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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 4. April 2012; 17:30
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Moderne Zeiten/Debatte:

Alles so schoen bunt hier

Ist das illegale Kopieren von Geistigem Eigentum Diebstahl oder ist
Geistiges Eigentum geistiger Diebstahl? Zu dieser Frage wollten Ilse
Grusch, Bernhard Redl und -pc- ein verschriftlichtes
Redaktionsgespraech fuehren. Heraus kam dabei aber eine weitlaeufige
Debatte rund um die medialen Umbrueche in unserer so verwirrend
modernen Zeit und natuerlich den Kapitalismus:



Ilse:

Jeder Mensch denkt, aber niemand denkt allein, jeder baut auf das
Gedankengebaeude der schon gedachten Gedanken noch ein Ziegelchen
drauf - manche sogar ein ganzes Stockwerk. Ein ziemlich buntes
Gebaeude, in dem sich die Denkenden da bewegen. Eh klar, dass da
niemand sagen kann, ein Zimmer gehoere nur ihm oder ihr allein.

Aber: Es gibt Leute, die leben vom Denken. Vom Denken im eigenen Kopf
oder vom Denken in den Koepfen anderer. SchriftstellerInnen zum
Beispiel leben von den Geschichten, die sie sich ausdenken oder sie
verwenden Geschichten, die sich wer anderer ausgedacht hat und
veraendern sie. Sie kriegen Geld dafuer, ohne das sie nicht leben und
schriftstellern koennen. JournalistInnen leben vom Denken in den
Koepfen anderer, sie berichten entweder uns darueber, was woanders
gedacht wird, oder sie versuchen unser Denken in eine bestimmte
Richtung zu lenken. Sie kriegen Geld dafuer, ohne das sie nicht leben
und berichten koennen. LehrerInnen kriegen Geld einerseits dafuer,
dass sie unser Denken Normen und Regeln unterwerfen, andererseits aber
auch dafuer, dass sie uns im Gedankengebaeude herumfuehren und uns
zeigen, wie man die Wegweiser liest.

Im Kapitalismus ist das Denken wie alles andere auch eine Ware.
Geschichten ausdenken, Berichten, Reglementieren und Wegweiser lesen
wird bezahlt - wenn sich damit was erwirtschaften laesst. Wenn ich
einen Roman schreibe, und jemand anders schreibt seinen/ihren Namen
drunter, dann kann ich mir nix zum Abendessen kaufen.

Haetten wir ein System, in dem wir nicht nach der Arbeit, die wir tun,
bezahlt werden, sondern alle genug zum Leben kriegen, wuerde sich die
Frage nicht stellen. Es gibt kein richtiges Leben im falschen.


Bernhard:

Ja, schon. Aber wovon reden wir hier eigentlich? Solange die eBooks
nicht ernsthaft das gedruckte Buch ersetzen koennen, laeuft die
Debatte vor allem um Musik- und Filmwerke. Und da hakt es in der
Praxis ganz gewaltig, speziell bei der Musikindustrie. Dort hat man
ueber Jahrzehnte Geld gescheffelt, in dem man irgendwelche Stars
aufgebaut hat, die einen breiten Musikgeschmack bedient haben. Wer
nicht bei diesen Major Labels unter Vertrag stand, sah meist durch die
Finger -- denn fuer die gab es keine direkte Werbung, keine
ausgekluegelte Distribution zu den Plattenlaeden und auch keine
Einflussnahme auf Radiomoderatoren, diese Scheiben auch zu spielen.
Den grossen Rebbach machten weltweit ein oder vielleicht zwei Dutzend
Plattenkonzerne -- und den zumeist mit dem Geld von Jugendlichen und
jungen Erwachsenen, die fuer diese Werbemassnahmen sehr empfaenglich
waren. Nur: Wenn man die Stars muehevoll aufgebaut hatte, wurden diese
dann ploetzlich ziemlich teuer und auch die Werbung verschlang
unheimlich viel Geld. Da man aber die Vinylscheiben teuer verkaufen
konnte, brachte das Ganze auch einen Batzen Geld ein -- der Profit war
enorm. Dass manche Leute sich die Platten oder die Hitparade auf
Cassetten ueberspielten, war zwar eigentlich auch eine
Copyright-Verletzung und es gab auch damals schon Versuche, dies zu
unterbinden, doch die Qualitaet der Kopien war bescheiden und ueber
die Leercassettenverguetung machte man immer noch ein kleines
Zusatzgeschaeft -- grossteils mit Leuten, die sich mangels Geld
sowieso nie die Platte gekauft haetten.

