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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 25. August 2009; 15:28
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Schnorrbrief der Woche:

> Fluechtlingsinsel in Seenot

Ein Hilferuf der *Deserteurs- und Fluechtlingsberatung*
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Ende Juni erreichte unser Buero eine Nachricht der unliebsamen Sorte.
Die Stadt Wien hatte sich entschieden Tabiki, unser Beratungsprojekt
fuer anerkannte Fluechtlinge und subsidiaer Schutzberechtigte nicht
weiter zu unterstuetzen. Fuer uns bedeutet dies einen Verlust von
10.000 € pro Jahr. Nachdem die Beratung von AsylwerberInnen schon seit
2004 nicht mehr finanziell unterstuetzt wird, setzt sich dieser Trend
nun auch im Bereich der Beratung von anerkannten Fluechtlingen fort.
Wir moechten diese Aussendung daher dem Projekt Tabiki widmen und
hoffen dadurch ein wenig zu seiner Rettung beizutragen.

Kleine Insel im Fluss

Das Wort Tabiki stammt aus Surinam und bedeutet ‚Kleine Insel im Fluss'.
Dies war auch die Grundvorstellung, als das Projekt im Jahr 2005
gegruendet wurde. Rechtliche und soziale Probleme von Fluechtlingen
enden nicht mit der Gewaehrung von Asyl. Die Problemfelder veraendern
sich und erstrecken sich vom Bezug von Sozialleistungen bis hin zu
miet- oder arbeitsrechtlichen Fragen. Ein grosses Anliegen der
Betroffenen war auch das Nachholen der Familie, die noch im
Herkunftsstaat lebte.

Die beratenen Personen waren oftmals von uns bereits im Asylverfahren
begleitet worden und es war uns ein Anliegen, die Beziehung aufgrund
der Asylgewaehrung nicht abbrechen zu lassen. Gleichzeitig wurden wir
von diesen Personen weiterempfohlen, was dazu fuehrte, dass mehr
Beratungen stattfanden. Die Arbeit umfasste rechtliche und sozialer
Beratung, Begleitung zu Aemtern sowie das Intervenieren bei Behoerden
und Ergreifen von Rechtsmitteln.

Bequeme Monopolisierung

Die Stadt Wien foerderte das Projekt Tabiki mit einem jaehrlichen
Betrag von ca 10.000 €. Bedenkt man, dass damit Kosten fuer Miete,
Telefon, Kopieren sowie Aufwandsentschaedigung von MitarbeiterInnen
gedeckt wurden, zeigt sich, dass Tabiki stets ein kleines Projekt war.
Aber wir konnten durch ehrenamtliches Engagement qualitativ
hochwertige Beratung und Vertretung anbieten, die auch Erfolge
erzielen konnte beim Zusammenfuehren von Familien oder auch bei
Mietrechtsverfahren.

Dennoch wurde uns bereits im Vorjahr angekuendigt, dass Tabiki seitens
der Stadt Wien nicht weiter gefoerdert werden koennte. Ein Grund
dafuer war die Einrichtung einer Beratungsstelle der Stadt Wien
selbst, die einen aehnlichen Aufgabenkreis hat.

Einmal mehr zeigt die Stadt Wien, wie Projektideen von NGOs
aufgenommen und schliesslich fuer eigene
Einrichtungen verwendet werden. Was politisch unbequem ist, wird aus
dem Konzept genommen. Diese Monopolisierung ermoeglicht der Stadt Wien
vor allem eine bessere Kontrolle ueber die Beratungseinrichtungen.

Obwohl Tabiki jaehrlich als Projekt eingereicht und mit der Stadt Wien
penibelst abgerechnet werden musste, waren wir in der inhaltlichen
Ausformung unserer Arbeit stets autonom. Wir konnten ausschliesslich
im Auftrag unserer KlientInnen arbeiten ohne gleichzeitig ein Mittel
der Kontrolle zu sein.

Dies alles machte uns offensichtlich auch zu einem unbequemen und
unberechenbaren Faktor fuer die Stadt Wien. Im Fruehjahr 2009 wurde
daher beschlossen, dass wir nicht mehr foerderungswuerdig seien.

Rettet Tabiki!

Die Streichung der Foerdermittel ist ein schwerer Schlag fuer das
Budget der Deserteurs- und Fluechtlingsberatung und koennte sogar das
Aus fuer das Projekt Tabiki bedeuten. Da wir allerdings nichtgewillt
sind, unsere Arbeit einzustellen, solange es Menschen gibt, die unsere
Hilfe benoetigen, muessen wir versuchen, die finanziellen Mittel auf
andere Weise zu beschaffen.

Dies ist der Punkt, wo wir eure Hilfe benoetigen. Spenden sind seit
jeher ein unverzichtbarer Teil unserer Arbeitsgrundlagen und werden
jetzt noch notwendiger. Unterstuetzung kann durch Geldspenden,
Benefzveranstaltungen und vieles mehr erfolgen. (bearb.)

Unsere Bankverbindung:
Konto-Nr.: 01 01 0813 332
BAWAG - BLZ 14 000
IBAN: AT631400001010813332
SWIFT: BAWATWW

Kontakt:
Deserteurs- und Fluechtlingsberatung
Schottengasse 3a/1/59
A-1010 Wien
Tel.: +43/1/533 72 71
Fax.: +43/1/532 74 16
http://www.deserteursberatung.at



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