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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 25. Februar 2014; 20:37
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Soziales/Glosse:

> Erniedrigte und Beleidigte

Jetzt halt ich es nicht mehr aus... Ich weiss eh, ich renn wie Don
Quijote gegen Windmühlenflügel an, aber ich kann es einfach nicht mehr
hören: die "SOZIAL SCHWACHEN" -- das sind angeblich die Menschen mit
einem geringen Einkommen. Wie bitte?

Sozial schwach ist meiner -- und nicht nur meiner -- Meinung und
meinem Sprachverständnis nach ein Mensch, der nicht teilen kann, der
nicht helfen kann, kurz einer, der sich nicht sozial verhalten kann,
auf keinen Fall aber ein Mensch, der wenig Geld hat.

So wie die Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Bezeichnung die Realität ins
Gegenteil verkehrt, macht dieser Sprachgebrauch die Menschen, die
mangels Geld nicht ins Kasino gehen können oder sich keinen Pelzmantel
leisten können, zu gewissenlosen Asozialen, während offensichtlich die
KasinogeherInnen und Bepelzten so SOZIAL STARK sind, dass sie ihren
Reichtum teilen und helfen, wo sie können. Oder doch nicht?

Wenn ich diese Kritik irgendwo anbringe, dann sagen alle "ja, is eh
wahr" und reden weiter von den sozial Schwachen, weil sie das so
gewöhnt sind. Komisch -- bei "Neger" hats funktioniert, bei "Zigeuner"
hats funktioniert, wir gendern unsere Texte meistens brav, wieso
funktioniert es bei "sozial schwach" nicht? Könnte es sein, dass die,
die den Ausdruck verwenden, sich nicht der Beileidigung bewusst sind,
die drin steckt, sondern meinen, es handle sich um einen Ausdruck, der
ersonnen wurde, um nicht von Armut sprechen zu müssen? Stimmt auch,
"arm" sagt "man" nicht, ebenso wie "alt". Aber kein Mensch ohne Geld
bezeichnet sich selbst als "Sozial schwach", offensichtlich ist diesen
Menschen das Beleidigende des Ausdrucks schon irgendwie klar.

Wenn Ihr also in Zukunft von Menschen mit (zu) geringem Einkommen
sprecht, dann sagt das auch so, und beleidigt sie nicht noch
zusätzlich zu der Erniedrigung, die sie durch den Mangel an Geld
ohnehin schon in vielerlei Hinsicht erleben müssen. Und weist auch
die, die einfach noch nicht nachgedacht haben, darauf hin, dass das
einfach nicht geht.
*Ilse Grusch*



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