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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Oktober 2010; 01:02
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Ganz rechts:

> Jobbik marschierte in Oberwart

In Oberwart fand am Sonntag-Vormittag, den 3. Oktober eine Kundgebung
mit hoechst brisantem Inhalt statt, ohne viel Empoerung oder
ueberhaupt Aufmerksamkeit zu wecken. Das einzige was "dagegen"
unternommen wurde, ist eine parlamentarische Anfrage von Karl
Oellinger an das Innenministerium.

In Gedenken an das Staeaetchen "Leitha Banat"

Vor dem Kriederdenkmal in Oberwart versammelten sich am Vormittag des
3. Oktober rund 40 ungarische Rechtsextremisten in zum Teil
paramilitaerischer Uniformierung, um dort einen Kranz fuer die
Republik "Leitha Banat" (Hauptstadt Oberwart) nieder zu legen. Dieser
kleine Staat wurde am 4. Oktober 1921 ausgerufen, mit dem Ziel -- nach
wiederholter Volksabstimmung -- den Anschluss an Ungarn wieder zu
vollziehen (das Gebiet gehoerte bis zum "Vertrag von Trianon" zum
Koenigreich Ungarn und wurde eben mit 4.10.1921 vom Ungarischen Heer
verlassen). Am 13. November 1921 wurde der Staat -- dessen Existenz
und geplanter Anschluss an Ungarn ein Verstoss gegen die
Friedensvertraege von Saint Germain und Trianon war -- von der
oesterreichischen Gendarmerie besetzt, und am 5. Dezember offiziell
von Ungarn an Oesterreich uebergeben.

Zu dieser Kundgebung wurde vor allem von Jobbik und kuruc.info
(ungarische, rechtsextreme Internetplattform) mobilisiert.

Auf Bildern, die auf dem rechtsextremen und antisemitischen
Internetportal kuruc.info zu sehen sind, sieht man Personen in braunen
Uniformen, mit Patronenguertel und Karabinern plus Bajonetten
ausgestattet, vor dem Denkmal in Oberwart.

Die vom Oberwarter Buergermeister hebeigerufene Exekutive untersuchte
die manifestativen Waffen, und stellte fest, dass die mitgefuehrten
Karabiner zugeschweisst waeren.

Ueber "Zugeschweisste", Karabiner und Bajonette

Ich frage mich, warum eine solche Kundgebung in Oesterreich moeglich
ist, waehrend Kundgebungen gegen genau diesen grauslichen
Gedankenkomplex (der WKR-Ball bietet ja den voelkischen Bewegungen
Europas einen sicheren Tanzboden) rigoros eingekesselt und
kriminalisiert werden (bei knapp 700 Anzeigen ist "kriminalisieren"
noch untertrieben).

Nicht nur, dass Bajonette -- so "zugeschweisst" die Karabiner oder die
kontrollierenden PolizistInnen gewesen sein moegen -- fuer mich, wie
fuer viele andere, eine Waffe darstellen, die auf Kundgebungen nix
verloren haben soll; eine Kranzniederlegung durch Angehoerige der
Partei Jobbik, im trauernden Andenken an eine Republik, die durch ihre
Existenz geltende Grenzen in Frage gestellt hat, ist doch wohl eher
als verfassungsfeindlich einzustufen.

Antifaschistischer Grundkonsens?

Der wacklige Boden, auf dem diese Kundgebung stand, und Geruechte, es
haette in Kreisen der Antifa Leute gegeben, die schon VOR ihrem
Stattfinden von dieser Kundgebung gewusst haetten, legt die fuer mich
die Frage nahe, ob sie denn nicht einfach durch das Anmelden einer
Gegenkundgebung verhindert haette werden koennen.

Irgendwie ist das Geschehen aber auch zu bezeichnend fuer ein
Oesterreich, dass sich vom Bundespraesidenten bis zu den Gruenen und
abwaerts als antifaschistisch praesentiert -- dieses Wort auch aktiv
in den Mund nimmt, waehrend FPOe, AFP, Burschenschaften,
Maennerparteien und eben auch die Jobbik treiben koennen, was sie
wollen.

Wie sagt Mr. X -- Protagonist und Antifa-Macker eines
SPOe-Wahlwerbe-Comics -- ueberrascht, als er einen Burschenschafter
"antrifft"?: "...Ich dachte eigentlich die waeren Geschichte." Nein
sind sie nicht, und niemand, der nicht hinter dem antifaschistischem
Mond wohnt, kann behaupten, dass zu glauben. Verbindungen, die
Geschichte sind, koennen keine wichtigen FPOe-Funktionaere stellen und
nicht auf Baellen tanzuen, die medial auf wahrnehmbare Empoerung
stossen.

Ich ersuche alle Leute, die oefter mal auf alpendonau.info oder auch
auf Seiten um Jobbik herum vorbeischauen, Informationen, die sich auf
solche Versammlungen beziehen nicht zurueckzuhalten, weil es ja eh
nichts hilft, oder weil Informationen in den Haenden der eigenen
Gruppe / Partei am nuetzlichsten sind, sondern sie in irgendeiner Form
zu veroeffentlichen. Ueber die Akin (wenn's frueh genug ist), ueber
Facebook, was weiss ich.

Wenns arg is und schnell gehen muss, eignet sich das Forum n3tw0rk.org
oder eine e-mail an IRGENDEINE - wenn auch nur vermutlich -
antifaschistisch aktive "Gruppierung".

Antifa heisst vielleicht nicht unbedingt Angriff, aber "Aufpassen!"
heisst es, vor allem mit einer Bagasch wie der Jobbik, deren
Gefolgschaft noch mehr zum Kotzen ist als unsere Burschenschaften.
-postcore-

*

Links:
http://www.stopptdierechten.at/2010/10/07/anfrage-betreffend-des-bewaffneten-aufmarsch-von-jobbik-in-oberwart/
http://www.wien.spoe.at/sites/default/files/mrx_comic.pdf



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