**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 22. September 2009; 18:34
**********************************************************

International:

Die Clean Clothes-Kampagne berichtet ueber die Tuerkei und Thailand.
Der Kampf um fairere Arbeitsbedingungen scheint in der Tuerkei
gewinnbar zu sein; in Thailand sieht es nicht so gut aus:

> Tuerkei: Frisch unterschriebener Sieg


Die Clean Clothes Kampagne ist hoch erfreut, das Ende einer
einjaehrigen Kampagne gegen die DESA-Lederfabrik bekannt zu geben. Der
tuerkische Zulieferbetrieb u.a. fuer Prada hat mit der Gewerkschaft
Deri Is eine Vereinbarung unterschrieben.

Die Vereinbarung beinhaltet:

* DESA erkennt Deri Is als einzige genehmigte Gewerkschaft in der
Fabrik an.

* DESA wird die ArbeiterInnen weder negativ noch positiv bezueglich
der Gewerkschaft beeinflussen.

* DESA stellt fuenf entlassene ArbeiterInnen sofort wieder ein, eine
weitere etwas spaeter, zusaetzlich zu den bereits sechs wieder
eingestellten ArbeiterInnen. Andere entlassene ArbeiterInnen werden
bevorzugt behandelt, sollte es erneute Jobangebote geben.

* Alle ArbeiterInnen erhalten ein Dokument, dass
Gewerkschaftstaetigkeit ein in der Verfassung verankertes Recht ist

Deri Is hat eingewilligt, die internationale Kampagne zu beenden und
die Fabrik zu unterstuetzen, ihren guten Ruf wiederzuerlangen.

WAS DAVOR GESCHEHEN WAR: Emine Arslan war acht Jahre lang eine
verlaessliche Mitarbeiterin in der Fabrik Sefakoey des
Lederproduzenten DESA - bis sie mit KollegInnen ueber den Beitritt zur
Gewerkschaft zu reden. Oft mussten sie unzaehlige Ueberstunden machen,
bis zu 36 Stunden Arbeitszeit am Stueck. Die Loehne waren zu niedrig
und reichten nicht zum Ueberleben. Internationale Gesundheits- und
Sicherheitsstandards wurden nicht eingehalten. Ausgelaugt von diesen
Arbeitsbedingungen, trat Emine Arslan letztes Jahr zusammen mit
hunderten ArbeiterInnen von DESA der tuerkischen Gewerkschaft fuer
LederarbeiterInnen, Deri Is, bei. Nach drei Warnungen am selben Tag
wurde sie entlassen. Die DESA Geschaeftsfuehrung setzte insgesamt 44
ArbeiterInnen vor die Tuer und zwang weitere 55 ArbeiterInnen, ihre
Gewerkschaftstaetigkeit niederzulegen Doch Emine Arslan machte
Gebrauch von ihrem Recht: sie klagte die Firma an, demonstrierte vor
der Fabrik, lehnte Bestechungsgelder des Managements ab und musste die
versuchte Entfuehrung ihrer Tochter verkraften.

In den Prada-Zulieferfabriken in Duezce, Sefakoey und Corlu arbeiten
sie unter schrecklichen Bedingungen. Oft muessen sie unzaehlige
Ueberstunden machen, bis zu 36 Stunden Arbeitszeit am Stueck. Die
Loehne sind zu niedrig und reichen nicht zum Ueberleben.
Internationale Gesundheits- und Sicherheitsstandards werden nicht
eingehalten. Um sich gegen diese unzumutbaren Arbeitsbedingungen zu
wehren, wollten die ArbeiterInnen bei dem tuerkischen Lederhersteller
DESA sich im April 2008 der tuerkischen Gewerkschaft fuer
LederarbeiterInnen Deri Is anschliessen. Daraufhin kam es zu den
Entlassungen. Es folgte die internationale CCK-Kampagne.

Fast ein Jahr nach Beginn des Arbeitskampfes der ArbeiterInnen der
DESA-Fabrik, einem Zulieferbetrieb von Prada, wurde ein Erfolg
verbucht: Der Oberste Gerichtshof der Tuerkei bestaetigte, dass die
Entlassung von 18 ArbeiterInnen wegen der Organisierung einer
Gewerkschaft in der DESA-Fabrik illegal war.

