zu schlafen, jene ist, dass sie einem Bekannten seine sexuellen
Wünsche erfüllt.

Sehr betroffen machte auch die Situation einer jungen Frau, die als
Rollstuhlfahrerin mit ihrem Freund vor zwei Wochen zwar eine Unterkunft
bekam, diese aufgrund des Auslaufens des Winterpakets nun trotz ihrer
schweren körperlichen Beeinträchtigung aber wieder verlor.

Ein junger Mann, der seit zwei Jahren obdachlos ist, meinte, dass das Leben
im Winter einfacher wäre, denn das restliche Jahr müsse man stets vor der
Polizei auf der Hut sein. Eine Sozialarbeiterin berichtete, wie unerträglich
sie die letzten Tage empfand, als sie statt einem Schlafplatz im Warmen, den
Betroffenen nur noch Schlafsäcke anbieten durfte.

Obdachlos sein, trotz regelmäßiger Erwerbsarbeit, ist in Wien im
21.Jahrhundert ebenfalls keine Seltenheit. Auch von Formen des Bettgehertums
wurde berichtet.

Zum Solischlafen aufgerufen haben MenschenrechtsaktivistInnen,
SozialarbeiterInnen, BettelLobbyWien, das Neunerhaus und der Augustin.
Unterstützt wurde die Aktion von Promis und den Wiener Grünen.
(Presseaussendung "Solischlafen Wien"/gek.)

Video-Doku von Renate Sassmann: https://youtu.be/oz4qyXMo0SI



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