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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. September 2010; 21:46
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Schwule/FPOe/Kommentar:

> Joerg Haider war einfach zu feig, offen schwul zu leben!

Aussendung der *Homosexuellen Initiative (HOSI)*

"Die ‚offizielle' Bestaetigung, dass der verstorbene FPOe-Obmann Joerg
Haider schwul war, durch den Wiener FPOe-Landtagsabgeordneter Gerald
Ebinger, ist zwar nett, aber interessiert zwei Jahre nach Haiders Tod
wohl niemand wirklich mehr; noch dazu, wo spaetestens durch Stefan
Petzners Verhalten und Aussagen in den Wochen nach Haiders Tod dieser
Umstand ohnehin fuer ganz Oesterreich offensichtlich wurde und er
davor ohnehin fast zwei Jahrzehnte ein offenes Geheimnis war",
erklaert Christian Hoegl, Obmann der Homosexuellen Initiative (HOSI)
Wien. "Ausserdem sind der Anlass und Ebingers Absicht mehr als
fadenscheinig."

Ebinger taetigte die Aussage "Wir sind die einzige Partei, die 17
Jahre von einem Schwulen geleitet wurde. Das hat jeder gewusst"
vorgestern im Wiener Wahlkampf auf einer Podiumsdiskussion der AGPRO
vor vorwiegend homosexuellem Publikum, offensichtlich um schwule und
lesbische Stimmen zu gewinnen. "Es stimmt: Es hat eh jeder gewusst,
vor allem die FunktionaerInnen in der eigenen Partei, aber sicherlich
auch viele WaehlerInnen, insbesondere in Kaernten, und sie haben ihn
trotzdem gewaehlt", ergaenzt HOSI-Wien-Generalsekretaer Kurt Krickler.
"Deshalb ist es jetzt kompletter Unsinn zu sagen, die boese
intolerante Gesellschaft sei schuld, dass Haider nicht offen schwul
leben konnte. Haider war einfach zu feig und zu bequem dazu. Mag sein,
dass er mit einem Coming-out auch WaehlerInnen vor den Kopf gestossen
und verloren haette, aber die Zeit war auch in Oesterreich schon zu
Haiders Lebzeiten reif fuer einen schwulen Parteiobmann, dafuer
muessen andere Parteien jetzt nicht erst kaempfen. Dass sich Haider
und seine Partei fuer eine ‚Don't ask, don't tell'-Politik entschieden
haben, wurde von vielen politisch bewegten Lesben und Schwulen aber
ohnehin begruesst, denn die Vorstellung, dass ausgerechnet ein
verabscheungswuerdiger Populist wie Haider der erste offen
homosexuelle Politiker Oesterreichs gewesen waere, ist wohl ziemlich
unertraeglich. Deshalb waren wir auch immer froh, dass weder die
Outing-Versuche Elfriede Jelineks 1992 noch jene von Jochen
Herdieckerhoff im Jahr 2000 nachhaltig gelungen sind."

Homosexuellsein reicht nicht

"Gerade das Beispiel Joerg Haider zeigt anschaulich, dass es nicht
relevant ist, ob ein/e Politiker/in offen homosexuell ist oder die
eigene sexuelle Orientierung diskret lebt, sondern viel wichtiger ist,
wofuer er oder sie politisch steht und eintritt", betont Hoegl. "Die
Forderung, homosexuelle PolitikerInnen muessten unbedingt offen zu
ihrer sexuellen Orientierung stehen, ist auch deshalb heute laengst
obsolet, da es fuer junge Lesben und Schwule ohnehin genug andere
offen homosexuell lebende Rollenvorbilder aus anderen Bereichen des
oeffentlichen Lebens gibt. Wie bei Frauen in der Politik gilt auch
hier: Schwulsein oder Lesbischsein ist nicht genug, es kommt auf die
politische Ideologie an. Das spueren die WaehlerInnen aber ohnehin.
Heute waehlen Lesben und Schwule wohl kaum eine bestimmte Partei nur
deshalb, weil sie eine offen lesbische Kandidatin oder einen offen
schwulen Kandidaten aufstellt."

"Relevant ist hingegen, ob ein Politiker, der selber homosexuell ist
und dies nicht offen lebt, sich homophob aeussert bzw. homophob
agiert", ergaenzt Krickler. "Und das hat Haider sehr wohl getan. Er
hat als Nationalratsabgeordneter gegen die Aufhebung
menschenrechtswidriger anti-homosexueller Strafrechtsparagraphen
gestimmt, und er hat seine Parteikollegen nicht zur Ordnung gerufen,
als diese gegen Homosexuelle oeffentlich gehetzt haben. Das ist Haider
vorzuwerfen, aber nicht, dass er einen bestimmten Bereich seines
Privatlebens nicht oeffentlich gemacht hat."

HINWEIS: Die seinerzeitigen Diskussion um das Outing Joerg Haiders hat
die HOSI Wien auf ihrem Website zusammengetragen Das homophobe
Suendenregister Haiders und der FPOe (bis 2000) hat die HOSI Wien in
einem Dossier zusammengestellt, das sie am 29. August 2000 in
Heidelberg den drei von den EU-14 eingesetzten Weisen ueberreicht hat.
Auch dieses Dossier steht auf dem HOSI-Wien-Website zum Download
bereit (2)

(1) http://www.hosiwien.at/haiderouting
(2) http://www.hosiwien.at/download/Dossier.pdf



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