So. Dann kam die CD. Und ploetzlich entstand das Problem, dass Kopien
in ausgezeichneter Qualitaet hergestellt werden konnten. Die
Musikindustrie macht damit immer noch ein Geschaeft, denn erstens gibt
es auch auf Leer-CDs eine Abgabe und zweitens moechten die Leute aus
Bequemlichkeit oft genug eine fertig gepresste CD. Aber natuerlich
sinkt der Profit. Denn gerade die Kids, die das Geld fuer all die
beworbenen, sauteuren CDs eben nicht haben, aber halt die zentrale
Werbezielgruppe sind, kopieren auf Teufel komm raus. Wuerden sich die
Major Labels all diesen Werbewahnsinn einsparen und die CDs billiger
machen, koennten sie immer noch gutes Geld machen -- aber sie wuerden
ihre Oligopolstellung verlieren und die Profitrate wuerde sinken. Und
das wollen sie halt nicht.

Ist es daher ein Wunder, dass ausgerechnet die grossen Plattenfirmen
und die Bands, die wirklich prominent sind und die groessten Einnahmen
haben, dafuer sind, "Raubkopierer" zu verfolgen, waehrend weniger
bekannte Bands sich danach sehnen, auf Youtube moeglichst viel gehoert
zu werden, um sich auch einen Namen machen zu koennen?

Zur Filmindustrie nur soviel: Dort gibt es noch einen weit groesseren
Werbe-Overkill, einen Trend zu immer irrsinnigeren Specialeffects und
verrueckt hohe Gagen fuer ueberschaetzte Stars-- auch das will alles
bezahlt werden und soll auch noch einen Profit abwerfen. Aber da wird
natuerlich auch fleissig kopiert. Kleine Produktionen hingegen, die
niemand kennt, leiden unter dieser Kopiererei kaum -- denn was nicht
massiv beworben wurde, wird auch nicht kopiert. Die Profitrate der Big
Player der Musik- und Filmindustrie sinkt hingegen hauptsaechlich
deswegen, weil deren Propagandamaschinerie so gut funktioniert und
alle ihre Produkte haben wollen.


Ilse:

Ja, schon. Bei Film und Musik sind normalerweise auch viel mehr Leute
an einem Produkt beteiligt als bei den Schreibenden. Zwar machen viele
Journalisten eine Zeitung, aber meistens schreiben hoechstens eine
Handvoll Leute tatsaechlich miteinander, wenn viel und muehsam zu
recherchieren ist. Und in der Filmbranche faellt mir noch was sehr
unangenehm auf: Ich les in einer Zeitung das Kinoprogramm: "Roman
Polanskis grossartiger Film 'Der Gott des Gemetzels'". Eigentlich ist
das ja ein grossartiges Theaterstueck von Yasmina Reza. Aber darueber
redet "man" nicht so gerne. Da gibts einen Autor - in diesem Fall eine
Autorin - mit der total respektlos umgegangen wird. Liegt es daran,
dass Yasmina Reza eine Frau ist und daher nicht so wichtig wie Roman
Polanski, der einerseits durch gute Filme, aber andererseits auch
durch diverse Geschichten in seinem Privatleben mehr Aufmerksamkeit
bekommt als die Autorin, die sich doch immerhin den "Gott des
Gemetzels" ausgedacht hat? Ohne diese Vorlage haette der Polanski
nicht diesen Film machen koennen. Das ist eine totale Entwertung der
AutorInnen, die ohnehin selten wirklich gut verdienen.

