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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. September 2008; 14:39
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(K)Wahlen:

> Stra-Che singt schon wieder

Im letzten Wahlkampf haben noch beide gesungen: Peter Westenthaler und
H.C. Strache. Waehrend ein Sprecher des BZOe gegenueber Radio Orange
meinte: "Ich glaub´ eher nicht, dass es einen singenden Joerg Haider
gibt", hat H.C. schon wieder beherzt ans Mikrofon gegriffen.
Musikalisch ist das ganze ein eher einfach, wenn auch verwegen
gestrickter Hip-Hop-Rock, der wohl irgendwo zwischen den Aerzten und
den Boehsen Onkelz liegen soll, aber dann doch woanders aufschlaegt.
Der Text gibt sich hauptsaechlich sozialrevolutionaer ("Wenige ham
viel zu viel, und viel zu viel an Pappenstiel") und nationalistisch
("Oesterreich ist das Land, zu dem ich steh"), aber nur wenig explizit
gegen Auslaender gerichtet ("Multikulti tralala, die Gruenen sind min
Radel da"). Ein Chor traellert dazu: "HC, Viva HC, Wir wollen HC,
Adios Che, Sozialrebell..." und dann kommt irgendwas Vernuscheltes,
wobei der fehlende deutliche Ausdruck der Worte wahrscheinlich das
Wohltuendste an diesem Song ist.

Ueberhaupt sieht sich Strache immer mehr als neue, verbesserte Version
von Che Guevara. War es das erste mal nur eine Photomontage seines
Konterfeis mit dem beruehmtesten aller Che-Sujets, dem die Monteure
auch noch einen blauen Stern verpasst hatten, liess er sich nun
leibhaftig mit Barrett, auf dem ein silberner Stern prangt, ablichten.

Was Strache da betreibt, ist eine seltsame ironische
Selbstinszenierung, bei der unklar bleibt, ob die augenzwinkernde
Selbstverarschung oder seine ehrliche Ueberzeugung, ein
philantropischer Volkstribun und Revolutionaer zu sein, in seinem
eigenen Denken die Oberhand gewonnen hat.

Er ist skurril und er schafft es auch mit solchen Methoden,
Aufmerksamkeit zu erregen. Er gibt den Wurschtel, der hofft, dass ihn
keiner "derschlang" kann. Die Prinzipien der Aufmerksamkeitsoekonomie
hat er begriffen -- selbst dieser Text hier waere nicht entstanden,
wenn Strache so fad waere wie die anderen Kandidaten.

Sich als Sozialrebell zu geben, scheint vor allem natuerlich an die
Jugend adressiert zu sein. Die Jungwaehler, die auf Grund der
Wahlaltersenkung diesmal juenger sind, machen zwar nur wenige Prozent
der Wahlberechtigten aus, sind aber eine Gruppe, die sich
parteipolitisch noch kaum festgelegt hat. Anders formuliert: Es sind
logischerweise keine Stammwaehler, koennten aber welche werden. Ob
diese Mischung aus sozialem Protest, Anbiederung und Selbstironie
ankommen wird? Ich weiss es nicht, aber auch wenn ein solches
Auftreten uns abgebruehten linken Beobachtern laecherlich erscheint,
unterschaetzen sollte man dessen Wirksamkeit sicherheitshalber nicht.
*Bernhard Redl*


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