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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 7. September 2010; 22:24
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Schoener Wohnen (I):

> Hausbesetzungsserie in Wien

Vier Aktionen diesen Sommer -- Polizei stuermte leerstehendes Haus


Fast 4 Jahre lang stand ein Gebaeude in der Burggasse leer, nachdem es
im Oktober 2006 kurzzeitig von der Initiative Pankahyttn bewohnt
worden war. Am 13. August war es wieder einmal soweit, bereits zum
dritten Mal wurde die ehemalige Residenz der Gebietskrankenkasse (NOe)
(Burggasse 2) besetzt. Diesmal von einer relativ neuen Initiative, der
"Aktion Schwarze Katze", die Gruppe Hausprojekt schloss sich der
Besetzung noch am ersten Tag an..

Tote Tauben, nasse Boeden

Von arbeitsscheuen HausbesetzerInnen kann wohl kaum die Rede sein:
Bevor ueberhaupt an eine Verwendung des Hauses in der Burggasse zu
denken war, musste erst einmal muellsackweise Taubendreck so wie
einige tote Tauben beseitigt werden. Benutzbar waren lediglich die
unteren Stockwerke des Gebaeudes, da in den oberen Etagen ein Paar
Pfuetzen zu finden waren -- vermutlich entstanden durch eine defekte
Regenableitung.

Man kann aber nicht gerade sagen, dass dadurch zu wenig Raum vorhanden
gewesen waere. Das ehemalige Buerogebaeude mit seinen langen
verwinkelten Gaengen bot genuegend Platz fuer zahlreiche Schlafraeume,
einen RaucherInnen-Raum, ein Kost-Nix Café und ausschweifende
Phantasien, wie man sich denn wo vor einer bevorstehenden Raeumung
verstecken konnte.

Baubeginn im Herbst (oder so)

Am Montag dann erste Lebenszeichen von der einstweiligen BesitzerIn --
der Immoconsult: Das Gebaeude sei im Begriff, verkauft zu werden, und
besetzt koenne man den Komplex keinesfalls uebergeben, hiess es
gegenueber einigen BesetzerInnen. Und schliesslich wolle der neue
Eigentuemer im Herbst zu bauen beginnen. Recherchen haben ergeben,
dass die tuerkische Hotelgruppe Rixos hinter dem Kauf stehen duerfte,
welche dort eine grosse Investition fuer ein Fuenf-Sterne Hotel
beabsichtigt.

Allerdings war stets die Rede von einer Fertigstellung Ende 2007 (1).
Gegenueber der Presse huellte sich die Immoconsult jedenfalls bisher
in Schweigen, was ihre Kontakte zu Rixos betrifft. Mit 6. Juli 2009
endete eine Ausschreibung der PORR, bei der unter "zugeteilte Gewerke"
der Begriff "Abbrucharbeiten (Baufirma)" zu lesen ist (2).

Was immer das bedeuten mag, wir koennen also gespannt sein, was die
RIXOS-Kette mit dem denkmalgeschuetzen Gebaeude machen will.

Polizei besetzt Haus

Den BesetzerInnen wurde eine Art Ultimatum gestellt, welches zur
Gaenze ausgekostet wurde. Man siedelte das Café -- wegen der
Oeffentlichkeitswirksamkeit -- direkt ins Erdgeschoss, und feierte zu
lauter Musik. Selbstverstaendlich wurden auch Barrikaden gebaut, war
ja eine Hausbesetzung. Wie mit der Besitzerin vereinbart verliessen
dann bis zum naechsten Tag alle Squatter das Haus.

Die misstrauische Exekutive liess es sich am naechsten Tag jedoch
nicht nehmen, das Gebaeude mit ca. 70 Bediensteten und schwerem Geraet
zu entern, und fuer einige Stunden selbst zu besetzen.

Gab es in den Tagen zuvor noch Kaffee und Kuchen fuer PassantInnen, so
gab es nun Perlustrierungen fuer neugierige Vorbeikommende. JedeR nach
seinem/ihren Stil eben.

"Schmeisst ihr uns aus diesem raus...

...ziehen wir ins naechste Haus" war waehrend der Burggasse-Besetzung
auf einem Transparent in der Eichenstrasse (Anfang Juli besetzt, siehe
weiteren Bericht in heutigen akin-pd) zu lesen, und die Beteiligten
der ASK (Aktion Schwarze Katze) fuehlten sich offensichtlich ermutigt.

Waehrend die Polizei Einzug in die Burggasse hielt, wurde in der
Lackierergasse 8 (quasi Ecke Waehringerstrasse), am anderen Ende der
Innenstadt, ein Wohnzimmer eingerichtet, und erneut wurden
Transparente aus Fenstern gehaengt.

Ein weniger attraktives Haus, in deutlich schlechterem Zustand, in
deutlich schlechterer Lage. Schon am naechsten Tag tauchte die
Hausverwaltung auf (Leute, beginnt eure Besetzungen wenn moeglich am
Wochenende!), und erklaerte, die Besetzung bis Donnerstag Nachmittag
zu dulden.

Auch die Polizei zog wieder ab, nachdem sie ihre Pflicht (Rucksaecke
durchsuchen, Leute perlustrieren) getan hatte.

Aller guten Dinge sind drei

Auch diesmal entschlossen sich die "schwarzen Kaetzchen" zur
Kooperation und gingen brav in das naechste Haus -- die Humboldtgasse
32 im Zehnten. Die lokale Exekutive war sichtlich unmotiviert zu
raeumen, und wartete auf eine Anordnung des Besitzers. Dieser liess
eine ganze Woche nichts von sich hoeren -- auch die BesetzerInnen
wurden im Unklaren gelassen.

Es gab regelmaessig Grillereien und lustige Aktionen wie
Zielwurfuebungen. Zwar stattete die Polizei den BewohnerInnen
regelmaessig Besuche ab, machte aber bis zum 26. August nie Anstalten
zu raeumen.

Nach 14 Tagen Serienbesetzung wurde letztendlich auch dieses Haus --
eben am 26. August -- behoerdlich geraeumt, und es setzte Anzeigen
wegen Verdacht auf "Sachbeschaedigung StGB §§ 125ff) und Entziehung
von Energie (StGB §§ 132). (3)

Weiter so!

Die Stadt gehoert uns, Squatting Austria is not a crime.

Wir gruessen die Katzerln mit einem lauten MIAU! und die Behoerden mit
einem muerrischem FCH!
*postcore*


(1)
http://www.wirtschaftsblatt.at/archiv/tuerkische-rixos-will-in-wien-luxushotel-bauen-266073/index.do
(2)
http://www.ausschreibung.at/smi-nr-138144-info-Hotel*****-Burggasse-2-Museumsstra%DFe-1-1070-Wien.htm
(3) http://at.indymedia.org/node/18832


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