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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Februar 2010; 20:38
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Kommentar:

> Bundesheer und Suizid

Ein OeVP-Staatssekretaer, der Herr Lopatka, empoert sich ueber den
Assistenzeinsatz des oesterreichischen Bundesheeres und meint gar, da
waere ja die Suizidrate der Soldaten hoeher als die Anzahl der
aufgegriffenen Illegalisierten. Nun wurden 2009 durch das Heer
insgesamt 9 Illegalisierte aufgegriffen. Wieviele Selbstmorde hat es
dann eigentlich gegeben? Darueber schweigt sich Lopatka aus. Auch
sonst erfaehrt man/frau nichts ueber die aktuelle Selbstmordrate aus
dem Bundesheer. Ueberraschend kommt die Feststellung nicht, dass sich
im Heer viele Soldaten, viele Grundwehrdiener das Leben nehmen. Gerade
der Grenzeinsatz wird von Grundwehrdienern als belastend erlebt. Warum
gerade dieser Vergleich gezogen wird, gibt einem schon zu denken. Es
ist wohl ein bisschen zu kurz gegriffen, sich nur auf den
burgenlaendischen Landtagswahlkampf zu beziehen, auf eine SPOe, die
sich fuer die Aufrechterhaltung des Assistenzeinsatzes ausspricht,
weil sie damit auf Stimmenfang gehen moechte und eine OeVP, die sich
deshalb dagegen ausspricht. Dafuer haette die Argumentation der
Sinnlosigkeit, der rechtlichen Bedenklichkeit, der Kritik der EU sowie
der hohen Kosten ausgereicht. Selbstmord im Heer ist wieder ein Thema
und dafuer wird es einen Grund geben.

Die "Salzburger Nachrichten" hatten vergangene Woche die angeblich
katastrophale Situation der Armee beleuchtet und unter anderem darauf
verwiesen, dass es im Heer, primaer bei Vertretern der Miliz eine
steigende Ablehnung dem Assistenzeinsatz gegenueber gibt. Durch die
Verkuerzung des Wehrdienstes auf sechs Monate gaebe es schon einen
Rekrutenmangel, dass jeder dritte Grundwehrdiener zur Grenzsicherung
geschickt wuerde, bedeute einen Ausbildungsmangel, die Ausbildner
wuessten nicht mehr, wen sie ausbilden sollen, und ueberhaupt kaemen
die Grundwehrdiener sehr frustriert aus dem Grenzeinsatz zurueck.
Soweit die Klage. Es ist schon spannend, dass sich sogar das Heer
selber beginnt, Sorgen zu machen. Aus frustrierten Grundwehrdienern
lassen sich kaum Berufssoldaten machen. Zynisch betrachtet waere es
jetzt aus antimilitaristischer Sicht angebracht, sich fuer den
Assistenzeinsatz auszusprechen, da sich dadurch das
Rekrutierungspotential fuer die Armee verringert. Ganz so einfach ist
es aber nicht, da jemand, der dazu gezwungen wird, sich einem rigiden
System aus Befehlsgewalt und Gehorsamspflicht zu unterwerfen eine
permanente Verletzung seiner Person erlebt. Der Versuch, einen
Menschen zu brechen, um ihn zu einer neuen Kampfmaschine, die in einer
Einheit funktioniert und auf Befehl Toeten kann, aufzubauen, kann
toedlich endlich. In Verzweiflung und Suizid. Damit sind wir wieder
beim Thema.

Verteidigungsminister Darabos ist ein Befuerworter des
Assistenzeinsatzes und wertet den Vergleich Lopatkas, (Aufgriffe
illegalisiert lebender Menschen gegen Suizidrate im Heer) als
geschmacklos. Na gut, wenig nachvollziehbar ist hingegen, dass das
Ansprechen der Suizidrate seiner Ansicht nach mangelnden Respekt
gegenueber den Soldaten ausdruecken wuerde. Welchen Soldaten
gegenueber? Jenen, die das Heer ueberleben, oder jenen, die sich das
Leben nehmen? Da hat ja sogar der "Truppendienst" (offizielle
Zeitschrift des Heeres) mehr Respekt gegenueber den Soldaten. Vor drei
Jahren wurde dort die Suizidproblematik ausfuehrlich diskutiert, es
wurde Kritik am Ausbildungssystem geuebt und Massnahmen wurden
ueberlegt.(1)

Es ist zu diskutieren, dass und warum sich Menschen im Bundesheer das
Leben nehmen. Wenn ein Mensch in einem System der Unterdrueckung und
Gewalt gefangen wird, traegt das nicht zur Stabilisierung seiner
psychischen Gesundheit bei, damit haette sich der Ex-Zuvieldiener
Darabos ernsthaft auseinanderzusetzen.

*rosalia krenn*
*arge wehrdienstverweigerung & gewaltfreiheit*


(1) siehe: TRUPPENDIENST - Folge 297, Ausgabe 3/2007 "Psychologie:
Suizid beim Militaer - kein blinder Fleck!" - Ein Oberst Christian
Langer schreibt dort ueber 19 Selbstmorde im Heer 2005 und 8 im Jahr
2006.
http://www.bmlv.gv.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=610



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