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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 12. Februar 2008; 18:14
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Medien/Kommentar:

> Oesterreichische Sitten

Die Vorkommnise bei Puls 4 werfen ein schlechtes Licht auf die
modernen Verhaeltnisse bezueglich der Einhaltung des Arbeitsrechts,
aber auch der Medienmoral.

Wer die Berichterstattung ueber die Kuendigung von 2 Betriebsraeten
beim TV-Sender "Puls 4" in der Online-Ausgabe von "Oesterreich"
(oe24.at) liest, kommt nicht auf die Idee, als haette die Geschichte
mit "Oesterreich" selbst etwas zu tun. oe24.at bringt eine duerre
Meldung ueber die Kuendigung und eine Geschichte ueber einen
angeblichen Konflikt zwischen den Teilgewerkschaften KMSfB und
GPA-DJP, wer denn da eigentlich zustaendig sei.

In anderen Medien (Standard, Presse) erfaehrt man aber sehr wohl, dass
die beiden eigentlich mit erhoehtem Kuendigungsschutz ausgestatteten
Mitarbeiter von Puls 4 an oe24.at "ausgeliehen" worden waren. Deswegen
seien sie gar keine puls 4-Mitarbeiter gewesen -- laut "Standard"
waren sie aber Angestellte von Puls mit Dienstplaenen von Puls und
Zugriff auf Bildmaterial von Puls. Wenn man sich die Berichterstattung
ueber den oestereichweiten Start von Puls ansieht, die kaum
unterdrueckt hymnisch geriet ("Puls 4: Sender jubelt ueber
Reichweitenerfolg"), wundert einen gar nichts mehr.

Wir fassen also zusammen: Puls 4 lagert zwei -- offensichtlich
laestige -- Betriebsraete aus und verleiht sie an ein fremdes, sowieso
schon unter notorischem Mangel an qualifiziertem Personal leidendes,
nicht konkurrenzierendes Medienunternehmen aus und bekommt dafuer
Gratiswerbung. Dann feuert der Sender die beiden mit der Begruendung,
sie wuerden fuer das Unternehmen gar nicht arbeiten, und das kurz vor
den Verhandlungen ueber eine Betriebsvereinbarung, die, wie
kolportiert wird, nur zur Unterlaufung des Kollektivvertrags dienen
soll.

Erfreulich ist: Dieses Schmierentheater wird von Belegschaft und OeGB
nicht hingenommen. Fuer heute Dienstag, war um 9.30 Uhr eine
oeffentliche Betriebsversammlung vor den Senderraeumlichkeiten auf der
Wiener Mariahilferstrasse angekuendigt. Der OeGB will die beiden
Geschassten bei arbeits- und zivilrechtlichen Klagen unterstuetzen.

Was nicht so erfreulich ist: Im ganzen bisherigen Medienecho findet
sich kaum ein Aufschrei ueber die Macheloikes zwischen "Oesterreich"
und Puls 4, die ohne diesen arbeitsrechtlichen Fall gar nicht bekannt
geworden waeren. Wir leben in einem Land mit hoher
Medienkonzentration, wo eine wechselseitige qualifizierte Kontrolle
der Medien untereinander leider kaum mehr zum guten Ton gehoert --
ausser dem allgemein geuebten, wenn auch zumeist berechtigten
ORF-Bashing und der oft recht deutlichen Medienkritik im "Standard".
Diese Packelei findet sogar zwischen Unternehmen statt, die gar keine
(zumindest offensichtlichen) firmenrechtlichen Verbandelungen
aufweisen: "Oesterreich" gehoert den Fellners und Puls zur
ProSiebenSat.1-Gruppe. Aber selbst dann kommt es zu solchen
Verbindungen.

Sie lieben sich alle und mauscheln miteinander, schliesslich treffen
sich die Direktoren staendig bei Seitenblicken-Veranstaltungen und
ihre Untergebenen schreiben ja auch alle hauptsaechlich von den selben
Agenturen ab, weil fuer eigene Recherchen kein Budget da ist. Stoert
das niemanden mehr?
*Bernhard Redl*


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