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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 22. September 2009; 18:53
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Debatte/nach den Vorarlbergwahlen:

> Trendwende?

Der Wiener Gruen-Gemeinderat Martin Margulies macht sich Gedanken
ueber seine Partei.
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Es gibt keinen Grund auch nur ansatzweise mit dem Ausgang der
Vorarlberger Landtagswahlen zufrieden zu sein. Das Gesamtergebnis
laesst trotz gruener Zugewinne von 0,2 Prozentpunkten eher erschaudern
als frohlocken. Eine schwarz-blaue Dreiviertelmehrheit im Laendle,
eine kollabierende Sozialdemokratie und stagnierende Gruene
verdeutlichen hoechstens eines: Der Trend zeigt in die falsche
Richtung.

Umso aergerlicher, dass dies auch in Hinblick auf die
Oberoesterreichische Landtagswahl nicht deutlich angesprochen wird,
sondern in Allgemeinplaetzen auf Bundesebene versucht wird, dem
Ergebnis etwas Positives abzugewinnen. Ich kann und will sie nicht
mehr hoeren, die Ausreden von "diesen" Rahmenbedingungen. Die
Rahmenbedingungen sind wie sie sind - und besser werden sie nicht.

Egal ob Gemeinderats-, Landtags- oder Nationalratswahl - viele
Menschen wuenschen sich politische Alternativen. Es liegt einzig und
allein an uns diese zu bieten. Glaubwuerdig. Kompetent. Fordernd.

Doch was fehlt, ist das Feuer fuer die eigenen Ideen, die in einer
Vielzahl von Gruenen Programmen beschrieben sind. Ideen, die die Welt
von heute zum Teil auf den Kopf stellen.

Die Gruenen sind keine Allerweltspartei - wir koennen und wir wollen
es nicht allen recht machen. Doch wer die Tabus unserer Gesellschaft
nicht angreift, wird sich nie profilieren, nie die viel gepriesenen
Ecken und Kanten zeigen. Dabei waer's doch gar nicht so schwer.

* Wer will, dass die Armen reicher werden, muss den Reichen etwas
wegnehmen.

* Wer will, dass mehr Menschen Arbeit finden, muss nicht nur neue
Arbeitsplaetze schaffen sondern auch die Arbeitszeit gerechter
verteilen.

* Wer will, dass MigrantInnen Teil unserer Gesellschaft werden, sollte
mit ihnen wie mit jedem anderem Menschen reden und nicht ueber sie -
als Problem.

* Wer will, dass auch unsere Kinder in einer intakten Umwelt leben,
muss mehr auf Bewusstseinsaenderung setzen als auf technische
Neuerungen.

* Wer will, dass das Bilden einer eigenen Meinung wieder staerker zum
Tragen kommt, muss Oesterreichs Medienlandschaft in Frage stellen.

* Wer will, dass ...

Ich will das. Und noch viel mehr. Und ich bin felsenfest davon
ueberzeugt, es geht nicht nur mir so.

Vermitteln wir dieses Feuer, indem wir endlich einmal aufhoeren nach
Regierungsaemtern zu schielen, Koalitionsspielchen mit zu spielen und
mit dem selbst ernannten Establishement auf "du und du" zu stehen.

Um Menschen zu ueberzeugen, braucht es eine Idee, die ihnen Hoffnung
gibt. Hoffnung auf weniger Ueberlebensstress im Alltag. Bei
Kindererziehung, Schule und Arbeitswelt. Vom abgesicherten Leben im
Alter zur Gesundheits- und Pflegevorsorge.

Schluss damit, unsere Gruene Idee einer besseren Welt staendig auf dem
Altar des Kompromisses zu opfern. Schluss damit nach Wahlergebnissen
zu schielen, die wir dann doch nicht erreichen. Ueberzeugen wir
Menschen von Gruener Politik anstatt zu versuchen, sie zu ueberreden,
uns ihre Stimme zu geben. Hoeren wir mit dem Schoenreden auf.

Wir befinden uns mitten im groessten globalen Verteilungskampf der
letzten Jahrzehnte. Um Macht, um Geld, um Wasser, um Energie, um
natuerliche Rohstoffe. Da helfen keine Antworten in homoeopathischen
Dosen, sondern klare und konsequente Ansagen.

Wer vielen Menschen die Welt lebenswerter gestalten will, muss wenigen
Menschen etwas (moeglicherweise sogar viel) wegnehmen.
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Quelle (plus stuendlich mehr werdenden Diskussionsbeitraegen):
http://martinmargulies.wordpress.com/2009/09/21/trendwende/#comment-138





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