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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 7. November 2012; 04:52
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Glosse:

> Menschenrechte, aber NICHT fuer "Inferiore"

Ebenso wie heute in vielen Laendern Roma, in anderen Indigene, in
Uganda z.B."Pygmaeen", zwangsumgesiedelt werden, so beabsichtigte -
und tat - dies US-Praesident Andrew Jackson in seiner Amtszeit 1829 -
1837 mit tausenden Indianern. In einer wesentlichen
Grundsatzentscheidung stellte der damalige Hoechstrichter John
Marshall fest: die Nation der Cherokee - mit einer gedruckten Zeitung
und einer geschriebenen Verfassung- sei ein eigenstaendiges Volk und
habe in ihrem Gebiet daher das selbe Recht wie etwa ein
US-Bundesstaat. Jackson deportierte die Cherokee dennoch - Tausende
ueberlebten den "Marsch der Traenen"nicht.

Und es dauerte dann bis 1935, bis ein Jahrhundert nach dem Tod dieses
so couragierten Hoechstrichters - der als eine der bedeutendsten
Persoenlichkeiten der amerikanischen Geschichte angesehen wird -, bis
die Indianer gleichberechtigte US-Buerger wurden - die Aborigines etwa
mussten auf ihre Gleichberechtigung erheblich laenger warten.

Eine Generation nach Marshall entschieden amerikanische Hoechstrichter
ganz anders: ein Sklave, in einen "sklavenfreien" Bundesstaat geflohen
und von der Abschiebung bedroht, appellierte ans Hoechstgericht, das
befand: als Menschen von "inferior order" haetten Sklaven keine
Rechte - schon gar nicht das Recht, US-Gesetze wie das, dass geflohene
Sklaven in "ihren" Heimatstaat zurueckzuschicken seien (wie im
2.Weltkrieg Juden aus der Schweiz zurueck ins Dritte Reich), zu
kritisieren.

Durch die ganze Geschichte hindurch wurden "Inferioren" praktisch alle
Rechte aberkannt - auch wenn sie oft sehr viele Menschen, z.T.sogar
die Mehrheit der Bevoelkerung darstellten. So durften z.B. im alten
Sparta, wo die Heloten, die fuer die Spartaner, die einzigen
Staatsbuerger, die ganze Arbeit machten, jederzeit getoetet werden.

Im viktorianischen England erklaerte dann der "Rechtsdenker" Jeremy
Bentham in seinen Ueberlegungen zum Verfassungswesen "Rechte" fuer
nichts weiter als ein Wort - von "Naturrecht", "natuerlichen Rechten",
natuerlicher Gleichheit der Menschen zu reden, sei voelliger
Bloedsinn - denn das wuerde ja heissen, es habe Rechte schon vor den
Staaten und vor organisierten Gesellschaften gegeben.

Wenn man diese Auffassung Jeremy Benthams weiterdenkt, so ist, denke
ich, die logische Folgerung, dass - wie es in der Geschichte zigmal,
war, Menschen - wie bei den Nuernberger Gesetzen 1935 - per Gesetz als
"ausserhalb des Staates" zu erklaeren- und schon war alles, was ihnen
angetan wurde, keine(Menschen)Rechtsverletzung mehr.

Bekanntlich sehen auch heute viele Regierungen - wenn sie gezielt
ganze Gruppen von Menschen ausgrenzen und dadurch - wie etwa in vielen
afrikanischen Laendern Albinos - zur Ermordung "freigeben", das nicht
viel anders...
*Gerhard Lehner*


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