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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. Juni 2010; 19:18
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Verkehr/Kapitalismus:

> Oesterreichische Bayernbahn

OeBB will Hauptstrecken in Bayern bedienen, waehrend Regionalstrecken
in Oesterreich zugesperrt werden.

"OeBB begruesst die Liberalisierung in Europa", heisst es kuerzlich in
einer Pressemitteilung des OeBB-Vorstandes. Die OeBB ordert um 400
Millionen neue Garnituren bei Siemens, um damit auf profitablen
Hauptstrecken in Bayern mitbieten zu koennen. Im selben Atemzug
kuendigt die OeBB an, das Schienennetz in Oesterreich "aus
Kostengruenden auf wenige Hauptstrecken zu reduzieren." Auf dem Altar
des freien EU-Marktes werden die Regionalstrecken in Oesterreich
geopfert.

Wir duerfen uns freuen ueber die Nachricht, das die OeBB ihr
Streckennetz im Regionalbetrieb ausbauen und erweitern will. Sie nimmt
dafuer unser Steuergeld in die Hand, kauft 200 neue
Regionaltriebwaegen DESIRO ML bei Siemens um ca. 1 Mrd. Euro und
laesst davon 120 in Ostoesterreich als Ersatz fuer die veralteten
S-Bahngarnituren TYP 4020, laufen. Doch erst die restlichen 80
Garnituren dieser Regionaltriebwagen bringen die OeBB-Entourage in
Jubeltaumel. "Die OeBB "begruessen die Liberalisierung" in Europa, die
Schwung in den Bahnsektor bringen werde", wird gemeldet. Es muss schon
sehr feuchtfroehlich zugegangen sein, denn laut Vorstandsprecherin der
Personenverkehr AG Gabriele Lutter wollen die OeBB im
Liberalisierungsprozess "nicht untaetig sein" und sich fuer grenznahe
Ausschreibungslose bewerben. In Bayern hat sich die OeBB fuer das "Los
Werdefeld" (Strecken zwischen Muenchen, Garmisch Patenkirchen und
Innsbruck) beworben und dafuer 80 DESIRO-Garnituren bei Siemens
bereitgestellt. Mit diesen von Siemens um 400 Mill. Euro auf Abruf
erworbenen Garituren soll der Deutsche Bahnmarkt bearbeitet werden,
denn "wir sind dabei nicht in der Warteposition", so Lutter.
Entschieden wird im Herbst, denn es wollen auch BENEX (Hamburger
Hochbahn) und VEOLIA (Franzoesischer Grosskonzern) diese Strecken
bedienen.

"Schienennetz auf wenige Hauptstrecken reduzieren"

Eine Woche spaeter wird unter "Zieldefinition 2025+" in den Medien
verkuendet, "das Netz der OeBB soll aus Kostengruenden auf wenige
Hauptstrecken reduziert werden". Es wird von Angebots- und
Nachfragemerkmalen gesprochen, denn das Ziel sei eine "Anpassung der
Anlagenmenge" an die Marktnachfrage. Auf allen Bahnstrecken, welche
nicht mindestens 60 Kmh Durchschnittsgeschwindigkeit gefahren wird,
sollen nicht mehr ausgebaut, sondern aufgelassen werden.
Personenfernverkehr im Stundentakt gibt es nur noch bei 8000
Fahrgaesten und mehr, ab 4000 Fahrgaesten gilt ein Zweistundentakt.
Nebenstrecken werden nur mehr dann bedient, wenn an der Endhaltestelle
mindestens 200 Personen pro Tag ein- oder aussteigen. Das kommt einem
Investitionsstopp gleich. Nicht nur dass laut einer OeBB-Studie ein
Drittel aller Gleisstrecken von der Stilllegung bedroht sind, auch bei
Personal und Streckendienst wird ausgegliedert und kaputt gespart.

Nachdem die OeBB am Finanzmarkt bei hochspekulativen Geschaeften ca.
600 Steuermillionen in den Sand gesetzt hatten, bei der Uebernahme der
Ungarischen Gueterbahn MAV 404 Steuermillionen fuer veraltetes
Rollmaterial (und mittlerweile keinen Markt) bezahlt hat, ist die Bahn
nun dabei, den regionalen oeffentlichen Verkehr in Oesterreich zu
opfern. Was ueber einen langen Zeitraum hin muehsam aufgebaut worden
ist, soll nun am Altar der marktradikalen
EU-Liberalisierungsrichtlinien geopfert werden.
(Rudi Schober, Werkstatt fuer Frieden und Solidaritaet/gek.)

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Quelle:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=271&Itemid=1

Petition: "Hoechste Eisenbahn - Fuer eine Verkehrswende!"
http://www.werkstatt.or.at/Forum/PetitionEisenbahn.php

Eine weitere aktuelle Bahnpetition, von den Gruenen gestartet:
"Retten wir die ooe Regionalbahnen!"
http://gruene-petition-ooe.at/regionalbahnenretten


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