Ein weiteres Phaenomen ist der "Wertverlust" von Buechern. Bei den
verschiedensten Anlaessen gibt es Buecherflohmaerkte oder sogar
Tauschplaetze, wo die LeserInnen ganz ohne Geld Buecher eintauschen
koennen. Einerseits begruesse ich das sehr, schliesslich ist alles
gut, was Menschen und Buecher einander naeher bringt. Andererseits --
was nix kostet, kann nicht wirklich was wert sein -- so hat schon
Vaeterchen Freud gelehrt. BuchhaendlerInnen hatten frueher wie die
Hausaerzte jahrzehntelange Beziehungen zu ihren KundInnen, und diese
Beziehungen hielten oft laenger als die Ehen der LeserInnen. Aus,
vorbei, auch hier ist der Supermarkt die Form und die Bestsellerliste
der Ratgeber. Buecher sind nichts anderes geworden als
Buchstabenkonserven, wie eine Dose Linsen. Der kreative Akt des
Schreibens ist nichts mehr wert und die paar BestsellerautorInnen, die
sehr gut verdienen, auch wenn sie Schmarrn produzieren wie Dan Brown,
stehen einer grossen Anzahl von schlecht bis nix verdienenden
AutorInnen gegenueber, eigentlich ist es wie in der Film- und
Musikindustrie. Das grosse Geld verdienen hier wie dort nicht die
KunstproduzentInnen, sondern die, die die Produktionsmittel haben:
Angefangen von Druck und Vertrieb ueber die Werbung bis in den
Einzelhandel -- nur die grossen Ketten koennen ueberleben und die sind
nur interessiert an Produkten, die einfach, bunt, fuer moeglichst
viele verschiedene Kaeuferschichten passend und widerspruchslos
sind -- das trifft auf Buecher, Filme und Musik gleichermassen zu. Und
diese grossen Unternehmen sind natuerlich ganz besonders gierig und
beissen auf jede/n hin, der ihnen was wegnehmen koennte.

Andererseits, wie gesagt, wenn ich ein Buch schreibe und du sagst, das
ist Deins, und Du hast damit Erfolg, dann zahlt Dir der Verlag was und
mir nicht. Du kannst mich dann, wenn Du grosszuegig bist, einmal zum
Abendessen einladen... Oder Du kannst mich dann...


pc:

Ich denke, die Sache mit den Urheberrechten ist durch die "neuen
Medien" etwas komplexer geworden, als dass von den Streitparteien
immer dargestellt wird. Das ist auch kein Wunder -- schliesslich sind
ja nicht nur die sogenannten "Digital Natives" -- also jene, welche
bereits von Kindesbeinen an Zugang zu einem Computer hatten -- am
"Streiten", sondern die Diskussion wird auch von Leuten mitgefuehrt,
die noch aus simpler Notwendigkeit -- und nicht aus purer Nostalgie --
"Nadeln in Rillen" gelegt haben. Selbstverstaendlich ist das nicht
abwertend gemeint -- der Computer, zu dem ich als Kind Zugang hatte,
war lediglich ein Commodore128, und ich kann mich noch erinnern, wie
begeistert ich war, als ich hoerte, dass es ein Geraet gibt, mit dem
man sogar das Bild auf dem Fernseher steuern kann -- ich hatte in der
Mini-Zib einen Bericht ueber das Nintendo Entertainment System
gesehen. In den letzten zwanzig Jahren hat sich jedenfalls einiges
getan, und wie ueberall anders hat das Worldwideweb das Spektrum an
Moeglichkeiten explosionsartig ausgedehnt.

Wenn wir von Filesharing reden, geht es nicht einfach um eine weitere
Form der Vervielfaeltigung, sondern es geht eigentlich schon um eine
richtige Revolution der Vervielfaeltigung. Eine Kopie ist innerhalb
kuerzester Zeit erstellt und kostet kaum mehr Speicherplatz. Wenn wir
das mit biologischer Fortpflanzung vergleichen, ist es wie der
Unterschied zwischen dem Saeugen des Nachwuchses und der Zellteilung.
Waehrend eine Schallplatte noch mehrere Produktionsprozesse
durchlaufen muss, ist ein digitales Werk in wenigen Augenblicken
verfielfaeltigt und kann mit einem weiteren Klick gleich nocheinmal
verfielfaeltigt werden.

Selbstverstaendlich trifft das die Industrie hart, und sie versucht
sich zu schuetzen bzw. auf die neuen Entwicklungen zu reagieren. Die
Verschaerfung der Ahndung von Urheberrechtsverstoesse ist dabei nur
eine Gangart, neben anderen Reaktionen der Unterhaltungsindustrie, die
von euch beiden -- Ilse und Bernhard -- noch nicht angesprochen worden
bzw. sogar verkannt worden sind.

