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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 7. April 2009; 17:40
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Polizei:

> Law and Disorder

Ihr wissts bei sowas samma schnell
100 Mann und kein Befehl
Doch als wir dorten angelangt
Dort wurde nicht herumgepunkt
Wir haben unsern Augen nicht getraut
Es war ein Fernseher zu laut.

Die oesterreichische Polizei ist fuer die schreibende Klasse ein nie
versiegender, bestaendig sprudelnder Quell fuer Geschichten. So
koennen obige Zeilen aus Reinhard Fendrichs "Gustav Ans an Gustav Zwa"
einem schon in den Sinn kommen, wenn man beispielsweise von jener
Story hoert, die sich im schoenen Traiskirchen zugetragen hat. 70 Mann
hoch tauchte die Polizei dort auf -- doch die angebliche
Massenschlaegerei im Fluechtlingslager zwischen Afghanen und
Tschetschenen duerfte bloederweise gar nicht stattgefunden haben. Die
NOe. Sicherheitsdirektion musste zugeben, dass es lediglich ausserhalb
des Lagers zu einer Sachbeschaedigung an einem Auto der
Betreuungsstelle gekommen sei, fuer die ein junger Afghane als
Verdaechtiger galt. Der Fall sei der Polizei angezeigt worden, eine
Amtshandlung im Lager die Folge gewesen. Dabei haetten sich etwa 100
afghanische Asylwerber mit ihrem jugendlichen Landsmann solidarisch
erklaert. Es sei zu Unmutsaeusserungen und in der Folge zu fuenf
voruebergehenden Festnahmen wegen "aggressiven Verhaltens gegenueber
der Polizei" gekommen. Die erwaehnten Tschetschenen duerften
ueberhaupt frei erfunden gewesen sein. Die Sache war am 31.Maerz
passiert, sonst haette man es glatt fuer einen Aprilscherz halten
koennen.

Tatsaechlich am 1.April meldete "NEWS", dass Roland Horngacher,
Ex-Polizei-General mit fataler Naehe zu Casinobesitzern, nun
ausgerechnet einen Job als Rechtsberater fuer ein Casino haette --
auch das war kein Aprilscherz, hatte NEWS das naemliche schon einmal
im Dezember des letzten Jahres als Neuigkeit praesentiert.

Zu Hainburg hingegen begab es sich, dass die Polizei vier Maenner
festnahm, weil sie etwas Verbotenes nicht getan haben. ORF.at
berichtete, dass neulich von der Polizei in Hainburg eine
"Drogenbande" ausgehoben worden waere. Das besondere an dieser, die
man nun wirklich nur unter Anfuehrungsstricherln als solche bezeichnen
kann: Sie verkaufte gar keine illegalen Substanzen, sondern lediglich
Pillen, die sie zwar wahlweise als Ectasy oder Metamphetamin anpries,
die aber weder rausch- noch suchterzeugend waren, sondern
hauptsaechlich aus Traubenzucker und Aspirin bestanden. Allerdings
stellte sich nun fuer Polizei und Staatsanwaltschaft die Frage, was
man der Gruppe eigentlich vorwerfen soll. Salomonische Loesung: Eine
Anzeige wegen "schweren Betrugs". Irgendwas geht im Strafrecht halt
immer.

Am 3.April meldete die Wiener Zeitung, dass ein aus dem Sudan
stammender, geistig behinderter 21-jaehriger von der Polizei
festgenommen worden und in Schubhaft gesteckt worden war -- trotz
oesterreichischer Staatsbuergerschaft. Der junge Mann hatte keine
Papiere bei sich gehabt und ist der deutschen Sprache aufgrund seiner
Behinderung nicht sehr maechtig -- doch seinen Namen und seine
Wohnadresse konnte er sagen. Haette sich die Polizei die Muehe
gemacht, seine Angaben zu ueberpruefen, waere ihnen vielleicht auch
die Vermisstenmeldung der Eltern aufgefallen, die in ihrer
Verzweiflung schon saemtliche Kommissariate zwischen Wien und
Eisenstadt abklapperten. So sass der Mann 8 Tage in Schubhaft und
waere wohl abgeschoben worden, haette ihn nicht eine Mitarbeiterin der
Wiener Magistratsabteilung fuer Integrationsfragen dort aufgestoebert.

Ja, so einen Rechtsstaat brauchen wir. Und zwar ganz viel davon. Das
sagt auch die hohe Politik. Und so forderte der Wiener Buergermeister
in einer Pressekonferenz wieder einmal, dass die Stadt 1000 Polizisten
mehr braeuchte. Und die OeVP urgierte daraufhin ebenfalls zum xten Mal
eine eigene Wiener Stadtwache. Und die FPOe nahm eine Schlaegerei
unter Jugendlichen zum Anlass, wieder einmal eine berittene Polizei zu
fordern -- auf der Donauinsel.

Wohlgemerkt: Dies sind nur die Meldungen aus zwei Wochen aus zwei
Bundeslaendern, ueber die der Autor dieser Zeilen ohne viel Recherche
einfach nur gestolpert ist. Was sich im ganzen Bundesgebiet ueber das
Jahr verteilt so an Polizeilichem abspielt und nicht in der Zeitung
steht -- darueber kann man nur spekulieren.

Es ist ein schoenes Land.
*Bernhard Redl*





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