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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Dezember 2007; 19:51
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Wien/Kommentar:

> Hollywood statt Naherholung

Die Entscheidung zwischen dem Konzertsaal fuer die Saengerknaben und dem
Kinosaal fuer das Filmarchiv Austria am Wiener Augartenspitz ist gefallen.
Das Wirtschaftsministerium hat entschieden: Der "Klangkristall" soll gebaut
werden, der Kinosaal nicht!
*

Wer kennt ihn nicht, unseren Bubenverein, genannt "Wiener Saengerknaben"?
Laut OeVP-Stadtrat Norbert Walter wird die "Kulturattraktion Klangkristall"
das Naherholungsgebiet Augarten in der Leopoldstadt besonders aufwerten. In
Herrn Walters Huldigung und Bejubelung des Bartenstein'schen/Puehringer-Privatstiftung-Projekts:
"Saengerknaben-Konzertsaal" verhoehnt er nicht nur die Bevoelkerung, sondern
auch die bisher nur aengstlich abwartende bis abnickende Bezirksvorstehung
des 2. Bezirks, wenn er davon spricht "dass ein behutsamer Umgang mit dem
historischen Gelaende Vorrang haben muss". Der Wunschbrief an das Christkind
lautet dann: es soll keine Einschraenkung der Lebensqualitaet durch die
anstehenden Bauarbeiten geben, der Schutz der historischen Anlage und der
Gruenflaechen habe hoechste Prioritaet, ein Verkehrskonzept sei ueberdies
notwendig und "Klangkristall" werde zum zukuenftigen Treffpunkt und
Aushaengeschild des Bezirks. Was soll man zu deratigen Aussagen sagen: all
das wird auf Kosten der Anrainer und Erholungssuchenden tatsaechlich
passieren, dass der von vornherein fuer die Tourismus geplante Konzertsaal
auch zum Treffpunkt und Aushaengeschild des Bezirks wird, ist mit Sicherheit
zu bezweifeln.

PolDi (PolitikDirekt in die Leopldstadt) hat April eine Umfrage im Bezirk
durchgefuehrt und dabei ist herausgekommen, dass kein/e einzige/r Befragte/r
jemals in einem Saengerknabenkonzert war. Die Saengerknaben sind ein
anachronistischer Film- und Fernseh-Kitsch, der mit der Wirklichkeit im
Bezirk kaum was zu tun hat. Was hier gegen den Willen und die Interessen der
Bevoelkerung durchgesetzt wird, ist nichts anderes als ein Tourismusprojekt,
wo irgendwelche von der Politik Beguenstigte schon glitzernde Augen
bekommen, weil sie an den Profit denken, den sie sich dort erwarten.

Natuerlich wird sich auch die Immobilienbranche die Haende reiben. Eine
Hochbluete fuer Spekulanten ist zu erwarten, fuehrt ein solches Projekt doch
zu hoeheren Mieten und Grundstueckspreisen. Der Absiedlungsdruck auf die
alteingesessenen MieterInnen wird entsprechend zunehmen und wie man weiss:
hinter dem Schutzschild eines politisch gewollten "Aushaengeschildes" wird
es fuer die dort wohnende Bevoelkerung kaum noch Rechtssicherheit geben.
Wenn von der Erhaltung des Gruen- und Erholungsraums gefaselt wird, wie es
unser bemuehter OeVP-Stadtrat tut, kann das nur mehr als Zynismus bezeichnet
werdem. Wenn Wirtschaft und Politik von Aufwertung eines Bezirks reden, dann
sollte man genau zuhoeren und sich warm anziehen, denn sie meinen was
Anderes als wir, naemlich ungehemmte Verwertung von Wohn-, Gruen- und
Erholungsraum. Und was tut die SPOe, die immerhin in Wien die
Alleinregierung bildet? Was tut die SP-Bezirksvorstehung?

Es ist ein Jammer, wie in diesem Land, in dieser Stadt politische
Entscheidungen fallen, offenbar nur noch nach dem Prinzip: wer bietet mehr!
Es ist zu hoffen - und die ersten Reaktionen geben dazu lustvollen Anlass -,
dass hier breiter Widerstand gegen diese miese Art von Politik die
Durchfuehrung dieses Projekts verhindert. Je mehr und groesser der
Widerstand, desto besser, PolDi macht jedenfalls dabei mit.

Ceterum censeo: Die Mieten sind zu hoch!

*Josef Iraschko,
KPOe-Bezirksrat in der Leopoldstadt und Mitglied von PolDi*


Kontakt: http://poldi.leopoldstadt.net



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