Die Plattenindustrie hat auf die durch Filesharing entstehenden
Umsatzrueckgaenge laengst reagiert, bietet die CDs jetzt entweder um
gut 10 Euro billiger an, als frueher ueblich, oder bietet von ein und
dem selben Album eine Vielzahl von Version (von der abgespeckten
Version im Papiercover bis hin zum Limited Edition Hardcover-Buch mit
grossen Fotos von der Lieblingsband im Studio oder auf Tour).

Es ist in Wirklichkeit sogar so, dass gross verlegte Werke ihr Angebot
viel flexibler gestalten koennen, waehrend Verleger mit kleinen
Stueckzahlen auf der Strecke bleiben, und teilweise komplett umsatteln
muessen -- wie das zB. in der Pornoindustrie der Fall ist, wer zahlt
schon (grobe Schaetzung) 5 Euro fuer eine DVD, wenn er dafuer (grobe
Schaetzung) einen Monat lang freie Wahl auf einer Pornosite haben
kann?

Der Grund, warum kleinere Bands sich nicht fuer die Verfolgung von
Raubkopierern einsetzen, ist wohl eher der, dass sie ihre Musik
sowieso nicht auf diese Art und Weise vermarkten koennen bzw. angeben,
dass auch gar nicht zu wollen. Ihnen bleibt nur, den
Underground-Geheimtipp zu mimen, und Konzerte und Merchandise zu
verkaufen. Es ist auch keineswegs so, dass "Bands, die wirklich
prominent sind und die groessten Einnahmen haben", (geschlossen)
"dafuer sind, 'Raubkopierer' zu verfolgen".

Es gibt eine sehr ansehnliche Menge an InterpretInnen, die mit
tausendfach kopierten mp3s und Youtube-Videos offenbar kein Problem
haben -- und auch ihr finanzieller Erfolg scheint davon unberuehrt zu
bleiben.

Mir faellt da zum Beispiel Lady Gaga ein. Sie bietet ihre Videos, wie
viele andere auch, selbst auf Youtube an (uebrigens auch fast die
einzige Moeglichkeit, sich ihre teilweise 9 minuetigen Versionen der
"Radiohits" anzuschauen), und erreicht mit mehreren Videos
Aufrufzahlen im dreistelligen Millionenbereich.

Die Regeln des Spiels haben sich einfach geaendert, und wer nicht mit
der Zeit geht, geht unter - oder er muss auf Repression in Form von
Anti-Piraterie-Abkommen zurueckgreifen (bleibt nur die Frage, wie
lange letztere Reaktion ein erfolgversprechender Weg ist).

Wenn sich die Moeglichkeiten aendern, ein Werk zu konsumieren, dann
muss sich natuerlich auch die Art und Weise aendern, wie dieses Werk
vermittelt wird. Sprich der Hype, der um ein Werk betrieben wird, oder
sagen wir der "Fetischcharakter" (um drauf hinzuweisen, dass Adorno zu
dieser Diskussion mehr beizutragen hat, als das Gsatz'l vom richtigen
Leben im falschen) muss angepasst werden.

Das heisst im Falle von Lady Gaga ganz deutliches --
ueberdeutliches -- Aufladen der Musik bzw. der eigenen Person mit
Fetisch (sogar im allgemein gebraeuchlichen Sinn des Wortes). Und wer
sich die Musikvideos anschaut, dem wird schnell klar, warum dass
gerade bei ihr so gut funktioniert: Das Ueberzeichnen von Aesthetik
ist genau ihre Stilform. Ich persoenlich find das gut, es wirkt
authentisch UND: Die Zeiten in dem sich Fetisch und Aesthetik
voneinander trennen lassen, falls es sie im Unterhaltungssektor jemals
gegeben hat, sind allerspaetestens seit den Beatles bzw. Rolling
Stones vorbei.

Der andere gangbare Weg ist die Massenproduktion von Stars. Die
Periode der Anfaelligkeit eines Menschen fuer uebergehypte Stars ist
ausgesprochen kurz. Also reicht es eigentlich, wenn ein Star bzw. eine
Band nur Kurz am Teeniehimmel aufblitzt, um nach einer Saison bzw.
Popstar-Staffel wieder zu verschwinden. Genau diesen Sektor bedienen
TV-Castingshows, und summasumarum scheint der fixe Sendeplatz im
Hauptabendprogamm die Plattenfirmen weniger zu kosten, als die
Talentsuche unter der grossen Zahl der bereits agierenden Kuenstler.

