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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 20. Maerz 2007; 16:42
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Frauen/Rechte:

> HLI in Salzburg

Was wir seit Jahren in Wien kennen, verbale wie koerperliche Attacken auf
schwangerschaftsabbruchwillige Frauen, wurde vor einem Jahr durch
landesgesetzliche Bestimmungen ein wenig eingedaemmt. Nun, seitdem dort seit
kurzem auch Abbrueche durchgefuehrt werden, gibt es diesen Terror bei der
Gynmed Ambulanz am Salzburger Landeskrankenhaus. Heidi Rohrmoser interviewte
fuer die Radiofabrik Salzburg Petra Schweiger, Mitarbeiterin des ISIS
Frauengesundheitszentrums, die an der Ambulanz taeglich 3 bis 4 Frauen
betreut.

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Petra Schweiger ueber die Aggressoren: "Die Attacken kommen von ,Human Life
International', einer fundamentalistischen amerikanischen Organisation, ,Pro
Life' und der ,Jugend fuer das Leben'. Besonders durch das Engament von
Human Life International zeigt sich, dass es sich hier um eine bundesweit
organisierte und handelnde Organisation handelt. Human Life International,
mit Dietmar Fischer in Wien, holte sich z.B. einen amerikanischen Coach zur
Abtreibungsgegner-Ausbildung, also das Lernen scharfmachender Hetze und wie
Aggressionen an Feindbildern auszuleben sind, z.B. durch nervtoetende
lautstarke Betorgien vor den privaten wie oeffentlichen Ambulatorien."

Schweiger nennt Beispiele fuer diese Handlungsweisen.: "Stalking: Die Fundis
betreten die Raeume der Gynmed-Ambulanz, setzten sich hin, und beten laut
mit dem Rosenkranz in der Hand." Schweiger fordere sie dann auf, sich in die
Kirche des LKH zu begeben, was sie selbstverstaendlich nicht taeten, bis sie
durch den privaten Sicherheitsdienst oder den Zivilsicherheitsbeamten
abgefuehrt wuerden. Eine andere Methode sei: "Psychoterror: Sie sammeln sich
dann wieder auf der Aiglhof-Seite, wo sie im Parkhaus des LKH die Frauen
massiv bedraengen und belaestigen bis hin zu koerperlichen Attacken. Sie
schreien in der Gruppe die einzelnen Frauen an, drohend, sie wuerden ,ein
Leben lang verfolgt werden', und dass die Inanspruchnahme eines
medizinischen Termins ,Mord sei'." Und dann werde dieser Psychoterror noch
mit vorsaetzlichen Betrug gemischt: "Eine Fanatikerin hat eine Frau vom
Gynmed bis zum Parkhaus verfolgt und sich als Psychologin des Gynmed
ausgegeben, ihr Horrrorgeschichten ueber den Schwangerschaftsabbruch
erzaehlt und sie damit massiv verunsichert. Diese eingeschuechterte und
verunsicherte Frau rief dann extra noch einmal bei dem Leiter der
Gynmed-Ambulanz an, um nachzufragen, ob das denn der Wahrheit entspreche und
wurde gluecklicherweise aufgeklaert und beruhigt." Und schliesslich komme es
zu koerperlichen Uebergriffen: "Frauen ist es passiert, dass sie
Plastikembryos, Broschueren und kirchliche Buecher ins Auto und an den Kopf
geworfen bekommen haben."

Schweiger beschreibt, dass sie mit dem Engagement und der Unterstuetzung
durch die Leitung des LKH´s, dem Management, der Pflegedirektion und der
wirtschaftlichen Direktion hoechst zufrieden sei: "Alle vertreten
einheitlich die Position, dass die Frauen in Ruhe gelassen werden muessen,
und sie versuchen das auch mit den ihnen zur Verfuegung stehenden Mitteln am
Gelaende des LKH durchsetzen."

Schweiger beklagt die Situation, dass die Frauen individualisiert seien,
einander nicht kennen wuerden und deshalb auch nicht organisierbar seien:
"Zudem herrscht eine Stimmung gegen eine Organisiserung und das Beduerfnis,
die Situation nicht ,aufbauschen' zu wollen. Die Frauen sind mit der
psychischen Verarbeitung des Schwangerschaftsabbruches ohnehin beschaeftigt,
wobei psychologische Hilfe hier gerne in Anspruch genommen wird. Denn das
groesste Problem eines Schwangerschaftsabbruches ist, dass dafuer die
gesellschaftliche Akzeptanz fehlt, darueber nicht normal gesprochen wird und
die Frauen somit isoliert damit klarkommen muessen." Schweiger betont aber,
dass ein Schwangerschaftsabbruch im Leben einer Frau normal sei: "Fuer die
einen ist es eine schwierige, fuer die anderen eine klare Entscheidung.
Besonders fuer die Frauen, fuer die es eine schwierige Entscheidung ist,
besteht ein Recht auf feministischer, menschlicher und medizinischer
Betreuung waehrend der Entscheidungsphase. Das Nicht-Sprechen waehrend
dieser Phase und die Geheimhaltung danach wirken spaeter negativ weiter. Es
besteht ein Bedarf an Schutzzonen vor dem Gynmed-Ambulatorium. Der Einwand,
dass es hier um Meinungsfreiheit der Lebensschuetzer ginge, ist nichtig, da
die Frauen verbal wie koerperlich in ihrer Freiheit behindert werden.
Bundesweit arbeitet ISIS an der Einrichtung von Schutzzonen vor privaten und
oeffentlichen Einrichtungen durch Aenderungen im Rahmen des
Sicherheitspolizeigesetzes. Das LKH-Direktorium setzt sich insofern ein, als
es Propagandamittel, Belaestigungen und Demonstrationen am Gelaende des LKH
verbietet. Es gibt das juristische Mittel einer Besitzstoerungsklage, das
auch in Zukunft verstaerkt angewendet werden soll. Ein kreatives Beispiel
ist des Engagieren einer Theatergruppe vor privaten Ambulatorien in Wien.
Die Frauen selbst wollen in Ruhe nach Hause gehen. Schwangerschaftsabbruch
ist, weil er sich nicht von anderen medizinischen Behandlungen
unterscheidet, ein Menschenrecht. Die Salzburger Frauen empoert die minimale
Anzahl an weiblichen niedergelassenen Gynaekologinnen mit
Gebietskrankenkassen-Vertraegen. Konkret gibt es 2 Gynaekologinnen mit
Kassenvertraegen. Fuer die Frauen sind aufgrund des Andrangs maximal 20
Minuten Zeit fuer Gespraech und Behandlung. GKK-Vertraege fuer
Frauenaerztinnen sind menschlich unannehmbar, da sie das Wichtigste,
naemlich das Gespraech zwischen Frauenaerztin und Klientin nicht ausreichend
bezahlen, wo doch die Beratung und das Wissen um den eigenen Koerper am
wichtigsten sind. Dagegen gibt es fuer eine Ultraschalluntersuchung mit
einer Maschine unverhaeltnismaessig viel Geld."



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