**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. September 2010; 21:53
**********************************************************

Gruene/Debatte:

> Die Gruenen und ich

"Warum schimpfst Du immer auf die Gruenen?" Das hoere ich immer wieder
von diversen linksgruenen Freunden -- nach meiner Glosse von letzter
Woche
wieder vermehrt. Warum also tu ich das? Nun, es laeuft eben viel
falsch in der Partei. Aber warum kapriziere ich mich derart auf diese
Partei. Nunja, die KPOe ist -- leider oder vielleicht auch
gluecklicherweise -- vielzuweit weg von den Futtertroegen der
buergerlichen Demokratie, um ernsthaft in Gefahr zu geraten,
korrumpiert zu werden. Die Gefahr ist ziemlich gering. Nachdem sie
jetzt auch noch ziemlich pleite ist, haelt sich die Zahl der
Berufsfunktionaere auch in Grenzen. Im Gegensatz zu frueher kann damit
das bisserl das, was die Partei noch an "Apparat" hat, kaum mehr sich
verselbstaendigen. Auch ist die politische Wirksamkeit der KPOe nicht
so gross wie die einer Parlamentspartei und ich hab angesichts der
Erfolge dieser Partei einfach eine Beisshemmung. Die SPOe? Naja,
erstens haben die sowieso mittlerweile eine innere Opposition, die
sich auch oeffentlich zu Wort meldet, und zweitens muss sich die
Partei schon sehr aendern, dass ich mir wieder soviel von ihr erwarte,
dass es sich auszahlt, sich mit ihr zu beschaeftigen. Die wenigen
SPOe-Mitglieder, die die akin lesen, wissen selbst, wie mies ihre
Partei beianand ist. Und der Rest der etablierten Parteienlandschaft
ist sowieso nicht satisfaktionsfaehig.

So bleiben die Gruenen die Einzigen, wo Kritik in der akin Sinn haben
koennte. Und da sehe ich, wie auch ihre dezidiert linken Mitglieder
korrumpiert werden. Ich sehe, dass kluge, integre Menschen mit grosser
politischer Erfahrung zu fast sowas wie Parteisoldaten verkommen. Das
tut weh!

Was die Generationen von parteilosen Linken vor mir bei SPOe- und
KPOe-Mitgliedern beobachten konnten, sehen wir jetzt bei den Gruenen:
Viele ihrer Mitglieder, Funktionaere, Mandatare und Kandidaten
verlieren die Haltung, dass die Partei Mittel zum Zweck sei. Der
vorrangige Zweck wird Erhalt und Foerderung der Partei selbst: "Die
Partei, die Partei, die hat immer recht!" Darin liegt der Grundfehler.
Nicht etwa die Inhalte der Gruenen sind das Hauptproblem. Diese
Inhalte sind oft sehr vage, ja, und mit einigen kann ich mich beim
besten Willen nicht identifizieren. Aber vieles, was die Gruenen
propagieren ist ja auch richtig. Das Problem ist: Wenn die Partei das
Wichtigste ist, werden die Inhalte immer mehr wurscht und je nach
politischer Opportunitaet austauschbar resp. Verhandlungssache mit
einem jeweiligen Koalitionspartner.

Es schmerzt einfach und meine Artikel ueber die Gruenen sind weniger
Anklagen, sondern eher Wehklagen. Ich erwarte mir noch was von den
Gruenen -- vielleicht ist das ein Fehler, aber hoffen wird man ja noch
duerfen. Vor allem aber erwarte ich mir was von jenen Leuten, die aus
der Linken kommen.

Ich weiss, dass jetzt ein paar dieser Linksgruenen aufschreien werden
und vielleicht sogar beleidigt sein werden, aber ich will sei nicht
beleidigen, ich will sie aufruetteln. Schliesslich sind da wirklich
gute Freunde dabei und ich will gute Freunde nicht beleidigen.

Auch erwarte ich mir von den akin-lesenden Gruenen, dass sie nicht
hinten herum unter Ausschluss der Oeffentlichkeit meckern, sondern
bitteschoen in schriftlicher Form in der akin reagieren. Die akin ist
ein Diskussionsmedium und nicht meine persoenliche Plattform. Ihr
meint, ich haette unrecht mit meiner Kritik? Gut, dann widerlegt meine
Argumente! Ansonsten muss ich annehmen, dass ihr mir halt doch
inhaltlich recht gebt, aber nicht moegt, dass man eure Partei anpatzt.

Antwortet! In der akin! Das ist kein Fehdehandschuh, sondern einfach
nur ein Angebot, eine Aufforderung, ja, eine Bitte. Vielleicht koennt
ihr auch erklaeren, warum es trotz aller Maengel wichtig ist, die
Partei zu unterstuetzen. Moeglicherweise ist das eine Sache des
Abwaegens der Fuer und Wider. Aber dann moechte ich diese Dinge, die
zu Gunsten der Partei sprechen und schwerer als die von mir beklagten
Missstaende wiegen, auch in der akin sehen. Ich bitte darum!
*Bernhard Redl*


***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin