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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 4. März 2015; 18:23
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Verwortet:

> "Der Volkstribun"

Zugegeben: Leute, die als "Volkstribunen" bezeichnet werden, können genauso
korrupt sein wie andere Politiker. Und man sollte sich nicht auf sie
verlassen. "Es rettet uns kein höh`res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch
Tribun!" Stimmt schon.

Nur: Wenn in den Medien von "Volkstribunen" die Rede ist -- zuletzt sehr
beliebt bei Alexis Tsipras --, dann sind das Politiker, die nicht genauso
reden wie die üblichen Statesmen, sondern die sich unverschämterweise an der
Volksmeinung orientieren. Die sich als besonders staatstragend gebenden
Kommentatoren wollen damit ausdrücken, daß da einer ist, der sich nicht
dessen bedient, was allgemein von der Obrigkeit als Vernunft angesehen wird.

Die Volkstribunen waren in der römischen Politik als das Gegengewicht zum
patrizisch geprägten Staat gedacht. Der Plebs -- also das gemeine Volk --
sollte auch an etwas partizipieren können, das unter Demokratie verstanden
wurde. Deswegen wurden Tribunen gewählt. Auch damals war es dem Patriziat
nicht recht, wenn da wirklich einer war, der die Interessen des Plebs
vertrat. Weil es das Tribunenamt heute nicht mehr gibt -- theoretisch
sollten ja alle Mandatare in der modernen Demokratie Volksvertreter sein --,
die classe politique aber immer noch keine Einmischung von linken
Charismatikern mag, die sie selber nicht bestellt hat, gibt es eben die
pejorative Verwendung des Wortes "Volkstribun" (für rechte Charismatiker
gibt es den Begriff des "Populisten", wo ja auch das "Volk" drinnen steckt).

Daß die Vertreter der etablierten Staatsparteien keine Konkurrenz wollen ist
verständlich -- für diese ist ein Volkstruibun natürlich ein Störfaktor.
Journalisten aber, die abwertend diesen Begriff verwenden, dürfen sich nicht
wundern, wenn man ihnen Hofberichterstattung vorwirft.
-br-


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