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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 7. November 2012; 04:46
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Debatten:

> Adel: Nichts Besonderes!

Zu "Der Adel kriecht aus seinen Burgen", akin 22/2012

"Ein Koenig ist ein Koenig, weil er wie ein Koenig behandelt wird."
Dieser Satz eines -- ich weiss nicht welchen -- gescheiten Menschen
ist mir endlich eingefallen, als ich meinem Unbehagen ueber den
Adels-Artikel nachgegangen bin. Was mich zuerst einmal an dem Beitrag
gestoert hat, ist die Forderung, einen Menschen allein auf Grund
seiner Zugehoerigkeit zu einer bestimmten Familie von demokratischen
Grundrechten auszuschliessen. Das riecht mir schon sehr nach
Sippenhaft und damit riecht es uebel. Bei der Diskussion in der
Redaktion wurde dann verlangt, dieser Mensch solle halt seinen
Nachnamen aendern, als aeusseres Zeichen seiner Distanzierung von
dieser Familie, dann koenne er ja..... (oder auch sie.... Bitte, das immer
mitdenken, aber sonst wird der Text immer unleserlicher). Als waere
der Mensch ein anderer, wenn er den Namen aendert.

Ich stimme dem Adels-Beitrag-Schreiber zu, wenn er Adels-Titel fuer
entbehrlich haelt, mir sind sie ziemlich wurscht. Aber den Leuten, die
sich zum Adel zaehlen, sind sie das nicht. Sie halten sich fuer
anders, besser, wichtiger oder sonst was, wenn sie ihr "von" vorm
Namen haben. Jedenfalls erwarten sie aber auch von uns, dass wir sie
fuer anders, besser und wichtiger halten. Und dieser Erwartung koennen
wir eben nur entsprechen, wenn wir sie erkennen - eben an ihrem "von".
Dafuer brauchen sie es, das "von": Es ist ein Zeichen, damit sie von
ihresgleichen als gleich und von uns als hoehergestellt erkannt und
anerkannt werden koennen.

Offensichtlich ist ihnen irgendwo im Hinterhirn klar, dass sie sonst
nichts haben, woran sie erkennbar sein koennten: Sie sind nicht
groesser, schoener oder gescheiter als wir, sondern nur eines: adelig.

Wenn uns aber klar ist, dass - siehe oben - die Adeligen nur Adelige
sind, weil sie von uns so behandelt werden, dann ist auch klar, dass
wir ihnen genau diese Freude nicht machen werden. Wenn wir sie
behandeln wie alle anderen Buerger (im Sinn von Citoyen) auch, dann
sind sie Buerger wie alle anderen auch. Wenn wir ihnen was verbieten
oder erlauben, was wir anderen nicht verbieten oder erlauben, dann tun
wir genau das, was sie von uns erwarten: Wir behandeln sie, als waeren
sie tatsaechlich was Besonderes.

Wenn sie reich sind, behandeln wir sie wie alle Reichen - fuer die
verlangen wir hohe Steuern, Enteignungen der Riesen-Grundbesitze etc.,
aber sonst will ich nichts Besonderes von ihnen. Das ist es naemlich,
was sie erwarten von uns.
*Ilse Grusch*



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