**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 30. Juni 2010; 01:31
**********************************************************

Wien/Wahlen/Polizei:

> Wer hats erfunden?

FPOe und OeVP im Wettstreit, wer die originellere Rechtspartei ist

Irgendwie hat man den Eindruck, wie wenn der Wiener Wahlkampf schon 2
Jahre dauerte. Doch das Match SPOe-FPOe wird immer mehr zu einer
Auseinandersetzung zwischen OeVP und FPOe. Bei diesen beiden geht es
naemlich darum, zu beweisen, wer denn die bessere Law-and-Order-Partei
ist. Einmal abgesehen davon, dass Bundes- und Landespolitik schwer
auseinanderzuhalten ist, da beide Spitzen, Strache und Marek, in der
Bundespolitik zuhause sind und zum Teil auch ueber bundespolitische
Themen streiten, wird diese Debatte jetzt fast schon wieder lustig,
wenn sie nicht so zum Heulen waere. Das nervige "Wien braucht eine
Stadtwache", dass die beiden Parteien seit Monaten in immer kuerzer
werdenden Intervallen verlauten liessen, war ja auch schon ein bisserl
fad. Aber nun gehts richtig los: Der vorletzte Gag, wo die beiden
Bundespolitikerinnen Marek und Fekter Militaerpolizisten im Einsatz
fuer die Wiener Polizei vorschlugen, ist kaum vergessen -- und sowas
geht in der Innenpolitik ja bekanntlich recht schnell --, da duerfen
wir jetzt eine "Ricola-Debatte" zwischen schwarz und blau miterleben:
"Wer hats erfunden?" Aehnlich wie in der Hustenzuckerlwerbung geht es
naemlich nicht mehr um die besseren Vorschlaege, da diese sich sowieso
viel zu sehr aehneln, sondern darum, wer sie zuerst gemacht hat.

Und das geht dann so: "Die Wiener OeVP-Chefin Marek hat sich -- zwar
nicht ueber die Massen elastisch, aber doch -- auf das Trittbrett des
FPOe-Zuges in Richtung Schaffung einer berittene Polizeieinheit
gemueht, so dass nach kuriosen Vorschlaegen wie etwa
Militaerpolizisten im regulaeren Streifendienst endlich einmal etwas
Vernuenftiges gefordert wird. ... Diese sollen -- auch das hat
Schwarzfahrerin Marek korrekt uebernommen -- vor allem auf der
Donauinsel, in der Lobau und im gruenen Prater zum Einsatz kommen.
Grossveranstaltungen, Demos und etwa auch die weitlaeufigen und
besonders ,einbruchsanfaelligen' Siedlungsgebiete in den Randgebieten
des 22. Bezirks koennten von der berittenen Polizei ebenfalls sicherer
gemacht werden" liess der H.C-Man am Sonntag via Presseaussendung der
OeVP ausrichten.

Marek darauf: "Unverstaendlich wie Strache darauf kommt, dass die FPOe
in Wien Ideen vorgibt". Die Wiener FPOe solle in diesem Zusammenhang
an ihrem Langzeitgedaechnis arbeiten, denn wie leicht nachzulesen sei,
haette bereits 1999 der Sicherheitssprecher der OeVP Wien, Wolfgang
Ulm, der FPOe Wien zum Beschluss gratuliert, die Idee zur berittenen
Polizei von der OeVP Wien uebernommen zu haben.

Darauf der FP-Hinterbaenkler Mahdalik: "Wem der Herr Ulm im Jahr 1999
zum Namenstag oder sonst was gratuliert hat, ist in Sachen berittene
Polizei eher wurscht, liebe Frau Staatssekretaerin. Wenn Ihre
Pressestelle genauer recherchiert und mit der
Kopieren-Einfuegen-Einlage nicht einen Beitrag zur leichten,
sonntaeglichen Unterhaltung geleistet haette, waeren auch Sie zur
Erkenntnis gelangt, dass die seit dem Jahr 1993 bestehende
FPOe-Forderung nach der berittenen Polizei auf der zerfledderten
OeVP-Fahne ziemlich deplatziert wirkt."

Ich warte jetzt auf eine Aussendung der Wiener OeVP, wo irgendwas aus
den 80ern zitiert wird, worauf die FPOe mit einer Aussage aus den
70ern kommt.

Man kann das aber auch abkuerzen. Denn die FPOe identifiziert sich ja
immer so gerne mit den Revolutionaeren von 1848. Und die schafften in
diesem Jahr in Wien die berittene Polizei ab. Bis dann Feldmarschall
Fuerst Windischgraetz kam, die Revolutionaere niedermetzelte und die
gute alte Ordnung wiederherstellte. Dieser waere nach dem heutigen
Parteischema wohl am ehesten der OeVP zuzurechnen. Ebenso wie jener
Polizeipraesident Schober (ehemals k.u.k. Beamter und spaeter
phasenweise Christlichsozialen und Landbund nahestehend), der 1927 die
Demonstranten vor dem Justizpalast von Polizeireiterei mit blankem
Saebel massakrieren liess. Also so gesehen hat die OeVP schon recht,
wenn sie die berittene Polizei als einer ihrer ureigensten Ideen
ansieht. Allerdings duerfte das auch der Grund sein, warum die
Sozialdemokratie die Idee fuer nicht so toll haelt.
-br-



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin