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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. April 2011; 05:20
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Debatte/Libyen/Medien:

> Blick zurueck

Meine ersten Erinnerungen an politische Geschehnisse? Ich bin in den
70ern grossgeworden. Die fruehesten politischen Meldungen, an die ich
mich noch erinnern kann, sind zwei Daemonisierungen. Das Allererste
war die Fahndung nach der ersten Generation der RAF (damals bei
"Aktenzeichen xy" hiess sie noch "die Baader-Meinhof-Bande"). Die
zweite Erinnerung, wenige Jahre spaeter, war ein Artikel (ich glaub im
"Kurier"), in dem mit Wissenschaftlichkeitsgestus anhand eines Photos
Gaddafis bewiesen werden sollte, dass dieser verrueckt sei. Speziell
die Stellung seiner Mundwinkel, sein Blick und seine Koerperhaltung
sollten das beweisen.

Wieder ein paar Jahre spaeter -- ziemlich genau vor 25 Jahren --
explodierte ein Atomkraftwerk und Libyen erlebte ein Bombardement
durch die US-Luftwaffe. Angesichts der momentanen politischen
Situation eine seltsame Koinzidenz, nichts weiter. Allerdings faellt
etwas auf -- waehrend bei Fukushima alle an dieses
Tschernobyl-"Jubilaeum" denken, ist der Jahrestag der Angriffe auf
Tripolis kaum ein Thema. Warum? Weil es daran erinnert, dass Gaddafi
fuer den Westen immer der Boese war? Ja, das war er wohl -- nur weil
man sich mit ihm zwischendurch arrangierte und dabei beide Seiten auch
gut verdienten, hiess das noch lange nicht, dass sie ihn mochten --
dazu war er zu selbstbewusst und unberechenbar. Der Topos des
"Verrueckten" wurde jedenfalls in all der Zeit immer gehegt und
gepflegt.

1986 war das wichtigste Ziel des Angriffs Gaddafi hoechstpersoenlich
zu toeten -- doch rund 60 andere Menschen verloren in dieser einen
Bombennacht in Libyen ihr Leben. Vielleicht will man auch deswegen
nicht mehr darueber reden...
-br-



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