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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 1. Oktober 2014; 14:24
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Die gute alte Zeit:

> Kirche ehrt weiter Kriegsverbrecher

"Es ist kaum zu glauben: Da hängt im Jahr 2014 in einer Kirche des
Bundesheeres mitten in Wien eine Gedenktafel für den 'unvergesslichen
Kameraden' Alexander Löhr, obwohl die Verantwortlichen nachweislich wissen,
dass der 'Kamerad' Löhr ein NS-Kriegsverbrecher und Massenmörder war",
empört sich der Grüne Nationalratsabgeordnete Harald Walser. Der Ort der
Tafel: Die zur Stiftskaserne gehörende Kirche. Walser: "Damit verstößt
Verteidigungsminister Gerald Klug gegen den Traditionserlass des
Bundesheeres, der ein Gedenken an Wehrmacht oder SS in Österreich
untersagt." Ausnahmen davon gelten nur für "vorbildhafte und im Einzelfall
zu prüfende Verhaltensweisen von Österreichern in der Deutschen Wehrmacht".
Für Löhr gilt das wohl nicht, dieser ist 1947 als Kriegsverbrecher in
Jugoslawien hingerichtet worden -- der "General der Flieger" war unter
anderem für die Bombardierung Belgrads ohne Kriegserklärung und als
Oberbefehlshaber der Heeresgruppe E für die Deportation von mehr als 60.000
Juden aus Griechenland und Albanien verantwortlich.

Die Tafel in der Kasernenkirche wurde im Jahr 1985 angebracht und erst nach
heftigen Protesten aus dem In- und Ausland wieder entfernt. Nachdem Gras
über die Sache gewachsen war, wurde diese Tafel einfach wieder am selben Ort
angebracht.

Doch beim Verteidigungsministerium sieht man sich nicht in der Lage, zu
handeln. Denn die Kirche gehört zwar zur Kaserne, nach dem Konkordat ist für
die Innenraumgestaltung aber einzig die österreichische Militärdiözese
verantwortlich. Von dort war laut ORF zu hören, daß die Gedenktafel
"keineswegs der Verherrlichung von Kriegsverbrechen" diene. Im kirchlichen
Raum stünde "das Gebet für die Verstorbenen im Vordergrund, auch und gerade
für die, die sich schuldig gemacht haben." Allerdings: Von dieser Schuld ist
auf der Tafel nichts zu lesen. Die Tafel des "Wiener Aero-Club" erwähnt
nicht mal die Wehrmachtsangehörigkeit, sondern tituliert Löhr lediglich als
"ehemaligen Kommandanten der österreichischen Luftstreitkräfte".

Proteste gegen das ehrende Angedenken an Löhr sind übrigens nichts Neues.
Ähnliche Gedenktafeln gab es früher mehrere. So gab es 1989 heftige
Auseinandersetzung um eine Tafel für "österreichische Generalstabsoffiziere"
des Zweiten Weltkriegs. Darauf fand sich nicht nur Löhrs Name sondern auch
der des SS-Generals Artur Phleps. Diese Tafel befand sich auch in einer
Kirche -- die zur Wiener Hofburg gehörte (s.a. akin 30/1989).
(akin)



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