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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Januar 2007; 20:06
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Gipfel/World Social Forum:

> Logistische Herausforderung

Das VII. Weltsozialforum, das am Samstag in Nairobi, Kenia, mit einer
farbenfrohen und lautstarken Kundgebung im Uhuru-Park ("Freiheitspark")
eroeffnet wurde, ist bereits in vollem Gange. Viele hatten bis zum letzten
Augenblick an seinem Zustandekommen gezweifelt.

Nicht nur logistische Probleme waren es, die die Veranstalter in grosse
Noete gebracht hatten, als bekannt wurde, dass nicht einmal ein Viertel des
vorgesehenen Budgets aufgetrieben werden konnten. Von den grossspurig
angekuendigten 100.000 TeilehmerInnen war letztlich kaum ein Drittel
erschienen.

Alle Traeume von Tausenden von Schwarzafrikanern, die in grossangelegten
Karavanen aus allen Teilen des Kontinents haetten anreisen sollen, waren
entweder an Visaproblemen oder den finanziellen Noeten geplatzt, mit denen
sich das afrikanische Organisationskomitee konfrontiert sah. Hatte es in
Porto Alegre, Brasilien, 2005 noch 13 Sprachen gegeben, in die jedes
einzelne von Hunderten Seminaren uebersetzt wurde, reichte es diesmal meist
nicht einmal fuer eine konsekutive Uebersetzung ins Englische oder
Franzoesische.

So setzte das Organisationskomitee kurzerhand die Beitraege, welche die
TeilnehmerInnen zu zahlen hatten, ueberfallsartig hinauf. Menschen aus
Europa oder den USA mussten zusaetzlich zu den exorbitant gestiegenen
Hotelkosten 50.- US-Dollar fuer ihr Visum und 100.- als Tagungsbeitrag
berappen. Noch schwerer hatten es die KenianerInnen selbst, die etwa 500.-
kenianische Shillings (etwa 6.- Euro) hinlegen haetten muessen, was etwa den
woechentlichen Mindestlohn entspricht.

"Wir werden doch nicht unsere Familien hungern lassen, nur damit wir ueber
die Armut reden koennen, die wir taeglich erleiden muessen", sagte eine Frau
aus Kibera, einem der grossen Elendsviertel der Hauptstadt, deren
Einwohnerzahl sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hatte. Deshalb
veranstalteten sie, die sich ausgegrenzt fuehlten, eigene Seminare in ihren
Wellblechhuetten, weil sie auch nicht die Mittel hatten, zu dem 30 km
ausserhalb der Hauptstadt gelegenen Kasarani-Stadium zu kommen, wo das VII.
Weltsozialforum am Sonntag begann.

Mit Unterstuetzung der VertreterInnen der Versammlung der weltweiten
sozialen Bewegungen setzten die SlumbewohnerInnen dann aber im letzten
Moment doch durch, dass sie die Sperren zum Stadium ohne Bezahlung
durchschreiten durften. Das wurde von allen TeilnehmerInnen heftig
begruesst.

Die Menschen aus den Slums zeigten sich denn auch ueberrascht, als sie die
raffiniert gestalteten Installationen zu sehen bekamen, die die Veranstalter
vorbereitet hatten: In kuerzester Zeit hatten Dutzende von freiwilligen
Helfern an der Innenseite der Raenge des Stadiums Zeltplanen errichtet, die
die BesucherInnen vor der gleissenden Sonne abschirmten. Gleichzeitig
trommelten in periodischen Abstaenden ostafrikanische Tanzgruppen ueber die
Laufbahnen der Athleten, hinter denen Dutzende von Staenden errichtet waren,
in denen die Nichtregierungsorganisationen den BesucherInnen ihre
Informationsmaterialien anboten.

Ausserhalb des Stadiumbereichs waren noch verschiedene Zelte
unterschiedlicher Groesse erreichtet worden, die einzelnen veranstaltenden
Organisationen wie ATTAC, Via Campesina oder Caritas fuer ihre Seminare zu
Verfuegung stehen. Alles in allem also ein gelungenes Setting, in dem etwa
doppelt so viele Menschen haetten Platz finden koennen.
*Leo Gabriel/DAZ*



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