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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 19. Dezember 2012; 03:28
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International/Kapitalismus

> Chinesische Weihnachten

Alle Jahre wieder: Ausbeutung in der Spielzeugindustrie.
NGOs decken Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bei
Spielzeughersteller Mattel auf.

Vor 15 Jahren war Mattel eines der ersten Unternehmen, das in Aussicht
stellte, sich fuer eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der
Zulieferkette einzusetzen. "Im Rahmen von Undercover-Recherchen der
Organisation China Labor Watch, bei denen die Arbeitsbedingungen in
vier chinesischen Fabriken untersucht wurden, die fuer den
Spielzeughersteller Mattel, aber auch fuer Disney, McDonald's und
Hasbro produzieren lassen, wurden auch heuer wieder eine Reihe von
schweren Arbeitsrechtsverletzungen aufgedeckt", berichtet Christina
Schroeder von der entwicklungspolitischen Organisation Suedwind, die
sich seit vielen Jahren mit dem Thema auseinandersetzt. Bei Mattel
waere laut China Labor Watch (CLW) mittlerweile sogar eine
Verschlechterung der Arbeitsbedingungen wahrnehmbar. Im Vorjahr beging
eine Arbeiterin aufgrund des hohen Arbeitsdrucks sogar Selbstmord.
CLW stellte nun in den vier untersuchten Fabriken, in denen zusammen
ueber 10 000 Menschen arbeiten, verschiedenste Arten von
Arbeitsrechtsverletzungen fest. Die ArbeiterInnen muessen teils
erzwungenermassen, teils unbezahlte oder illegal viele Ueberstunden
leisten, sind gesundheitsgefaehrdenden Bedingungen ausgesetzt und
bekommen weder Sicherheitstrainings, Schutzkleidung,
Gesundheitschecks, eine ausreichende Sozialversicherung noch einen
Lohn, der ein menschenwuerdiges Leben erlaubt.

Viele der aufgedeckten Missstaende sind laut chinesischem Arbeitsrecht
illegal. Bei einem Zulieferbetrieb bekamen die ArbeiterInnen nur 10
RMB (ca. 1,2 Euro) pro geleisteter Ueberstunde, obwohl von Gesetzes
wegen 12,8 RMB (ca. 1,5 Euro) als Mindestlohn fuer Ueberstunden
festgeschrieben sind.
In allen vier untersuchten Fabriken wurden mehr als die erlaubten 36
Ueberstunden pro Monat gearbeitet. In einer Fabrik mussten die
ArbeiterInnen in der Hauptproduktionszeit zwischen 180 und 210
Ueberstunden pro Monat leisten und standen somit pro Tag im
Durchschnitt 13 Stunden am Fliessband.

"Statistisch gesehen werden jede Sekunde drei Barbie-Puppen verkauft.
Waehrend Mattel die Gewinne kassiert, zahlen zehntausende
Fliessband-Arbeiterinnen und Arbeiter einen hohen Preis fuer jede
verkaufte Barbie: Ausbeutung gehoert fuer sie immer noch zum
Arbeitsalltag - das ganze Jahr ueber", kritisiert Christina Schroeder.
Der Lohnkostenanteil einer Barbie-Puppe, die in Oesterreich fuer 18
Euro verkauft wird, betraegt gerade einmal 40 Cent.
(Aussendung Suedwind/gek.)



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