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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 22. April 2015; 17:54
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Debatte:

> Anti-TTIP-Demo: Nationalistisch verbrämt

Am 18. April fanden europaweit Demonstrationen gegen das geplante
Freihandelsabkommen TTIP statt. Allein in Österreich wurde in acht
verschiedenen Städten demonstriert, in Salzburg beteiligten sich am
Protestmarsch laut Polizeiangaben rund 2500 Menschen. Das sehr breite
Bündnis gegen TTIP reichte von der KPÖ, SLP, Die Linke, ÖH, der katholischen
Männer- und Frauenbewegung, über Kleinbauern bis zu den Grünen. Im
Mittelpunkt der Reden und Transparente stand die Lebensmittelversorgung, die
Gefahr den heimischen Lebensmittelmarkt durch billige Massenimporte aus den
USA mittelfristig zu ruinieren. Die Kleinbauern mit ihren Traktoren waren
die spektakulärsten Teilnehmer.

Seltsam war schon die Demoroute gewählt. Die Demo startete vor dem UNI-Park
Nonntal. Natürlich waren dort an einem Samstag keine Studierenden, die man
hätte abholen können, und die gegenüberliegenden Schulen waren auch zu. Die
Schlußkundgebung fand vor der Wirtschaftskammer statt, in der man natürlich
auch keine Beschäftigten mit den eigenen Anliegen konfrontieren konnte.

Das Demopublikum hatte einen linken bis bürgerlichen Touch. Die Grünen
entblödeten sich nicht, folgenden Spruch zu skandieren: "Unser Essen, unser
Land bleibt in unserer Hand". So manche Linke bekamen daraufhin Gänsehaut.
Es wurde die Meinung laut, dass es doch besser sei, wieder nur mit 20
Freund_innen zu protestieren, statt sich über grün-nationalistische Sprüche
ärgern zu müssen. Eine Demoteilnemerin hat sich zum Glück spontan das Wort
genommen und auf den antikapitalistischen Aspekt des Protestes sowie auf die
internationale Solidarität hingewiesen. Das musste an diesem Punkt einfach
gesagt werden. Inmitten der bürgerlich durchwachsenen Demostimmung hat auch
ein junger Bub zum Mikrophon gegriffen und sich "gesunde Eltern" gewünscht.
Es ist kein Wunder, dass ein Kind in einer Demostimmung, die von der Angst
vor dem Chlorhuhn lebt und sogar nationalistische Sprüche zuläßt, auf die
gesunden Eltern zu sprechen kommt.

Ich persönlich verstehe die Grünen in diesem Punkt nicht. Manchmal haben die
Grünen einfach keine Distanz und auch keine Berührungsängste mit dem
Andocken an eine Blut- und Bodenideologie, auch wenn das jetzt ein bißchen
überzeichnet klingt. Aber man skandiert nicht "unser Essen, unser Land..."
ohne einen zweifelhaften ideologischen Hintergedanken oder zumindest
grenzenlose Gedankenlosigkeit aufzuweisen. Dazu kommt, dass im Ösi-Land
nicht nur gegessen wird, was aus dem Ösi-Land stammt. Oder wächst hier
vielleicht Kaffee? Oder grüner Tee? Die Produkte, die wir in
Dritten-Welt-Läden kaufen, zeugen ebenfalls von unserer internationalen
Solidarität.

Zumindest extreme Kurzsichtigkeit ist den Grünen vorzuwerfen.
*rosalia krenn*



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