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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 19. Februar 2008; 17:17
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Bildung/Religion/BRD:

> Ein Ferkel sucht Gott

Ein Kinderbuch, dass sich kritisch mit Religion beschaeftigt, soll in
Deutschland als Kinder gefaehrdende Schrift verboten werden. Die
Giordano Bruno Stiftung und der Alibri Verlag starten deshalb eine
Kampagne gegen die Indizierungsplaene des deutschen
Familienministeriums.
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Im Oktober 2007 erschien das Buch "Wo bitte geht's zu Gott? fragte das
kleine Ferkel" von Michael Schmidt-Salomon (Autor) und Helge Nyncke
(Illustrator) im Alibri Verlag. Die Handlung: Das kleine Ferkel und
der kleine Igel hatten immer geglaubt, es koennte ihnen gar nicht
besser gehen. Doch dann entdeckten sie ein Plakat, auf dem geschrieben
stand: "Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!" Also machten sie sich
auf den Weg, um Gott zu suchen. In der Folge treffen sie Vertreter der
drei monotheistischen Weltreligionen. Christentum, Judentum und Islam
werden vom Ferkel und seinem Freund dem Igel als Wahnsysteme entlarvt.
"Und die Moral von der Geschicht: Wer Gott nicht kennt, der braucht
ihn nicht", heisst es am Ende des Buches, dass sich mittlerweile einer
grossen Fan-Gemeinde erfreut.

Der Jugendpsychiater Peter Riedesser sagte bereits anlaesslich der
Praesentation des Buches, dass es bei dem kleinen Ferkel weder darum
geht zu missionieren noch zu indoktrinieren: "Es klaert auf, auf
unkonventionelle Weise vielleicht, aber Aufklaerung ist nicht gleich
Indoktrination! Im Gegenteil! Das Buch kann dazu beitragen, dass die
Kinder lernen, nicht jede Aussage - stamme sie von einem
Religions-Lehrer oder aus einem Buch - fuer wahr zu halten.
Problematisch waere es, wenn in dem Buch behauptet wuerde, Atheisten
seien die besseren Menschen. Aber das ist nicht der Fall! Die
Grundaussage des Buchs ist doch: Wir Menschen sind alle gleich,
Glaeubige wie Unglaeubige - auch wenn ein paar 'Leute in lustigen
Gewaendern' das nicht wahrhaben wollen!"

Religionskritik auf dem Index

Nun will das deutsche Familienministerium das Buch de facto verbieten
lassen. Das Ministerium beantragte die Indizierung des Kinderbuchs als
jugendgefaehrdende Schrift. Nach Angaben der Bundespruefstelle fuer
jugendgefaehrdende Medien wird die muendliche Verhandlung Anfang Maerz
stattfinden.

Im Antragstext des Bundesministeriums an die Bundespruefstelle wird
den Machern des Bilderbuches vorgeworfen, "Rassenhass an(zu)reizen",
da das Buch "sich dazu eigne, eine gesteigerte, ueber eine blosse
Ablehnung bzw Verachtung hinausgehende feindselige Haltung gegen eine
durch ihre Nationalitaet, Religion oder ihr Volkstum bestimmte Gruppe
zu erzeugen". Beweis dafuer sei u.a. die Darstellung eines Rabbis "als
wuetender Mann mit entgleisten Gesichtszuegen und den stereotypen
Merkmalen eines streng orthodoxen Juden". Dieser werde "durch die
bildliche Darstellung ... veraechtlich gemacht", die juedische
Religion gar "als besonders Angst einfloessend grausam dargestellt"
und damit "scheinen die Verfasser ... zu suggerieren, dass die
juedische Glaubensgemeinschaft andere Religionen vernichten will".
Damit sei das Buch geeignet, "Kinder und Jugendliche sozial zu
desorientieren".

Dem Vorwurf des Antisemitismus tritt unter anderem Stephan J. Kramer,
der Generalsekretaer des Zentralrats der Juden in Deutschland
entgegen, obwohl er dem Buch durchaus ablehnend gegenuebersteht. In
einer Aussendung heisst es: "Der Meinung, das Buch sei antisemitisch,
kann man so nicht folgen, da es gleichermassen alle drei grossen
monotheistischen Religionen verleumdet. Es ist einfach Antireligion,
Anti-G'ttes-Glaube und alles, was sich daraus ergibt".

Kampagne gegen die Indizierung

Die Giordano Bruno Stiftung und der Alibri Verlag haben nun eine
Kampagne gegen die Indizierungsplaene des deutschen
Familienministeriums gestartet. Bereits 4748 Personen unterstuetzen
eine Petition gegen die Indizierung des Kinderbuchs "Wo bitte geht's
zu Gott? fragte das kleine Ferkel".
(no-racism.net/bearb.)
*

Quelle: http://no-racism.net/article/2438

Kampagne, weitere Infos und viele Links: http://www.ferkelbuch.de



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