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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Jaenner 2007; 20:04
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Gipfel/World Social Forum:

> Europa und die multipolare Welt

Der philippinische Alternativnobelpreistraeger Walden Bello sieht die
neoliberale Globalisierung auf dem Rueckzug. Aber gleichzeitig ruestet
Europa militaerisch auf, um seine Interessen global durchsetzen zu koennen.

"Globalisation is on retreat" (Die Globalisierung ist auf dem Rueckzug),
erklaerte am Sonntag bei einem von der lateinamerikanischen Alianza Social
Continental veranstalteten Seminar Walden Bello, Chef einer der
engagiertesten Nichtregierungsorganisationen (Focus on the Global South) aus
Thailand auf dem Weltsozialforum in Nairobi. Damit meinte er aber
keineswegs, dass sich die transnationalen Unternehmungen wie Boeing oder
Airbus die Standpunkte des Weltsozialforums zu eigen gemacht haetten,
sondern bloss dass "Europaeische wie US-amerikanische Transnationale
Konzerne sich wieder hinter den Fahnen ihrer jeweiligen Nationalstaaten
verstecken".

Bellos These: Durch das Auftreten neuer Players auf dem Weltmarkt wie China,
Indien und Brasilien, ziehen sich auch die wirtschaftlichen Supermaechte auf
ihre Stammlaender zurueck. Es bilde sich also eine multipolare Struktur der
Weltherrschaft heraus, in der die USA zunehmend an Einfluss verliere, meint
Bello.

Diesem Gedanken pflichtete auch der deutsche EU-Parlamentarier Tobias
Pflueger bei, allerding mit dem Zusatz, dass Europa in diesem Gefuege die
Rolle eines "oekonomischen Giganten, eines politischen Zwergs und eines
militaerischen Wurms" zukomme - ein Zustand den die EU derzeit mit allen
Mitteln zu ueberwinden suche. Unter Verweis auf ein so genanntes European
Defence Paper, das derzeit im EU-Parlament auf heftige Kritik stoesst,
kritisierte Pflueger die Aufruestungsplaene Bruessels.

So sollen in den naechsten Jahren 19 verschiedene Battlegroups von je 1500
Mann geschaffen werden, die als naechstes auf Ersuchen Frankreichs im Kongo
zum Einsatz kommen sollen. Dem gleichen Ziel diene auch ein geplantes Netz
von europaeischen Militaerbasen, die auf der Grundlage der bestehenden
Stuetzpunkte Frankreichs, Deutschlands und Italiens errichtet werden sollen.
"Europa ist derzeit im Begriff, eine zweite imperiale Macht zu werden, die
mit der Supermacht USA in Konkurrenz treten will", sagte Pflueger bei der
Diskussion mit VertreterInnen der Anti-Kriegsbewegungen in Europa,
Lateinamerika und Asien.

So sieht es auch Juan Ramon Duran, ein spanischer Politologe, der einen so
genannten "Plan Afrika" aufdeckt, durch den die EU seine Suedgrenze zu
Afrika militarisieren will. Zwar seien die interventionistischen Plaene
derzeit aufgrund des fuer die EU negativen Ausgangs der Referenden in
Frankreich und Holland etwas aufs Eis gelegt. Trotzdem beduerfe es aber -
wie das europaeische Engagement in Afghanistan zeige, nur eines kleinen
Anstosses, um an den verschiedenen Kriegsschauplaetzen einzugreifen.

Die Frage, was die europaeische Zivilgesellschaft unternehmen koenne, um die
Militarisierung Europas zu vermeiden, beantworteten die Experten mit der
Forderung, dass sich die europaeischen Laender so rasch wie moeglich aus
Afghanistan zurueckziehen soll. "Um das zu erreichen gibt es nur eines:
Mobilisieren, Mobilisieren, Mobilisieren!"
*Leo Gabriel/DAZ*

Laufende Berichte aus Nairobi gibt es unter
http://www.dieanderezeitung.at



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