Wer in seiner Medienbetrachtung dem Unterhaltungsbusiness einen
Schritt hinterherhinkt -- und das tun wir alle --, dem kommt das alles
irrsinnig komisch, vielleicht sogar beaengstigend vor. Ganz so, als
wuerde die Welt -- "as we know it" --, ihr Ende finden. Aber nur weil
die Leute ihre Buecher jetzt nicht mehr beim Buchhaendler, sondern auf
Amazon kaufen, sind diese Buecher nicht weniger wert. Ich zB. haette
einen Grossteil meiner Buecher nicht, wenn sie nicht bloss einen
Klick, 15 Euro und drei Tage Lieferzeit von mir entfernt waeren. Und
so gern ich mit einem Buchhaendler sprechen wuerde, der mir Marx'
"Deutsche Ideologie" verkauft, nachdem ich die "Minima Moralia" ueber
ihn bezogen hab, diese beiden Werke warten auf meinem Laptop als
pdf-Dateien geduldig darauf, dass ich mir endlich ein e-book kaufe.


Bernhard:

Nunja, also meine Buecher sind so gut wie alle noch aus Papier und ich
habe es genossen, sie in einer Buchhandlung zur erstehen -- viele
davon uebrigens gerade bei Ilse Grusch, meiner
Lieblingsbuchhaendlerin. Ilse und ich sind eben noch digital
immigrants.

Doch tatsaechlich dreht sich die Welt weiter und die Medienwelt
entwickelt sich Tag fuer Tag fort. Ein gutes Beispiel ist der
Journalismus: Als Zeitungen noch kaum anders als auf Papier zu haben
waren, musste man sie kaufen, wollte man Informationen haben und sich
nicht gaenzlich auf die Nachrichten des staatlichen Rundfunkmonopols
verlassen. Tageszeitungen, die nur auf Papier erscheinen, sind
heutzutage kaum mehr zu finden und das Rundfunkmonopol gibt es nicht
mehr. Wie sollen jetzt Tageszeitungen oekonomisch ueberleben, die
nicht nur gratis im Netz zu lesen sind, sondern auch noch durch die
Blogosphaere konkurrenziert werden? Die Recherchierenden und
Schreibenden muss man nun mittels Werbeeinahmen entlohnen. Aber
erstens wird dieser Kuchen auch immer kleiner und zweitens ist es fuer
die Qualitaet eines Mediums nicht so gesund, wenn es einzig und allein
von der Werbewirtschaft abhaengt. Wie also kann man den
Qualitaetsjournalismus retten? Die Frage wird man so schnell nicht
beantworten koennen -- klar ist aber, dass eben Qualitaetsjournalismus
auch weiterhin nachgefragt werden wird, man wird sich also neue
Vertriebs- und Einnahmemoeglichkeiten suchen muessen und wohl auch
finden.

Nicht die ideologische, sondern die technologische Entwicklung treibt
die gesellschaftliche an. Und diese Entwicklung geht nunmal, da moegen
die Beschuetzer des Intellectual Property noch so toben, hin in
Richtung Wissens- und Unterhaltungsallmende. Dass dabei die
Produzenten dieser Inhalte ueberleben koennen muessen, ist klar --
nicht alles kann von engagierten Hobbyisten in hinreichnender
Qualitaet geschaffen werden. Aber fuer die Entlohnung dieser Profis
wird es langfristig neuer oder zumindest zusaetzlicher Wege beduerfen.
Die alten Modelle haben ueber kurz oder lang ausgedient.

Und so werden in nicht allzuferner Zukunft die Verfechter eines
ueberkommenen Konzepts des Geistigen Eigentums so wirken, als wollten
sie mit einem alten Fernschreiber im Internet surfen und alle anderen
dazu verdammen, es ihnen gleichzutun. Das wird nicht funktionieren...

***

Und so ging die Debatte dahin bis weit nach Mitternacht. Wir werden
sie aber wohl bald fortsetzen muessen... ###



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