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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Mai 2010; 18:16
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Letzte Worte:

> Am Telefon

Eyjafjallajoekull macht schon wieder Aerger. Nicht nur, dass er der
Horror der Nachrichtensprecher ist, die staendig zu vermeiden
versuchen, seinen Namen aussprechen zu muessen. Jetzt behindert dieser
bloede Vulkan schon wieder den Flugverkehr. Und unsere armen Politiker
haben Probleme, wenn sie durch die Welt jetten wollen, wenn sie eben
diese retten wollen. Und manchmal muessen die Staatenlenker sich sogar
mit Videokonferenzen begnuegen. Aber ist das so schlimm? Hier sei Kurt
Tucholsky zitiert, der schon 1931 schrieb:

".... Warum telefonieren eigentlich die europaeischen Staatsmaenner
nicht viel haeufiger miteinander -? ... Wie verstaendigen sich die
Direktoren der Staatsverbaende, die ja trotz allen Geschreis nur einen
grossen Klub bilden? Welches Brimborium und welche Feierlichkeit, wenn
sie einander etwas zu sagen haben! Da werden Botschafter in Bewegung
gesetzt, diese Brieftraeger der Umstaendlichkeit, da gibt es
Verbalnoten und schriftliche Noten und Konferenzen und ein Getue, das
die braven Zeitungen, schmatzend und diese scheinbaren Neuigkeiten mit
Wonne schluerfend, berichten. Und man stelle sich vor, die grossen
Konzerne, die ja an Wichtigtuerei auch nicht grade Schlechtes leisten,
gestatteten sich diese Zeitverschwendung!

... Warum telefonieren sie nicht? Weil sie sich viel zu feierlich
nehmen. Weil sie noch immer glauben; England, das sei eine schier
religioese Sache, und Deutschland, das sei ein Heiligtum, und
Frankreich, das sei eine Kultstaette. Macht euch doch nicht in die
Hosen! Es ginge uns allen viel besser, wenn die Staaten ihre wahre
Rolle erkennen wollten. Noch aber leben sie, waehrend einer Epoche,
die die Gesaettigten gern Frieden zu nennen belieben, in einem
latenten Kriegszustand. Welches Theater, wenn einer den andern
besucht! Darunter liegen dann Streichholz- und Petroleumgeschaefte
sowie die allen gemeinsame Angst, der Arbeiter koenne sich eines Tages
mit Gewalt seinen Lohn nehmen, den sie ihm heute vorenthalten. Grosse
Oper spielen die Staaten, mit Helden, denen die Strumpfbaender
rutschen. Leider eine Oper mit tragischem Ausgang."
(Tucholsky alias Ignaz Wrobel, Die Weltbuehne, 22.9.1931)



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