Der Sieg der Beschaeftigten des Lederproduzenten war jedoch noch nicht
vollkommen. Die zu Unrecht Entlassenen wollten wieder an ihren
Arbeitsplatz zurueck. Das tuerkische Gesetz entspricht jedoch nicht
den entsprechenden ILO-Konventionen. Es erlaubt der Firma die Zahlung
einer Entschaedigung, wenn sie die gefeuerten ArbeiterInnen nicht mehr
einstellen will. (gek.)

*

> Haftbefehl gegen Triumph-Arbeiterinnen in Thailand

Friedliche Demonstrationen gegen die Massenkuendigung von ueber 2000
Triumph-ArbeiterInnen hat die thailaendische Polizei mit Haftbefehlen
beantwortet. Der Premierminister Abhisit Vejjajiva muss jetzt aktiv
werden, um die drei Gewerkschafterinnen vor der ungerechtfertigten
Festnahme zu bewahren!

Am 28. August hat die Polizei im Bezirk Dusit in Bangkok einen
Hafbefehl gegen Jitra Kotchadej, Sunthorn Boonyod und Bunrawd Saiwong
erlassen. Der Grund: Sie haben friedlich gegen die Kuendigung von
ueber 2000 ArbeiterInnen, der halben Belegschaft, bei Body Fashion
Thailand, einem Tochterunternehmen des Schweizer Dessous-Herstellers
Triumph International, demonstriert. Hunderte ArbeiterInnen hatten
sich vor dem Parlament eingefunden, um dem thailaendischen
Premierminister Abhisit Vejjajiva eine Petition zu ueberreichen, der
sich jedoch weigerte die GewerkschafterInnen zu treffen. Stattdessen
wurden die ArbeiterInnen von der Polizei mit Schallkanonen empfangen.
Diese umstrittene Waffe gibt eine hohe Konzentration von Schallwellen
ab, die voruebergehende Stummheit, verschwommene Sicht und bleibende
Taubheit verursachen koennen. Menschenrechtsorganisationen sehen in
der nicht-toedlichen Waffe eine politische Methode, die Buergerrechte
massiv einzuschraenken.

Bunrawd Saiwong (33), Sekretaerin der Triumph International Thailand
Labour Union (TITLU), Jitra Kotchadej (34), unabhaengige Beraterin der
TITLU und Sunthorn Boonyod (50), Leiterin des Labour Congress Centre
der Gewerkschaften Thailands, werden beschuldigt gegen das Gesetz fuer
die Innere Sicherheit verstossen zu haben, das Ansammlungen von mehr
als 10 Menschen im Bezirk Dusit in Bangkok verbietet. Nun wird das
Gesetz benuetzt, um friedliche Versammlungen und Redefreiheit zu
unterdruecken.

Auffaellig ist auch, dass Triumph Entlassungen hauptsaechlich in
gewerkschaftlich gut organisierten Fabriken vor nimmt. Die Clean
Clothes Kampagne geht davon aus, dass die Triumph-Zulieferer gezielt
gegen Gewerkschaften vorgehen. Triumph International fuehrt den
massiven Personalabbau auf die Rezession zurueck. Allerdings baut das
Unternehmen die Produktion in einer anderen Fabrik in der Nakorn-Sawan
Provinz in Thailand aus, wo keine gewerkschaftliche Vertretung
existiert.

Ausserdem hat Triumph gegen die ILO-Konvention 158 und die
OECD-Richtlinien fuer multinationale Unternehmen verstossen:
Unternehmen muessen geplante Sparmassnahmen mit den Gewerkschaften
entwicklen und verhandeln sowie Informationen bereit stellen, die den
Geschaeftsplan hinter der Massnahme erklaeren. Die Betriebsleitung hat
jedoch alle Treffen mit den Gewerkschaften abgesagt. (gek.)

*

Volltexte:

Tuerkei: http://www.cleanclothes.at/start.asp?ID=229663

Thailand mit entsprechenden Protestmoeglichkeiten:
http://www.cleanclothes.at/start.asp?ID=229642





***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.





*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin