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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. Mai 2009; 17:29
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Frankreich:

> Volkssport Bossnapping

Die durch die wirtschaftlich heikle Situation ausgeloeste Wut bei
franzoesischen ArbeiterInnen gipfelt derzeit in einem neuen
Volkssport, dem "Bossnapping". In der Bevoelkerung gibt es viel
Sympathie und auch die Fuehrung der Sozialdemokratie muss auf den
Druck der Klassenkaempfe reagieren. Immer haeufiger muessen
ManagerInnen von grossen Firmen damit rechnen, von ihren
Beschaeftigten eingesperrt zu werden, wenn Stellenabbau oder gar
Werksschliessungen angekuendigt werden. Die Geiselnahme von zwei
Managern des US-Autozulieferers Molex, mit der gegen die fuer Juni
angekuendigte Schliessung und dem damit einhergehenden Verlust von 283
Stellen protestiert wurde, ist nur ein Beispiel unter vielen, die
zeigen, wie sich das Unbehagen innerhalb der franzoesischen
ArbeiterInnenklasse zugespitzt hat. Statt Investitionen in den
Standort vorzunehmen, wurde beschlossen, Jobs in die USA und nach
China auszulagern. Die ArbeiterInnen von Molex fuehlen sich
hintergangen und forderten deshalb eine Entschaedigung von rund 100
Millionen Euro.

Auf Molex folgten weitere Geiselnahmen beim US- Mischkonzern 3M, beim
ebenfalls amerikanischen Baumaschinenhersteller Caterpillar, dem
britischen Klebebandhersteller Scapa sowie beim franzoesischen
Autozulieferer Faurecia.

Auch die buergerlichen Reihen bleiben von derartigen Aktionen und den
Klassenkaempfen insgesamt nicht unberuehrt und sind in Anbetracht der
Unruhen gezwungen, Stellung zu nehmen. So meldete sich unlaengst auch
Segolene Royal zu Wort. In einem Interview mit der franzoesischen
Wochenzeitschrift Journal du Dimanche, betonte die ehemalige
Spitzenkandidatin der SozialdemokratInnen, dass es die ArbeiterInnen
seien, welche von ihren Chefs betrogen und belogen werden, bevor dann
schliesslich der Rausschmiss aus ihren Betrieben folgt. Da fallen
Begriffe wie " tiefgreifende Anarchie", da ist die Rede von
kriminellen Arbeitgebern und Empoerung ueber den Zwang sich einem
"ungerechten Chaos" unterwerfen zu muessen.

Leisten kann sie sich diese Aussage allemal im Hinblick auf die grosse
Zustimmung der franzoesischen Bevoelkerung zum Thema Bossnapping. Das
Meinungsforschungsinstitut CSA fand heraus, dass 45 Prozent der
Befragten die Methode " Bossnapping" akzeptabel finden und 63 Prozent
verstehen, warum die ArbeiterInnen zu derartigen Massnahmen greifen.
(Elena Martinez, RSO/gek.)

Volltext: http://www.sozialismus.net//content/view/1168/1/


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