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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 14. Jänner 2015; 15:44
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Kommentierte Presseschau:

> Profil neulandgequält

Der Qualitätsjournalismus ist in Gefahr! Daß das ausgerechnet Christian
Rainer, Chefredakteur des "profil", der ja mit dem Islam-Cover seines
Blattes dafür nicht gerade ein Musterbeispiel abgeliefert hat, feststellt,
entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Unter dem Titel "Die vierte Säule
der Demokratie und vier neue Feinde" lieferte er am 7.Jänner eine larmoyante
Analyse der Krise der Printmedien ab. Der Inhalt ist nicht neu, denn daß
Bezahljournalismus immer weniger Abnehmer findet, haben schon viele
konstatiert -- und auch, daß kostenintensive Sparten wie der
Investigativjournalismus darunter leiden, ist nichts Neues, das wir da von
Rainer erfahren dürfen. Aber die abschätzige Art, mit der der Profil-Chef
klar macht, daß er sich gerne bei Twitter unter dem Hashtag #Neuland
wiederfinden möchte, ist schon interessant: "Die Online-Welt macht uns nicht
nur ökonomisch zu schaffen. Heerscharen von Bloggern, Postern, Twitterern
haben sich zu Medienmachern ernannt. Nicht immer gelingt es, unseren Lesern
den Unterschied zwischen dem digitalen Mob und seriösem Journalismus zu
erklären."
Ja, es gibt eine ganze Flut von Unsinn im Internet. Aber erstens ist auch
nicht alles Gedruckte seriös (auch nicht im profil) und zweitens zeugt es
doch von ziemlicher Ignoranz, wenn Rainer pauschal vom "digitalen Mob"
reden. Wer zum Medienmacher ernannt wird, bestimmt Christian Rainers Meinung
nach wohl immer noch der Chefredakteur des profils.
http://www.profil.at/articles/1502/983/378806/journalismus-die-saeule-demokratie-feinde
http://tinyurl.com/akin01profil

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> Standard rau, aber herzlich

Eine andere Wortschöpfung verdanken wir der moralischen Instanz des
"Standard", nämlich Hans Rauscher alias "RAU". Dem verdanken wir den
Ausdruck "linksreaktionär". In einer auch ansonsten eher ekligen
Kapitalismus-Apologetik zum Thema SYRIZA ("Ein wirtschaftliches
Selbstmordprogramm"), in der es heißt "Tsipras ist ein Linkspopulist
reinsten Wassers, charismatisch, aber entweder vollkommen skrupellos oder
wirtschaftlich ahnungslos (oder beides)", zieht er auch über die
wirtschaftlichen Verhältnisse in anderen südeuropäischen Ländern her: "Aber
die Vorgaben von Brüssel und Berlin laufen ja nicht nur auf bloßes Sparen
hinaus, sondern auf Reformen - etwa des kontraproduktiven, aber von
linksreaktionären Gewerkschaften erbittert verteidigten Arbeitsrechts in
Italien und Spanien: de facto unkündbare Jobbesitzer, aber Junge, die nicht
'hineinkommen'. Die Strukturen sind versteinert und veraltet. Das sind die
wahren Gründe für die andauernde Krise." Jawohl, die Gewerkschaften sollen
doch endlich auf die letzten noch verbliebenen Arbeitsrechte verzichten und
dann wird alles gut. Und die Erde ist eine Scheibe.
http://derstandard.at/2000009965102

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> SPÖ total offen

Begriffsverwirrung herrscht hingegen bei der "Presse". Die titelte jüngst
"Parteiprogramm: SPÖ überlegt Grundeinkommen". Im Text heißt es dann,
Programmkoordinator Josef Cap sei "total offen" für jeden vernünftigen
Diskussionsvorschlag; so zitiert ihn die "Presse" Und: "Natürlich soll man
das jetzt in dem programmatischen Diskussionsprozess ganz gewichtig
berücksichtigen". Allerdings klingt das schon wieder sehr sozialdemokratisch
unverbindlich und kommt der Headline nicht sehr nahe.
Die Seriosität dieses Artikels leidet aber generell etwas: "Auf politischer
Ebene wurde dieses Thema erst vor gut einem Monat neu belebt. Denn die
Grünen haben sich Ende November bei ihrem Bundeskongress auf ein
Grundeinkommen eingeschworen", heißt es da. Nu, das ist mir neu. Wissen die
Grünen das schon? Denn bislang war da nur von Modellen einer besseren
Sozialhilfe und einer Grundpension die Rede, für das bedingungslose und
existenzsichernde Grundeinkommen hat ein grüner Bundeskongress meines
Wissens aber noch nie optiert.
http://diepresse.com/home/4633071/

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> NOWKR unbegreiflich

Alles soll besser werden dieses Jahr -- sagt der Wiener Polizeipräsident
Gerhard Pürstl mit Blick auf die Demos zum Akademikerball. Mittlerweile hat
er wohl festgestellt, daß doch einiges 2014 eher suboptimal gelaufen ist.
Ein innerstädtisches generelles Vermummungsverbot werde es diesmal nicht
geben und auch nicht mehr eine solche Behinderung der Pressevertreter. Das
verkündete Pürstl laut "Wiener Zeitung" am 12.Jänner bei einer
Podiumsdiskussion zum Thema "Polizei im Spannungsfeld bei Demonstrationen".
Zitat WZ: "Man werde Dialog und Deeskalation in den Vordergrund stellen,
versprach Pürstl." (Ähnliches behauptet die Polizei bei derlei Anlässen
allerdings schon seit Jahren.) Und: "So werden die Polizisten etwa
angehalten, ihren Helm nicht zu tragen, wenn es nicht nötig sei, mitgeführt
werden müsse er jedoch. Außerdem wolle man im Vorfeld mit Organisation, die
an den Demonstrationen teilnehmen, Gespräche führen. Dies gehe allerdings
nur mit denjenigen, die gesprächsbereit sind, die Plattform NOWKR sei etwa
'nicht greifbar'."
Worauf es etliche Tweets aus dem NOWKR-Umfeld gab, die Pürstl aufforderten,
doch bitte unter http://nowkr.at/kontakt/ nachzulesen -- da gebe es den
Namen einer Pressesprecherin, deren eMail-Adresse und deren Telefonnummer.
Aber vielleicht hatte Pürstl das mit dem "nicht greifbar" doch anders
gemeint, nämlich etwas polizeilicher, als es in der WZ zitiert worden war.
http://www.wienerzeitung.at/727631


Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die Berichte auf die
Online-Ausgaben der zitierten Medien. Zeitungsleser: -br-



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