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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Mai 2006; 18:10
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Wasser/Wirtschaft/Tuerkei/Oesterreich:

> NGOs empoert ueber Pro-Ilisu-Delegation

Ein Dialog mit Gegnern des tuerkischen Dammprojekts wurde von VA Tech
abgelehnt

ECA-Watch und andere Nichtregierungsorganisationen zeigen sich empoert
darueber, dass die VA Tech derzeit in Oesterreich mit einer nicht
repraesentativ besetzten "Pro-Ilisu"-Delegation Stimmung fuer das
Mammut-Staudammprojekt im Osten der Tuerkei macht. Gleichzeitig lehnt die VA
Tech den Dialog mit den Gegnern des Dammprojekts, die sich ebenfall in
Europa befinden bereits zwei Mal ab. "Eine parallele Werbe-Delegation fuer
den Staudamm zu organisieren aber den Dialog mit den Repraesentanten der
Region zu verweigern, sei kontraproduktiv.", so Nonno Breuss, von ECA-Watch.
"Auch bei den desastroesen Grossstaudaemmen, wie zum Beispiel dem
Drei-Schluchten-Staudamm in China, gibt es neben der Mehrzahl der Verlierer
auch Profiteure. Der Ilisu Staudamm ist hier keine Ausnahme.".

Nach aktuellen Umfragen sind ueber 70% der Betroffenen in den Doerfern gegen
den Staudamm und weniger als 30% fuer den Bau - eben jene Minderheit, der
Arbeit und Einkommen versprochen wurde. Die 30% Befuerworter sind vor allem
Grossgrundbesitzer, die hohe Entschaedigungen erhoffen, Besitzer von kleinen
Unternehmen wie Baeckereien und Zulieferer sowie potentielle Arbeiter fuer
den Bau des Staudammes. Genau aus jener Gruppe hat das Konsortium eine
Delegation zusammengestellt, welche nun in Europa den Eindruck erwecken
soll, dass alle betroffenen Menschen ohnehin fuer den Bau des Dammes waeren.
Unter den "Repraesentanten" der VA Tech-Delegation faenden sich fast
ausschliesslich Ernannte der Regierung in Ankara. Der einzige von der
lokalen Bevoelkerung gewaehlte Vertreter - Mehmet Besir Hamidi - besitzt
selber grosse Laendereien in der Region und kann mit entsprechenden
Abfindungen rechnen.

In der betroffenen Region selber haben sich zahlreiche Buerger der Region,
praktisch alle Staedte, Verbaende, Menschenrechtsorganisationen und Vereine
von Betroffenen zu einer Plattform gegen den Staudamm zusammengeschlossen.
Um nicht Einzelfaelle, sondern repraesentative Vertreter der Region nach
Europa zu holen, haben NGOs gewaehlte Buergermeister und die lokalen
Vertreter der Plattform ermutigt, nach Zuerich, Wien und Berlin zu kommen
und direkt mit dem Konsortium und Politikern zu sprechen. Eine
Dialog-Einladung an das Konsortium wurde jedoch von diesem abgelehnt.

Mit den Profiteuren und Befuerwortern eine Werbe-Tour zu veranstalten,
ersetzt nicht die Notwendigkeit Verantwortung fuer alle betroffenen Menschen
zu uebernehmen. Wo es um die Zukunft von ueber 50.000 Menschen geht, sind
30% Zustimmung nie genug.
(Gemeinsame Auss. von AGEZ, GfbV, Global 2000; u.a./gek.)

Infos: http://www.eca-watch.at/ilisu/index.html

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> Staudamm nicht mit EU-Recht konform

Wie die Zeitschrift Focus am 10.4. berichtete, ist auch dem Nationalen
Sicherheitsrat der Tuerkei sehr bewusst, dass der Bau des Ilisu-Staudamms
nicht mit europaeischem Recht vereinbar ist. Der Bau des Ilisu-Staudamms
muesse unbedingt fertiggestellt sein, bevor die Tuerkei im Zuge ihres
EU-Beitritts an europaeisches Recht gebunden werde, so der als tuerkische
Nebenregierung bekannte Sicherheitsrat. Da es sich beim Tigris um einen
grenzueberschreitenden Fluss handelt, duerfe er nach EU-Norm nicht ohne das
Einverstaendnis der Anrainerstaaten Irak und Syrien aufgestaut werden.
(WEED/bearb.)

Quelle: http://www.weed-online.org/themen/hermes/121159.html

> Fakten

Der Ilisu-Staudamm, ein Teil des tuerkischen Suedostanatolien-Projekts, ist
ein geplantes Wasserkraftwerk am Fluss Tigris im Suedosten des Landes.
Nachdem ein erster Anlauf nach heftigem internationalen Protest im Jahr 2002
gescheitert ist, ist das Projekt 2005 neu lanciert worden.

Der Tigris soll mit einem 1820 m breiten und 135 m hohen Erddamm gestaut
werden. Dadurch entsteht ein mehr als 300 km² grosser Stausee mit einem
Volumen von 10.400 Millionen Kubikmeter. Vorgesehen ist der Bau eines
Spitzenlast-Kraftwerks mit einer Leistung von 1200 Megawatt aus sechs
Francis-Turbinen, was etwa drei Prozent der tuerkischen Stromerzeugung
ausmachen wuerde. Die Baukosten werden auf rund 1,2 Milliarden Euro
veranschlagt. Der Standort des geplanten Staudammes liegt in
Suedostanatolien rund 65 km stromaufwaerts von der syrischen Grenze in einem
von kurdischen Tuerken bewohnten Gebiet. Die Tuerkei rechnet mit einer
Inbetriebnahme fuer 2012/13.
(Wikipedia)

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