**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 28. April 2009; 18:22
**********************************************************

Hunger/Kirche/Kapitalismus:

> Papst fuer Gentechnik

Vatikan veranstaltet Konferenz zur Foerderung gentechnisch
veraenderter Lebensmittel in Entwicklungslaendern

Vom 15. bis 19. Mai 2009 veranstaltet die paepstliche Akademie der
Wissenschaft im Vatikanstaat eine Konferenz mit dem Titel: "Transgene
Pflanzen fuer die Lebensmittelsicherheit im Entwicklungszusammenhang".
Programmtext und Referentenauswahl lassen nach Auffassung des
deutschen "Bundes Naturschutz" (BN) darauf schliessen, dass es bei der
Studienwoche nicht um eine breite und unvoreingenommene Diskussion
potentieller Einsatzgebiete transgener Pflanzen und der damit
verbundenen gesundheitlichen, oekologischen und soziooekonomischen
Risiken geht.

Eine extrem einseitig zusammengesetzte Auswahl an Referenten, so der
BN, solle vielmehr der Weltoeffentlichkeit die Botschaft vermitteln,
transgene Pflanzen seien zur Linderung des Hungers in
Entwicklungslaendern unabdingbar und jeder, der dies bezweifle,
verschliesse die Augen vor der Not der Aermsten und werde seiner
Verantwortung fuer sie nicht gerecht.

Unter den Teilnehmern finden sich zum Beispiel Eric Sachs von
Monsanto, dem weltweit groessten Akteur in Sachen Agrogentechnik, oder
Marc van Montagu von der europaeischen Vereinigung fuer
Biotechnologie. Enge Beziehungen gaebe es beispielsweise auch zwischen
Monsanto und Prof. Roger Beachy vom Donald Danforth Plant Science
Center in St. Louis, USA oder Prof. Peter Raven, vom Missouri
Botanical Garden, ebenfalls aus St.Louis.

Der BN kritisiert diese Ausrichtung, denn der im letzten Jahr
veroeffentlichte Bericht des Weltagrarrates kommt zu ganz anderen
Schlussfolgerungen. Hunger habe vielfaeltige Ursachen und koenne nicht
durch eine Anbautechnik beseitigt werden, die zur Industrialisierung
der Landwirtschaft fuehre. Der durch UN und Weltbank unterstuetzte
Weltagrarrat (IAASTD- "International Assessment of Agricultural
Knowledge, Science and Technology for Development") fordere deshalb
die Umstellung auf eine "multifunktionale" Landwirtschaft, die den
Erhalt und die Erneuerung der natuerlichen Ressourcen wie Wasser,
Boeden, Waelder und Artenvielfalt in den Mittelpunkt rueckt. Notwendig
sei die Rueckbesinnung auf natuerliche und nachhaltige
Produktionsweisen.

In einem Brief fordert der BN-Vorsitzende Hubert Weiger Papst Benedikt
XVI. auf, die Studienwoche in der geplanten Form abzusagen oder in den
Kreis der Referenten und Referentinnen kritische Wissenschaftler
aufzunehmen, die auch ueber die Risiken der Agrogentechnik und
nachhaltige Alternativen hierzu referieren koennen. "Ansonsten besteht
die Gefahr, dass in der Oeffentlichkeit der Eindruck entsteht, die
Paepstliche Akademie der Wissenschaften lasse sich von Firmen und
Teilen der Wissenschaft instrumentalisieren, um den Einsatz der
Agrogentechnik in Entwicklungslaendern zu forcieren", so Hubert
Weiger.

Die Einseitigkeit der Veranstaltung ist evident: Im zentralen
Vorstellungstext zur Tagung schreibt der emeritierte Zuercher
Biologieprofessor Ingo Potrykus:
"Wir muessen Argumente finden
* warum Nahrungssicherheit fuer die Armen des effizienten Zugangs zur
Agrogentechnik bedarf,
* warum "extreme Vorsorgeprinzip-Regelungen" ungerechtfertigt sind,
* um die sozialen und oekonomischen Konsequenzen der Ueberregulierung
aufzuzeigen,
* wie gesetzliche Regelungen, die auf Ideologie basieren, hin zu
solchen auf wissenschaftlicher Basis zu veraendern sind."

Potrykus selbst wurde international einer breiten Oeffentlichkeit
bekannt durch sein Projekt des "Goldenen Reises", einer gentechnisch
entwickelten Reissorte, die einen stark erhoehten Vitamin A-Gehalt
aufweist. Er selbst will nach eigenen Angaben diese Entwicklung der
Welt schenken, um Mangelerkrankungen in aermeren Laendern zu
bekaempfen. Allerdings werfen Kritiker Potrykus vor allem vor, damit
das Tor zu oeffnen fuer jene Gentec-Agrarkonzerne, die mit ihren
Patent- und Hybridsorten weit weniger altruistische Ziele verfolgten.
(BN, Wikipedia/akin)

Quellen:
http://www.eco-world.de/scripts/basics/econews/basics.prg?a_no=19541
http://www.eco-world.de/service/news/archiv/19541/pm-035-09-anlage-programm-vatikankonferenz.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Reis



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin