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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 13. November 2007; 18:46
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Buecher:

> Zwei Heldengestalten

M.Luksan/H.Schloesser/A.Szanya
Heilige Scheine
Marco d'Aviano, Engelbert Dollfuss und der oesterreichische Katholizismus
ISBN 978-3-85371-275-7, 176 Seiten, ausfuehrlich bebildert, br., 17,90 Euro

Im April 2003 wurde, von der aufgeklaerten Oeffentlichkeit weitgehend
unbemerkt, der katholisch-klerikale Eiferer Marco d'Aviano von Papst
Johannes Paul II. selig gesprochen. Indirekt war damit auch eine spaete
Ehrung des Fuehrers der Austrofaschisten, Engelbert Dollfuss, verbunden.
Dieser hatte dem Beichtvater Kaiser Leopolds I., der Ende des 17.
Jahrhunderts seine ganze geistliche Kraft in den Dienst des Kampfes gegen
die Tuerken gestellt hatte, zu einer gesellschaftlichen Wiedergeburt
verholfen. "Heilige Scheine" nimmt die Spur des radikalen Katholizismus in
seiner barocken Bluetezeit auf und verfolgt sie in der Person des Marco d'Aviano
in immer wiederkehrenden reaktionaeren Zeiten.

Der italienische Kapuzinerpater Marco d'Aviano, dessen Denkmal vor der
Kapuzinerkirche in Wien taeglich von Hunderten TouristInnen photographiert
wird, wurde Ende des 17. Jahrhunderts als Prediger und paepstlicher Legat in
der Habsburgermonarchie bedeutend. Seine Bitten und wohl auch Interventionen
an hoechster Stelle haben zu seinem Ruf als "Retter Wiens" anlaesslich der
2. Tuerkenbelagerung der Donaumetropole beigetragen. Schon zu Lebzeiten war
er zu einer Figur der kirchlichen Propaganda geworden.

Mit der Machtuebernahme der klerikalen Austrofaschisten im Jahre 1933, die
als "Vaterlaendische Front" regierten, platzierte ihr Fuehrer Engelbert
Dollfuss die legendenumwobene Figur des barocken Seelsorgers d'Aviano mitten
in die Gegenwart des Staendestaates. Der Kult um die beiden Heldengestalten
kulminierte nach der Ermordung von Dollfuss im Juli 1934 in einer Abfolge
von komisch-grotesken Ehrungen, ehe Pater d'Aviano 1936 wieder aus der
oesterreichischen Propaganda verschwand.

Papst Johannes Paul II. spannte mit der Seligsprechung von Marco d'Aviano
den Bogen von der barocken, katholischen Staatsmythologie ueber die
klerikalfaschistischen 1930er Jahre bis in die Zeit des religioesen
Wiedererstarkens unserer Tage.

Das Buch erzaehlt die Geschichte des Marco d'Aviano und seines Verehrers
Dollfuss mit textlichen und visuellen Einblicken in die klerikale Propaganda
des Staendestaates. Es enthaelt ueber 60 teils sehr skurril wirkende
Photodokumente und bietet enzyklopaedische Informationen sowie exakte
Quellenangaben.
(Waschzettel des Verlags)



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