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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 4. Juni 2014; 03:35
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International:

> Okupa y Resiste

Nach 17 Jahren wurde die Hausbesetzung "Can Vies" in Barcelona geräumt.
Seither gibt es Randale. Der Abriss wurde nun aber gestoppt. Zu Besetzungen
& Widerstand in Barcelona.

Am 26. Mai 2014 wurde das autonome Sozial- und Kulturzentrum Can Vies in
Barcelonas Bahnhofsviertel Sants geräumt. Seither kommt es laufend zu
Solidaritäts-Demonstrationen und Straßenschlachten mit der Polizei --
zuletzt nicht nur in Sants, sondern auch im Zentrum Barcelonas. Die
aktuellen Entwicklungen können auf Twitter unter dem Hashtag #efecteCanVies
("Can Vies verteidigen") oder im Kanal der Bewegung vom 15. Mai (die
"Indignados" von 2011) auf @15MBcn_int mitverfolgt werden. Schon seit Jahren
lief ein Rechtstreit mit dem städtischen Verkehrsbetrieb TMB. Die TMB wollte
das Gebäude für ein umstrittenes Bahnprojekt abreißen - wogegen jahrelang
mit der Parole "No al Calaix!" mobil gemacht wurde. Nun, nach 17 Jahren, ist
der Rechtsstreit beendet und die Polizei schritt zur Räumung. Mit dem Abriss
sollte umgehend begonnen werden, wegen der Demos musste der Abriss
unterbrochen werden...

Aus diesem Anlass ein kurzer Rückblick auf das 1997 ins Leben gerufene, eher
in der autonomen Szene verankerte, Can Vies. Darüber hinaus sei an das
bereits im Sommer 2013 geräumte Fabriksareal "Mount Zion" erinnert, dem
weniger politische denn überlebensnotwendige Motive zugrunde lagen und das
eine andere Ausdrucksform des selben Kampfes um Raum und Selbstbestimmung
darstellt. "Mount Zion" bestand zwar nur rund zwei Jahre, war aber in diesem
Zeitraum Unterkunft und vielfach auch Arbeitsstätte für die fast
unglaubliche Anzahl von 300, überwiegend nord- und westafrikanischer,
MigrantInnen. Diese sicherten sich ihr Überleben zu einem großen Teil durch
Recycling von Elektroschrott, der tagsüber in der Stadt gesammelt wurde und
im Anschluss in den besetzten Fabrikshallen arbeitsteilig zerkleinert,
zerlegt, sortiert und an Altmetallhändler verkauft wurde. Am Ende dieses
Beitrags findet sich noch ein aktueller, aus dem katalanischen übersetzter
und Indymedia veröffentlichter Originalbericht von der Räumung und den
tagelangen Protesten und Straßenschlachten in Barcelona, die seither
stattfinden und mittlerweile zum vorübergehenden Stopp des Abrisses geführt
haben.

Enorme Hausbesetzungsszene

Wer schon einmal in Barcelona war und die Spitze des Parc Guell bestiegen
hat, kann es unmöglich übersehen haben: Das "Okupa y resiste"-Graffiti auf
dem Dach der Blokes Fantasma, einer seit vielen Jahren bestehenden, bunt
bemalten Besetzung mit Beisl und Konzertbühne, nur unweit des ältesten
Squats der Stadt, der Kasa de la Muntanya (eine seit den 80er-Jahren
besetzte und aufgrund eines Rechtsstreits zwischen Adelsgeschlecht und dem
spanischen Staat nach wie vor uneinnehmbare Festung!). Millionen von
TouristInnen müssen den Spruch in all den Jahren seines Bestehens
mittlerweile gesehen haben (ob sie ihn verstanden haben, ist eine andere
Frage). Mittlerweile führt eine Rolltreppe direkt an der Kasa de la Muntanya
vorbei, hoch Richtung Parc Guell, um es den TouristInnen nicht allzuschwer
zu machen. Die BesetzerInnen der Kasa de la Muntanya reagierten auf ihre
Weise: "Tourist you are the terrorist!" trotzt den Leuten beim Befahren des
Hügels von einer Wand entgegen. Die Überwachungskameras, die im Zuge eines
Rolltreppenbaus nur 20 Meter vor das Eingangsportal der Kasa de la Muntanya
herangemogelt wurden, sind permanent übersprayt.

Wer es bis dahin nicht wusste (und seine Augen nicht ganz verschließt),
dem/der sollte spätestens am Weg vom oder zum Parc Guell dämmern: In
Barcelona gibt es eine rege HausbesetzerInnen-Szene - die dem jährlich
steigenden Repressionsdruck trotzt. Schätzungen gehen von mehreren Hundert
"stillen" wie "lauten" (öffentlich bekannt gemachten) Hausbesetzungen in der
Stadt aus. Unter usurpa.squat.net findet sich seit vielen Jahren ein
gemeinsamer (!), wöchentlich aktualisierter Termin-Kalender von zur Zeit 58
(nach außen hin) aktiven Hausbesetzungen (inkl. Can Vies sowie mehrerer
Stadtteil-Basisgruppen und Info-Läden). Die Zahl scheint tendenziell zu
steigen, da 2007 "nur" etwa 40 Orte aufgelistet waren. 2012 waren es
allerdings zeitweise über 70.
(Jonas Reis auf Liv3.at/akin)

Originaltext mit vielen Photos:
http://www.liv3.at/article/nach-17-jahren-hausbesetzung-can-vies-barcelona-ger%C3%A4umt-abriss-gestoppt



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