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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. September 2014; 23:45
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Kommentierte Presseschau:

> BRD / Polizei I: Schneller ziehen wegen frecherer Bürger

"Die gezückte Waffe soll Routine werden" titelt "Die Zeit" einen Bericht
über einen Paradigmenwechsel bei der deutschen Polizei. Denn bei der
Ausbildung lernen die junen Polizisten nun vermehrt, daß es besser, sei die
Pistole besser einmal zuviel als einmal zuwenig zu ziehen.

Das Magazin zitiert einen Berliner Ausbildner: "Was beim Friseur der Kamm
ist, ist bei uns die Waffe". Dieser bringt den Polizisten in der Ausbildung
und später beim Schießtraining bei, dass sie ihre Dienstwaffe früher ziehen
sollen. Damit liegt er auf der offiziellen Linie der Berliner Polizei, die
der "Chancenverbesserung" für die Polizisten diene. Dabei ginge es nicht nur
um brenzlige Situationen, etwa wenn die Polizisten es mit Gewalttätern zu
tun habe, sondern auch um Routinedinge wie Fahrzeugkontrollen.

Bei der Polizei nennt man das "entschiedene Sicherungshaltung", bei der die
Waffe in der Hand gehalten werde, aber nach vorn auf den Boden gerichtet
ist. Diese "Haltung" ist aber keine hauptstädtische Besonderheit, sondern
tauchte schon 2004 in der Polizeidienstvorschrift 211 auf, die das
Schießtraining der Beamten regelt und für alle Bundesländer gilt.

Aber nicht nur diese "Sicherung" soll mehr werden, auch das Ballern soll
nicht mehr wie früher tunlichst vermieden werden. Die Zeit: "Ein Berliner
Polizist, der in den neunziger Jahren Schießtrainer war, erzählt, wie er
damals seinen Schülern stets ein 'schusswaffenfreies Berufsleben' wünschte.
Nicht alle waren wild aufs Schießen, manche hatten sogar Angst - vor dem
Knall, vor dem Rückstoß, davor, ein Tötungswerkzeug in der Hand zu haben.
'Die sind dann zum Förderschießen gekommen.' Mit Laserpistolen, die erst
ohne und dann mit simuliertem Knall benutzt werden, sollten die Beamten in
kleinen Schritten an das Schießen herangeführt werden. Polizisten, die
ungern eine Waffe in der Hand halten, kennt auch sein jüngerer Kollege, der
heute Ausbilder ist. Ein Hinweis darauf, dass es nicht unbedingt die
Bewerber sind, die sich verändert haben, sondern eher die Kultur innerhalb
der Polizei. 'Wer Probleme mit einem Schuss auf den Oberkörper hat, hat den
falschen Beruf', sagt der heutige Ausbilder seinen Schülern. Mit Kollegen,
die vor zehn, 15 Jahren ausgebildet wurden, habe er öfter Schwierigkeiten,
weil die ihre Waffe meist lieber stecken ließen."

Die Begründung für diese neue Waffenkultur: "Die Polizei und auch ihre
Gewerkschaften führen immer wieder eine steigende Zahl von Angriffen gegen
Polizisten als Grund an, warum die Beamten zur Abschreckung genötigt seien.
Dass diese Statistiken mit Vorsicht zu genießen sind, erklärt der
Polizeiforscher und ehemalige Polizist Rafael Behr. Es sei gar nicht die
Gewalt, die steige und den Polizisten Schwierigkeiten bereite, sondern ein
neuer aggressiver Ton, der ihnen aus der Bevölkerung entgegenschlage. Die
Polizisten können ihren Job nicht mehr so problemlos ausüben, weil sich die
Bürger ihnen nicht mehr so einfach unterordnen."

Bürger, wirst Du erschossen, bist du selber schuld. Was mußt du auch so
goschert sein?

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-08/polizei-schiessen-offensive-waffenhaltung
KurzURL: http://tinyurl.com/akin18poli1

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BRD / Polizei II: Das LKA, der Klopapierdieb, die Fahndung und deren
Verräter

Während die Berliner Plattfüße also mehr drohen und ballern wollen als
früher, machen sich ihre zivil gekleideten Kollegen im Landeskriminalamt
Thüringen gerade eher lächerlich. "Der Klopapier-Verrat" titelte die "taz"
am 4.9. genüßlich eine Geschichte über eine Hitech-Fahndung nach einem
Klopapierdieb und eine Fahndung nach demjenigen, der diese absurde
Ermittlungstätigkeit an die Öffentlichkeit gebracht hatte. Denn im LKA soll
über Monate hinweg Klopapier im Wert von immerhin 130 Euro geklaut worden
sein. Eine solche verbrecherische Tätigkeit ausgerechnet in den Amtsräumen
der Krimineser mußte natürlich unterbunden werden. taz: "Um dem Dieb auf die
Spur zu kommen, hatte die Behörde von November 2010 bis Februar 2012 groß
aufgefahren: Eine Kamera wurde installiert. Zudem hatte 2011 die Abteilung
für interne Ermittlungen laut MDR einen Detektor samt dazugehörigen
Warensicherungsetiketten für 4.600 Euro angeschafft. Die RFID-Chips, die
sonst an der Ware im Laden heften, wurden an die Klopapierrollen geklebt.
Die Suche blieb trotzdem erfolglos, die Ermittlungen mussten eingestellt
werden."

Doch der Peinlichkeit nicht genug: Die Ermittlung wurde einer größeren
Öffentlichkeit bekannt. So mußte das LKA erneut handeln: "Ein Beamter stand
laut Thüringer Allgemeine im Verdacht, die Medien über die
Klopapierdieb-Ermittlungen informiert zu haben und sei deshalb komplett
durchleuchtet worden. Daten aller Geheimdienste und der
Bundespolizeibehörden sollen dafür abgefragt worden sein. ... Der Beamte war
aus dem Kreis von etwa 40 Verdächtigen ins Visier der Ermittler geraten,
weil er den berichtenden Journalisten des MDR kannte. Neben der sogenannten
'erweiterten Sicherheitsüberprüfung', die die Abfrage seiner Daten bei allen
Verfassungsschutzämtern und Nachrichtendiensten, dem BKA und allen
Polizeidienststellen der Regionen erlaubt, beantragte die Staatsanwaltschaft
Erfurt einen Durchsuchungsbeschluss".

Doch die Indizien reichten dafür nicht aus. Die Gerichte lehnten den Antrag
als unverhältnismäßig ab. Die Staatsanwaltschaft stellte daraufhin das
Verfahren ein.

Und so laufen in Thüringen sowohl ein Klopapierdieb als auch ein Verräter
von fahndungsrelevanten Informationen weiterhin frei herum. Im LKA wird man
wohl noch jahrelang das Gefühl haben müssen, von Verbrecher aus den eigenen
Reihen umgeben zu sein.

http://www.taz.de/!145402/

*

Zeitungsleser: -br-



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