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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. Maerz 2008; 19:33
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Kolumbien:

> Gedenken an die Opfer der Gewalt

Kundgebung am 6.Maerz auch in Wien
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Kolumbien erlebt eine der schlimmsten humanitaeren Katastrophen der
ganzen Welt. Im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte wurden ungefaehr vier
Millionen Menschen gewaltsam vertrieben (nur der Sudan zaehlt etwa
gleich viele Binnenfluechtlinge), in der Mehrheit durch
paramilitaerische Gruppen, aber auch durch Aktionen des Staates und
der Guerilla.

Die paramilitaerischen Gruppen haben allein oder zusammen mit
Mitgliedern der Streitkraefte mindestens 15.000 Kolumbianerinnen und
Kolumbianer gewaltsam verschwinden lassen; die Leichen wurden in
Massengraebern verscharrt oder in die Fluesse geworfen. Mehr als 1700
Angehoerige indigener Voelker wurden ermordet, ebenso 2500
Gewerkschafter und mehrere Tausend Mitglieder der Unión Patriotica
(einer 1985 gegruendeten Linkspartei).

Zwischen 1982 und 2005 haben sich die Paramilitaers von den
Vertriebenen illegal mehr als sechs Millionen Hektar (60 000 km²) Land
angeeignet. Selbst nach 2002, dem Beginn des so genannten
Demobilisierungsprozesses, haben sie an die 3000 Menschen ermordet.

Nach eigenen Angaben - des Oberkommandierenden der Paramilitaers,
Carlos Castaño - ist es ihnen bei den Legislativwahlen von 2002
gelungen, ein Drittel des Parlaments zu kontrollieren. Von 2002 bis
heute haben Mitglieder der Nationalen Streitkraefte mehr als 950
unschuldige Menschen getoetet, die dann als im Kampf gefallene
Guerilleros praesentiert wurden. Allein im Jaenner 2008 hat die Armee
16 aussergerichtliche Hinrichtungen vorgenommen.

In Kolumbien verletzen staatliche Sicherheitskraefte und Paramilitaers
konstant die Menschenrechte und das Internationale Humanitaere
Voelkerrecht. Viele paramilitaerische Gruppen haben sich nicht
demobilisiert oder wieder neu gegruendet ("paramilitaerisches
Recycling"), einige davon unter dem Namen Aguilas Negras, "Schwarze
Adler".

Man schaetzt, dass sich die Haelfte der Entfuehrten in Kolumbien in
den Haenden der FARC-Guerilla befindet, das sind etwa 700 Personen,
darunter auch die seit sechs Jahren als Geisel gehaltene Politikerin
Ingrid Betancourt.. Knapp 50 von ihnen will die Guerilla gegen ihre
Gefangenen und gegen eine entmilitarisierte Zone austauschen.

In Kolumbien ruft die "Nationale Bewegung der Opfer der
Staatsverbrechen" (MOVICE) fuer den 6. Maerz 2008 weltweit zum
Gedenken an die Opfer der Gewalt durch den Paramilitarismus, die
Parapolitik, die Guerilla und die Staatsverbrechen auf. Ihr haben sich
im Lande selbst und weltweit zahlreiche zivilgesellschaftliche
Organisationen und Persoenlichkeiten des oeffentlichen Lebens
angeschlossen. Treffpunkt fuer den Gedenktag in Wien: 18 Uhr, Stock im
Eisen-Platz (Stephansplatz), Ecke Kaerntnerstrasse/Graben
(Werner Hoertner/Suedwind/gek.)



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