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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 26. Jaenner 2011; 00:36
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Migration/Griechenland:

> Aufruf der Vollversammlung der Hungerstreikenden

Wir sind Migrantinnen und Migranten aus ganz Griechenland. Wir kamen
hierher, vertrieben von Armut, Arbeitslosigkeit, Kriegen, Diktaturen.
Die multinationalen Konzerne des Westens und ihre politischen
Handlanger in unseren Heimatlaendern haben uns keine andere Wahl
gelassen, als -zig mal unser Leben zu riskieren, um an Europas Pforte
zu gelangen. Der Westen, der unsere Laender auspluendert, mit seinem
unvergleichlich hoeheren Lebensstandard ist fuer uns die einzige
Hoffnung, wie Menschen zu leben. Wir kamen nach Griechenland (mit
regulaerer Einreise oder ohne), um zu arbeiten und um uns und unsere
Kinder zu ernaehren. Wir befinden uns in unwuerdigen Zustaenden und im
Dunkel der Illegalitaet, damit die Arbeitgeber und die staatlichen
Institutionen von der brutalen Ausbeutung unserer Arbeit profitieren.
Wir leben von unserem Schweiss und mit dem Traum, eines Tages gleiche
Rechte mit unseren griechischen Kollegen zu bekommen.

In der letzten Zeit ist die Situation fuer uns sehr schwierig
geworden. Je mehr Loehne und Renten gekuerzt werden, je teurer alles
wird, desto mehr wird der Migrant als der Schuldige vorgefuehrt, als
der Verantwortliche fuer die Verelendung und die brutale Ausbeutung
der griechischen Erwerbstaetigen und Kleinunternehmer. Die Propaganda
faschistischer und rassistischer Parteien und Organisationen ist
inzwischen die offizielle Sprache des Staates zum Thema Migration
geworden. Ihre Phraseologie wird mittlerweile unveraendert von den
Medien wiedergegeben, wenn sie von uns sprechen. Ihre "Vorschlaege"
werden heute als Regierungspolitik verkuendet. Mauer am Evros,
Lagerhaft auf Schiffen und Euromilitaer in der Aegaeis, Pogrome und
Ueberfallkommandos in den Staedten, Massenabschiebungen. Sie versuchen
die arbeitenden Griechen zu ueberzeugen, dass wir ploetzlich eine
Gefahr fuer sie darstellen, dass wir an dem beispiellosen Angriff, dem
sie seitens ihrer eigenen Regierungen ausgesetzt sind, schuld sind.

Die Antwort auf diese Luegen und diese Barbarei muss jetzt gegeben
werden und wir, die Migranten und Migrantinnen, werden sie geben. Wir
setzen unser Leben aufs Spiel, um jetzt die Ungerechtigkeit zu unseren
Lasten zu stoppen. Wir fordern die Legalisierung aller MigrantInnen,
wir fordern gleiche politische und soziale Rechte und Pflichten mit
den arbeitenden Griechen. Wir fordern von unseren griechischen
arbeitenden Kollegen, von jedem Menschen, dem es jetzt wegen der
Ausbeutung seines Schweisses schlecht geht, an unserer Seite zu
stehen. Er soll an unserer Seite stehen, um nicht in seiner eigenen
Heimat der Luege und der Ungerechtigkeit, dem Faschismus und der
absoluten Herrschaft der politischen und wirtschaftlichen Eliten das
Feld zu ueberlassen. Dem also, was in unseren Heimatlaendern die
Oberhand bekommen und uns zur Migration gezwungen hat, um in Wuerde
leben zu koennen, wir und unsere Kinder.

Wir haben keine andere Wahl, unsere Stimme hoerbar zu machen, damit
Ihr von unserem gerechten Anliegen erfahrt. Dreihundert (300) von uns
beginnen am 25. Januar in Athen und Thessaloniki einen
gesamtgriechischen Hungerstreik. Wir bringen unser Leben in Gefahr,
weil so oder so dieses Leben fuer einen Menschen mit Wuerde kein Leben
ist. Wir ziehen es vor, hier zu sterben, als dass unsere Kinder das
leben, was wir durchmachen mussten.
*Die Vollversammlung der Hungerstreikenden*




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