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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 15. Mai 2013; 17:18
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> Tuerkei: Kaempfe um den Taksimplatz

Der 1. Mai endete in Istanbul im Traenengas

Hunderttausende gingen am 1.Mai auf die Strasse. In Istanbul gab es
massive Angriffe von Polizei und Regierung. Die tuerkische Linke
debattiert ueber die Folgen des 1.Mai. Weitere Angriffe stehen bevor.
Die kurdische Bewegung kaempft auch in der Phase des
"Friedensprozesses" fuer die Rechte der KurdInnen.

Auch heuer stand der 1.Mai ganz im Zeichen des Aufschwungs der
ArbeiterInnenbewegung. In Ankara folgten Zehntausende dem Aufruf der
Gewerkschaften KESK (Oeffentlicher Dienst), DISK und Tuerk-IS,
verschieden linken Parteien und Gruppen. Auffallend waren die vielen
jungen Menschen und die sehr kaempferische Stimmung. Neben
verschiedenen linken Gruppen, hatte vor allem die kurdische BDP einen
sehr grossen und lautstarken Block. Zehntausende demonstrierten auch
in Mersin, Antaliya, Ismir Adana, und im kurdischen Diyarbakir. In den
letzten Jahren gab es kleinere Streiks und Aktionen.

Ueberall verlief der 1. Mai friedlich -- nur in Istanbul kam es rund
um den Taksimplatz zu schweren Auseinandersetzungen. 2010 schaffte es
die Linke seit langem erstmals wieder, auf dem historischen Platz zu
feiern. 1977 wurde der 1. Mai von faschistischen Scharfschuetzen von
den umliegenden Daechern angegriffen. 34 Menschen starben. Die
Angriffe loesten eine Welle der Repression und der faschistischen
Angriffe gegen die tuerkische Linke aus. Der Maiaufmarsch wurde
verboten. Mit dem Militaerputsch 1980 wurde die ArbeiterInnenbewegung
endgueltig illegalisiert und verfolgt. Auch nach dem Ende der
Militaerdiktaur war der Taksimplatz Jahre lang gesperrt. Noch 2009 gab
es schwere Polizeiuebergriffe gegen DemonstrantInnnen die versuchten,
auf den Taksimplatz zu gelangen. 2010 und 2011 kamen Hunderttausende.
Mit einem Meer an roten Fahnen und unzaehligen Transparenten wurde der
1. Mai am Taksimplatz zu einem wichtigen Symbol fuer den
Wiederaufschwung der ArbeiterInnenbewegung. Doch die Maifeiern am
Taksimplatz wurden heuer vom zustaendigen Gouverneur verboten --
vorgeblich wegen einer kleinen Baustelle dort.

Heftige Angriffe der Polizei

Mit Mitteln des Ausnahmezustandes war Istanbul auf
Auseinandersetzungen vorbereitet worden. 30.000 PolizistInnen waren
nach Istanbul verlegt worden. Zum Aerger vieler AutofahrerInnen wurde
die Bruecke ueber das Goldene Horn hochgezogen. Das letzte Mal geschah
das am 12.9.1980, dem Tag des Militaerputsches. Viele Menschen konnten
nicht in den europaeischen Stadteil, die Regierung hoffte so, viele
DemonstrantInnen vom Taksimplatz abzuhalten. Um den Platz wurde
grossraeumig abgesperrt. Personengruppen wurden wahllos eingekesselt
und Traenengasgranaten in die Kessel geschossen. Jeder Marsch, der
sich dem Taksimplatz naeherte, wurde ohne Vorwarrnung mit Taenengas
und Wasserwerfern beschossen. Viele Menschen wurden verletzt, sechs
mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Laut Polizeiangaben wurden 73
verhaftet.

Was viele Menschen besonders erzuernt, ist die Tatsache, dass viele
Polizisten die Traenengasgranaten nicht in die Luft schossen, sondern
direkt auf Menschen zielten. So wurde einige Nebenstrassen vom
Taksimplatz entfernt die 17jaehrige Schuelerin Dilan am Kopf getroffen
und lebensgefaehrlich verletzt.

Dilan ist eine junge linke Aktivistin die fuer ein besseres Leben auf
die Strasse geht. Dilan ging mit ihrem Vater zum Maiaufmarsch. Dieser
kaempft als entlassener Textilarbeiter fuer sein Recht. Auch der
ehemalige Arbeitsplatz des Vaters hat hohen Symbolwert. Als Arbeiter
erzeugte er dort unter schwierigsten Bedingungen, Kleider und Schuhe
fuer bekannte westliche Marken wie Adidas.
(CWI Tuerkei/SLP/gek., bearb.)

Volltext: http://www.slp.at/artikel+M5c16febb00f.html



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